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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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sie wirklich bezaubernd aus. Das blaß amethystfarbene Kleid aus Seidentaft und die purpurne Samtjacke ließen ihr Haar funkeln wie gesponnenes Gold. Warrick war so plötzlich neben ihr, daß sie annahm, er hätte auf sie gewartet. Der alte Krieger faßte galant ihre Fingerspitzen, legte sie auf seinen Arm und führte sie zu ihrem Platz an der Tafel.
    Er setzte sie zwischen seine beiden Söhne und ließ sich dann auf seinem Stuhl neben Robert nieder. Brianna wußte, daß man Robert hatte hereintragen müssen; sie war dankbar dafür, daß sie währenddessen noch in ihren Gemächern weilte. Seine helle Haut war so blaß, daß seine Augen übernatürlich zu leuchten schienen. Christian de Beauchamp war aufgesprungen und wartete, bis sie sich gesetzt hatte. Auch er trug Purpur, doch in einem so dunklen Ton, daß es fast schwarz aussah. Brianna fühlte sich wie ein Knochen zwischen zwei Hunden.
    Die Atmosphäre war ziemlich aufgeladen durch die Ereignisse des Tages. Heute abend hatte der König seinen geschnitzten Sessel dem Schwarzen Prinzen überlassen, der auf dem Ehrenplatz saß. Prinzessin Isabel gab sich damit zufrieden, sich im ruhmreichen Lichte ihres Bruders zu sonnen. Seine schwarze Seidentunika ließ sein flachsfarbenes Haar aussehen, als läge ein Heiligenschein darüber. Und warum nicht? Hatten ihm nicht heute die Götter zugelächelt?
    Der Hof der Plantagenets pflegte seine Feste in unübertrefflichem Glanze zu feiern, die Höflinge waren außerordentlich lärmend und festlich gestimmt, sie trugen kostbare Pelze und verschwenderische Juwelen. Der dunkle Wein floß in Strömen in die Becher, und die Diener trugen schwer an den Platten mit den Speisen, die extra für dieses Fest zubereitet worden waren.
    Schwäne mit vergoldeten Schnäbeln, die auf blauer Seide saßen, konkurrierten mit Reihern und Pfauen in der Mitte der Tafel. Knusprig gebratenes Wildbret, in Stücke geschnitten und mit Pfeffersauce begossen, wurde hereingetragen, gefolgt von Schweineköpfen, gefüllt mit Äpfeln und Kräutern. Deftige Fleischsorten wurden zum Auftakt serviert, während die Pagen schon bereitstanden mit dem zweiten Gang, dampfend heiße Krickenten, Stockenten und Schnepfen.
    Brianna teilte sich einen silbernen Suppennapf mit Robert de Beauchamp, zum Zeichen, daß sie einander versprochen waren. Er saß neben ihr und bemühte sich nicht einmal, eine höfliche Unterhaltung zustande zu bringen. Seine Augen flackerten böse. Auch in Brianna tobte ein Sturm und drohte, sie aus der Fassung
    zu bringen. Ihre Gedanken taumelten durcheinander wie Federn im Wind. Hatte Robert Schmerzen? Wollte er, daß sie mit ihm sprach, oder sollte sie lieber schweigen? Aß er lieber Rindfleisch oder Wild? Sollte sie den Hirschbraten essen oder ihn Robert überlassen?
    Brianna wurde klar, daß sie inmitten ihrer zukünftigen Familie saß. Sie hatte sich schon so lange gewünscht, Teil einer richtigen Familie zu sein, daß sie jetzt überglücklich hätte sein müssen. Statt dessen fühlte sie eine schmerzliche Zerrissenheit. Hawksbloods Anwesenheit überwältigte sie. Seine Männlichkeit drang ihm aus allen Poren, die nur mühsam zurückgehaltene Energie war beinahe mit Händen zu greifen. Er dominierte alles um sich herum. Sie bildete sich ein, die Wärme seines kräftigen Körpers zu fühlen, den männlichen Duft seiner Haut zu riechen.
    »Jedesmal, wenn ich Euch sehe, seid Ihr noch schöner«, murmelte Christian leise. Seine tiefe Stimme rührte sie eigenartig an. Sie wagte nicht aufzuschauen, statt dessen senkte sie den Blick und sah in ihren Schoß. Aus den Augenwinkeln entdeckte sie voller Entsetzen, daß eine Strähne ihres langen Haares auf Hawksbloods Schenkel lag. Auf dem dunklen, purpurfarbenen Stoff nahm sich ihr Haar aus wie Gold. Ihr wurde ganz mulmig, als er besitzergreifend mit den Fingern darüber strich.
    »Euer Haar ist herrlich, Brianna. Ihr stellt jede andere Lady am Hof in den Schatten.«
    Am liebsten hätte sie ihm die Haarsträhne entrissen und ihn ins Gesicht geschlagen, doch eine so impulsive Handlung würde Robert auf den Plan bringen. Zwischen den beiden Brüdern gab es bereits genug böses Blut, also tat sie so, als wäre nichts geschehen. Dieser beunruhigende Teufel wußte, daß sie sich keine Szene leisten konnte, und sie befürchtete, daß er den ganzen Abend unverschämte Komplimente in ihr Ohr flüstern würde.
    »Ich freue mich schon darauf, Euch morgen nach Bedford begleiten zu dürfen. Ganz ohne Nebengedanken hat

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