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Rosentraeume

Titel: Rosentraeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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die Adele ihnen gezeigt hatte, doch Brianna hörte nur mit halbem Ohr zu. Ihre Aufmerksamkeit war auf andere Dinge gerichtet, auf die geladene Atmosphäre, die in dem großen Saal zu herrschen schien.
    Sir Neville Wiggs und seine Männer saßen auf der einen Seite, Burke, Hawksblood und seine Knappen ihm gegenüber. Die Fahrer der Ochsenkarren und Hawksbloods Soldaten hockten in bunter Reihe zwischen den Dienern und Stallknechten des Schlosses Bedford; doch Wiggs und seine Männer hielten sich ab-seits, und Brianna sah, daß sie vor unterdrückter Wut kochten. Ihre Blicke gingen zu Hawksblood, der erneut in eine Unterhaltung mit Mr. Burke vertieft war. Äußerlich sah man ihnen keinen Ärger an, aber sie waren sehr ernst.
    Während sie Christian betrachtete, konnte sie sich des Eindrucks nicht erwehren, daß er der Gebieter in dem großen Saal war. Er strahlte äußerstes Selbstvertrauen und Beherrschung aus, beinahe so, als residiere er in seinem eigenen Schloß und sei Herr über jeden Stock und Stein und jeden einzelnen Mann innerhalb dieser Mauern. Ganz gleich, wohin er auch ging, man begegnete ihm voller Hochachtung, sogar die Plantagenets, und Brianna erklärte sich dieses Phänomen mit seinen geheimen Kräften.
    Als das Essen vorüber war, begannen die Männer zu würfeln, und die Damen zogen sich in das Sonnenzimmer zurück, wo Adele ihr Können im Spiel der Laute und der irischen Harfe zum besten gab. Sie hatte eine liebliche, sanfte Stimme, und während Brianna der Musik lauschte, zogen Erinnerungen an ihre Mutter und ihre Kindheit an ihrem inneren Auge vorüber.
    Als sie sich schließlich in ihr Zimmer zurückzog, war sie in einer nachdenklichen Stimmung. Sie hatte sich zur Hälfte ausgekleidet, als sie sich unwiderstehlich zu der Truhe hingezogen fühlte, in der die Sachen ihrer Mutter verwahrt wurden. Langsam hob sie den schweren Deckel hoch. Ein Duft wie von frischem Heu stieg aus der Truhe auf, als Brianna ein Nachtkleid daraus hervorzog. Es war aus ungebleichter irischer Spitze gefertigt, so fein wie Spinnweben. Brianna hielt die Kerze hoch, um sich die Spitze genauer anzusehen, und erkannte ein uraltes keltisches Muster, ähnlich den Bordüren der Umrandungen, die sie für ihre Bilder wählte. Die Symbole und Tiere erschienen in legendären Gestalten, und das Muster besaß weder Anfang noch Ende, alles war nahtlos miteinander verbunden.
    Brianna wollte dieses Kleid unbedingt anprobieren. Sie stand vor dem polierten silbernen Spiegel, zog sich nackt aus und schlüpfte hinein. Vorne war das Gebilde offen und wurde mit vielen kleinen Schleifen geschlossen. Im Augenblick, als die Spitze ihren Körper berührte, fühlte sie sich anders als sonst. Das Gewand, in der Farbe ihrer Haut, war so geschnitten, daß es in losen Falten ihren Körper umschmeichelte und ihre weiblichen Formen noch hervorhob. Es besaß einen tiefen Ausschnitt und schmiegte sich provozierend an ihre üppigen Brüste. Die Ärmel waren weit und bedeckten ihre Hände; der Rock fiel auseinander, als sie ihre Beine vorstreckte und das, was dazwischen verborgen war, freigab.
    Im Inneren fühlte Brianna ein heißes Glücksgefühl und brennende Erregung. Sie warf einen Blick in den Spiegel und wunderte sich über ihre Verwandlung, dann sah sie plötzlich in ein Paar aquamarinfarbener Augen. Sie wandte den Blick nicht ab, wollte gar nicht wegsehen. Direkt lächelte sie in seine Augen. Das Wissen, daß er sie oft beobachtete, kam ganz plötzlich. Ganz besonders, wenn sie nackt war. Trotz allem erregte sie dieser Gedanke bis tief in ihr Innerstes.
    Er war in Trance. Ganz plötzlich wurde ihr klar, daß auch sie die Macht hatte, ihn zu beobachten. Wie dumm war sie doch gewesen, es nicht zu tun - wenn es doch genügte, ihn nur anzusehen, um eine heiße Freude zu empfinden. Und als sie sich ganz diesem Vergnügen hingab, wurden ihre Augen groß, ihre Pupillen weiteten sich, und ihr Geist dehnte sich aus.
    Die Augen in dem Spiegel wurden zu einem Gesicht. Und als sie sich darauf konzentrierte, wurde das Gesicht zum Körper. Brianna hatte noch niemals einen nackten Mann gesehen. Sie war unendlich dankbar dafür, daß der arabische Ritter der erste war. Die Ebenmäßigkeit seines kräftigen, schlanken Körpers würde Maßstab sein für ihr Männlichkeitsbild, dessen war sie sicher. Er sah aus, als sei er aus Bronze geschmiedet.
    Ihre Blicke streichelten die kräftigen Muskeln, die im Kerzenschein sanft leuchteten. Tief atmete sie ein und roch den Duft

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