Rosentraeume
Kopf. »Leider nicht, Euer Hoheit. Ich war dabei, als Drakkar geboren wurde, und ich werde dabeisein, wenn er stirbt, in Allahs Namen.«
Edward und Christian warfen einander einen belustigten Blick zu, doch insgeheim waren alle beide bewegt von so viel Ergebenheit.
Ein Krankenzelt gab es auch, in dem Meister John Bray, der Arzt des Königs, residierte. Sehr schnell füllte es sich mit Männern, die unter kleineren Verletzungen, wie gebrochenen Rippen, gebrochenen Schlüsselbeinen, ausgerenkten Schultern und Gehirnerschütterung litten. Kleinere Wunden, Schnitte und Aufschürfungen wurden von den Knappen in den eigenen Zelten der Kämpfer behandelt.
Prinz Edward begann, in Erwartung des Nachmittags unruhig im Zelt hin und her zu laufen. Christian streckte sich auf dem Boden des Pavillons aus und schien zu schlummern. »Wie kann er nur so ruhig sein?« fragte Edward Ali.
»Dazu waren lange Jahre der Disziplin nötig. Zuerst muß man die drei Stadien des Wesens voneinander trennen: das geistige, körperliche und gefühlsmäßige Stadium, und dann ist alles nur eine Frage des richtigen Atmens.«
Doch im gleichen Augenblick, als die Herolde in ihre Trompeten stießen, war Hawksblood wieder auf den Beinen, bereit, sich von Paddy seine Rüstung anlegen zu lassen. Diesmal trugen sie beide die Farbe Silber, denn Edward kämpfte als Hawksblood gegen Warrick, danach würden Christian und Robert de Beauchamp aufeinandertreffen.
Brianna verkrampfte ihre Hände im Schoß, als der Name Warricks und der Hawksbloods aufgerufen wurde. Gib, daß keiner von beiden sich verletzt, betete sie.
Prinz Edward wußte, daß er Warrick mit seiner Lanze vom Pferd holen mußte, wenn er den Kampf gewinnen wollte, denn wenn der alte Haudegen ihn erst einmal zu Boden gezwungen hatte und ihm dann mit seinem mächtigen Schwertarm gegenüberstand, war der Ausgang des Kampfes sehr zweifelhaft.
Brianna sprang auf, als die beiden mit einem ohrenbetäubenden Krachen aufeinandertrafen. Beide Lanzen splitterten, und beide Kämpfer wurden aus dem Sattel gerissen. Glücklicherweise war Edward nicht so heftig aufgeschlagen wie Warrick, deshalb stand er auch als erster auf den Beinen. Warrick jedoch gelang es, sein großes Breitschwert zu schwingen, obwohl er noch am Boden kniete. Als er Edwards Schild traf, flog die Schutzvorrichtung vom Schwert, und Warrick hörte sofort auf zu kämpfen. So etwas passierte oft, und es endete meist in einem blutigen Gemetzel, doch Warrick besaß sehr viel Disziplin. Als Prinz Edward sah, daß Warrick sein Schwert senkte, tat er es ihm nach, und der Kampf wurde als unentschieden gewertet. Christian hätte mit dem Ausgang nicht zufriedener sein können.
Der nächste Auftritt fand zwischen Prinz Lionel und Lord Stanley statt, dem Grafen von Cheshire. Die beiden waren leicht zu unterscheiden, denn an Cheshires Lanze wehte ein blau-weißes Banner mit drei Hirschköpfen. Lionel verpaßte den Schild seines Gegners um ein ganzes Stück, seine Lanzenspitze bohrte sich statt dessen in Stanleys gescheckten grauen Hengst. Als das Pferd zu Boden ging, keuchte die Menschenmenge auf und sah dann zu, wie sich das Tier vor Schmerz wand. Stanley, der sich nur noch um sein Pferd sorgte, wurde von Lionel besiegt, der sich um das vor Schmerzen halb wahnsinnige Tier überhaupt nicht kümmerte. Die Menge begann zu murren.
König Edward riß sich seinen Beinschutz ab und lief zu dem Pferd. Ohne auf seine eigene Sicherheit zu achten, untersuchte er es. Dann zog er seinen Dolch und stieß ihn dem leidenden Tier in die Halsschlagader. Es trat noch einmal mit den Beinen aus, dann zuckte es noch einmal heftig und lag dann still.
Die Empörung der Menge wandelte sich in Jubel. Sie wußte, daß die Tat ihres Königs sowohl tapfer als auch ehrenhaft gewesen war. Das Tier wurde mit der Flagge Englands bedeckt und dann vom Feld gezogen.
Prinz John von Gents Stimme drang bis zu Joan und Brianna. »Beim heiligen Kreuz, war das ungeschickt! Lionel hat uns allen Schande gemacht!«
Seine Schwester Isabel wandte sich zu ihm. »Ein wenig Blutvergießen macht ein Turnier doch nur interessant. Stanley kann sich den Verlust eines Pferdes erlauben.«
Prinz John warf ihr einen Blick zu, der einen empfindsameren Menschen vernichtet hätte.
In seinem Zelt, das neben dem von Prinz Lionel stand, schäumte Robert de Beauchamp innerlich vor Wut. Der große schwerfällige Ochse hatte sich nicht nur heute morgen von seinem älteren Bruder besiegen lassen, er war
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