Rosentraeume
Bemerkung anheben, als die Schönheit des Vogels sie gefangennahm. Das Federkleid glänzte in verschiedenen, beinahe unbeschreiblichen Farbtönen, der Kopf besaß die stolzeste Haltung, die sie je bei einem solchen Tier gesehen hatte.
Als sie sich dem Fluß näherten, flog ein Reiher vom Wasser auf, und ein Dutzend Greifvögel, Terzel, Hühnerhabichte und Würgfalken stiegen hoch. Christian stellte sich in den Steigbügeln auf, um Salome hochzuwerfen. Brianna stockte der Atem, als der Vogel senkrecht nach oben flog und dann herabstieß, vorbei an den anderen Vögeln. Sie traf den Reiher mit geballtem Fuß, packte ihn dann mit ihren scharfen Klauen und flog mit ihm zurück zu ihrem Herrn. Nachdem Christian die Beute in seiner Satteltasche verstaut hatte, lobte er sie ausgiebig und belohnte sie mit einem Leckerbissen aus seinem Waffengurt.
»Warum ist sie unseren Vögeln überlegen?« Sie hatte erwartet, daß er damit prahlen würde, auf welche Art er sie abgerichtet hatte.
»Sie wurde am Persischen Golf gefangen, in der Wildnis. Man mußte ihr nicht erst beibringen, wie man jagt.«
Zu ihrer Bestürzung fand Brianna ihn faszinierend. Sie sah sich nach Joan um und entdeckte gerade noch, wie sie mit Prinz Edward zwischen den Bäumen verschwand. Vor ihnen machte Isabel gerade eine Szene. Ihr Terzel war auf die Spitze einer hundert Fuß hohen Eiche geflogen und weigerte sich, zurückzukommen. Er hatte eine Fischkrähe gefangen und fraß sie gerade auf. Isabel beschimpfte ausgiebig einen Falkner, einen Reitknecht, einen Knappen und zwei Diener. Der Falkner schwenkte seine Lockspeise und pfiff den aus drei Noten bestehenden Ruf, wieder und wieder, doch der Vogel ignorierte ihn. Die Prinzessin bekam einen Wutanfall.
Als Hawksblood näher kam, wandte die Prinzessin sich an ihn. »Die Dienerschaft ist zu nichts nütze, könntet Ihr mir behilflich sein, mein Ritter?«
Er runzelte die Stirn. »Es ist ein Irrtum, daß nur ein hungriger Vogel jagen mag. Wie Ihr seht, füllt ein hungriger Vogel zunächst einmal seinen Bauch.« Er ritt zur anderen Seite der Eiche, um einen ungehinderten Blick auf den Vogel werfen zu können. Brianna folgte ihm, doch blieb sie ein Stück zurück, um ihren Merlin nicht aufzuregen. Sie fragte sich, was die Prinzessin wohl von ihm erwartete, sollte er vielleicht auf diesen Baumriesen klettern? Ihr entging keine seiner Bewegungen, als er ganz ruhig sein Pferd unter den Baum lenkte und dann seinen freien Arm ausstreckte.
Hawksblood saß reglos im Sattel, um seine Kraft zu konzentrieren und dann seine ganze Aufmerksamkeit auf den Vogel zu richten. Er brauchte zwei Minuten völliger Stille, ehe es ihm gelang, mit dieser Kreatur eins zu werden, um ihr seinen Willen aufzuzwingen. Der Vogel flog auf seinen Arm wie eine zahme Taube.
Prinzessin Isabel war voll des Lobes für ihn, doch immer wieder wollte sie von ihm wissen, wie er das bewerkstelligt hatte.
»Es war reiner Zufall, Euer Hoheit. Der Vogel hat sich ausgerechnet in diesem Augenblick entschieden zurückzukehren.«
Brianna wußte, daß das nicht stimmte. Selbst Isabel glaubte es ihm nicht. Schließlich, als sie nicht lockerließ, eine Erklärung zu fordern, meinte er: »Euer Falke ist männlich, der meine weiblich. Es war Salome, die ihn angelockt hat.« Für Isabel war das Geheimnis gelöst, doch Brianna nahm an, daß dieser dunkle Fremdling mehr mit dem Verhalten des Vogels zu tun hatte als seine Salome. Als er den Vogel der Prinzessin reichte, bemerkte Brianna, daß er auf seinem nackten Arm gelandet war und dennoch keinerlei Schramme seiner scharfen Krallen hinterlassen hatte. Desweiteren fiel ihr auf, daß Hawksblood keine Narben hatte, obwohl er doch ein Krieger war. Wenigstens keine im Gesicht oder auf seinen Armen. Das kam ihr ungewöhnlich vor. Alle Männer, die sie kannte, ob jung oder alt, stellten ihre Narben zur Schau als Beweis für ihren Mut.
Während Christian Hawksblood noch mit Prinzessin Isabel beschäftigt war, ergriff Brianna die Gelegenheit, ihr Pferd anzutreiben und zu den anderen jungen Damen hinüberzureiten. Sie fühlte sich ein wenig beunruhigt über die Tatsache, daß sie am liebsten an seiner Seite geblieben wäre, ihn in eine Unterhaltung verwickelt und seine erstaunliche Gegenwart genossen hätte. Es war beinahe so, als habe er ein magisches Netz zwischen ihnen ausgeworfen.
Vorsichtig ging sie ihm aus dem Weg, doch sein Knappe blieb in ihrer Nähe. Als sie in den Wald kamen, ritt sein Knappe vor ihr
her, als
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