Rosentraeume
sogar im Kampf gegen den Grafen von Kent unterlegen. Und jetzt hatte er, allmächtige Güte, auch noch ein Pferd umgebracht! Robert knirschte vor Ärger mit den Zähnen. Wie, zum Teufel, konnte Lionel da die Hoffnung hegen, irgendwann einmal König zu werden? Das hirnlose Schwein würde all die verlockenden Pläne Roberts für seine Zukunft ruinieren, wenn er nicht aufpaßte.
Robert versuchte, sich auf seinen eigenen bevorstehenden Kampf mit dem fremden Bastard, seinem Bruder, vorzubereiten. Auf diesen Augenblick hatte er schon den ganzen Tag gewartet. Ohnehin mußte er seiner schlechten Laune Luft machen, und welch besseres Ziel könnte er sich dafür wünschen als den Araber? Die beiden Kämpfer, die im Augenblick auf dem Feld waren, hatten dem König nachgeeifert und ihren Beinschutz abgelegt. Als Roberts Knappe ihm seinen Hengst hielt, damit er aufsteigen konnte, sah er, daß niemand den Beinschutz anbehalten hatte. In einer prahlerischen Geste befahl er seinem Knappen, auch seine unteren Panzer zu lösen. Es würde ihm beachtlich mehr Freiheit verschaffen, ganz besonders auf dem Boden, also mußte sein Hauptziel sein, Hawksblood vom Pferd zu holen.
Robert klemmte die Lanze unter den Arm, hielt seinen Schild vor den Körper und ließ dem Haß freien Lauf.
Brianna wäre am liebsten weggerannt. Das letzte, was sie mit ansehen wollte, war eine Begegnung dieser zwei ungleichen Brüder. Aber natürlich konnte sie nicht einfach verschwinden, sondern mußte es durchstehen. Grasstücke spritzten unter den Hufen der Pferde beiseite, als sie aufeinander zurasten. Verschwommen sah sie etwas Gelbes an Roberts Helm flattern und das rote Band wehte vom Ring der Schwertscheide Christians. Die Hufschläge der Pferde donnerten laut in ihren Ohren. Sie begriff nicht, daß es ihr Herzschlag war, den sie hörte.
Joan rief ihr aufmunternde Worte zu. Brianna verstand nicht, was sie sagte, aber sie wußte, welchen der de Beauchamps Joan bevorzugte. Aber wer war Briannas Held? Sie wollte keinen der beiden als Verlierer sehen, beide sollten gewinnen. Mit angehaltenem Atem versuchte sie sich von dem Wettstreit zu lösen. Es war ein Kampf unter Männern, mit ihr hatte er nichts zu tun! Mit ihr hatte er sehr wohl etwas zu tun...
Christian Hawksbloods Arm wurde eins mit seiner Lanze. Durch den Schlitz seines Visiers sah er alle Einzelheiten überdeutlich, jede Bewegung des anderen schien sich wie in Zeitlupe vor ihm abzuspielen. Mann und Pferd verschmolzen zu einer kraftvollen Einheit. Hawksblood besaß eine stattliche Gestalt, doch sein Halbbruder war sowohl größer als auch schwerer. Robert verließ sich in allen Kämpfen auf seine Muskelkraft -Hawksblood wußte, wenn es ihm gelang, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, würde ihn seine eigene Schwerfälligkeit zu Boden werfen. Christian rückte ein wenig nach links, damit Robert sich mehr als üblich vorbeugen mußte. Es war eine so winzige Bewegung, daß Robert annahm, sein verhaßter Gegner würde durch den Stoß mit der Lanze zu Boden gehen. Statt dessen glitt die Waffe, ohne Schaden anzurichten, nach rechts und zog ihn mit sich, während die Lanze des Arabers ihn mit einem so heftigen Schlag traf, daß er den Halt verlor.
Hawksblood hatte seine Lanze gepackt, war weitergeritten und erholte sich rasch von dem Stoß, wie schon Tausende von
Malen zuvor. Robert war sofort wieder auf den Beinen, es gelang ihm nicht, seine Wut zu bändigen. Er bezweifelte, daß Hawksblood vom Pferd stieg, Ritterlichkeit war das letzte, was er erwartete. Robert verspürte deutliche Schadenfreude, denn Hawksblood trug einen Beinschutz, der ihn behindern würde. Christians Rüstung war jedoch so hervorragend gearbeitet, daß er darin sogar einen Salto hätte schlagen können, falls es nötig geworden wäre. Er zog sein Breitschwert und wehrte kraftvoll alle Schläge und Stöße Roberts ab.
Nach Hawksbloods Erfahrung war es der kühle Kopf, der siegte, und er wußte, daß Robert vor Wut brannte. Christian sah, daß die Schutzvorrichtung von Roberts Schwert sich gelöst hatte, falls er sie überhaupt zuvor angelegt hatte, und er war sich im klaren über den Blutdurst seines Bruders. Robert schwang das Schwert und ließ es dann nach unten sausen. Hawksblood senkte den Schild, um seine Lenden zu schützen. Roberts breite Schwertklinge rutschte an dem tropfenförmigen Schild ab und drang dann in seinen eigenen, ungeschützten Schenkel ein! Er fiel zu Boden und biß sich auf die Lippen, um nicht vor Schmerz
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