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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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Schubkarren absetzte und nach einer Heugabel griff. »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Der Arbeiter trat einen Schritt zurück und ließ die Zinken der Gabel in seine Richtung zeigen, als wolle er eine Verteidigungshaltung einnehmen. Haffmeyer zückte seinen Dienstausweis und stellte sich vor.
    »Und Sie sind … ?«
    »Ich bin Klemens«, sagte der andere. »Klemens Pröbstl, ich arbeite hier.«
    »Pröbstl? Sind Sie mit Horst Pröbstl verwandt?«
    »Ja, wenn auch nicht gerne – das ist mein Onkel, aber der ist ja ständig dicht. Mit dem kann man kaum mal vernünftig reden. Sonntags sehe ich ihn manchmal, wenn er droben auf der Wiese liegt, zu Salvatore herunterschaut und sich nebenbei eine Flasche reinpfeift. Das ist mir nicht recht, aber der Chef hat nichts dagegen – also schau ich halt weg, wenn er da oben rumliegt und sich besäuft.« Klemens verzog angewidert das Gesicht.
    »Wann haben Sie Ihren Chef zum letzten Mal gesehen?«
    »Vorgestern nach dem Mittagessen. Er hat mit mir durchgesprochen, was als Nächstes zu tun ist – und dann ist er fortgegangen.«
    »Zu Fuß?«
    »Klar, sein Wagen steht ja hinter dem Stall – Sie haben doch gestern selbst nachgesehen. Das hab ich übrigens gleich der Chefin erzählt, ich wusste ja nicht, wer Sie sind, Sie und diese Frau. Darf man eigentlich bei der Polizei so dick sein? Gibt’s da nicht irgendwelche Grenzen oder so?«
    Klemens legte ein gemeines Grinsen auf, das ihm aber unter Haffmeyers böse funkelndem Blick schnell wieder verging.
    »Auf jeden Fall gibt es bei uns für Dummheit und Frechheit klare Grenzen«, versetzte Haffmeyer. »Sie bräuchten sich also gar nicht erst zu bewerben.«
    »Okay, schon gut. Also: was wollen Sie noch von mir wissen?«
    »Ist Ihnen vorgestern irgendetwas Ungewöhnliches an Ihrem Chef aufgefallen? War er nervöser als sonst oder wütend wegen irgendeines Vorfalls?«
    »Nein, wieso sollte er? Ihm stand ja ein richtig schöner Nachmittag bevor.« Klemens verzog sein Gesicht zu einem etwas wehmütigen Lächeln.
    »Aha? Und was hatte er vor?« Haffmeyer war gespannt, was Ruffs Arbeiter von der Affäre seines Chefs wusste.
    »Na, wenn Sie das nicht wissen«, meinte Klemens pampig, »von mir werden Sie’s nicht erfahren. Und überhaupt: Warum fragen Sie mich das alles? Ist was mit dem Chef?«
    »Wissen Sie von Ruff und Kerstin Wontarra?«
    »Klar weiß ich das. Das weiß jeder im Dorf.« Er senkte seinen Blick. »Jeder – außer Marlene.« Er sah wieder hoch. »Außer Frau Ruff, meine ich.«
    »Kennen Sie Frau Ruff näher?«
    »Warum fragen Sie? Ich arbeite seit zehn Jahren hier, ich bin für alle nur der Klemens, und genauso duze ich halt die Marlene. Den Thomas übrigens auch. Wir sind hier auf dem Hof nicht so förmlich, wissen Sie?«
    »Sie arbeiten gern hier?«
    »Ja, klar, sonst hätte ich mich schon lang davongemacht. Ich kenne mich aus mit Pferden, ich habe gute Kontakte in der Gegend – da findet sich auch auf einem anderen Pferdehof ein guter Job.«
    »Zahlt Ruff besser als die anderen, oder warum sonst gefällt es Ihnen hier so gut?«
    »Nein, aber es geht nicht immer nur ums Geld – als der Betrieb mal eine schwierige Phase hatte, habe ich wie Marlene und Thomas zwei Monate ohne Bezahlung gearbeitet.«
    »Das ist aber nobel von Ihnen.«
    »Das wird sich schon noch auszahlen für mich: Thomas hat mir im Gegenzug ein paar Anteile an Salvatore überschrieben, von dem erwarten wir uns alle sehr viel.«
    »Und dieser eine Hengst soll alles rausreißen? Den Hof hier wieder flottmachen, Ihnen den entgangenen Lohn ersetzen? Da muss sich Salvatore aber ranhalten.«
    »Wird er, keine Sorge, das wird er. Wir hatten schon die ersten Anfragen, und Thomas hat noch nicht einmal richtig angefangen, für Salvatore zu werben.«
    »Was verdient man denn so mit einem Deckhengst? Ich meine, wie oft muss der … äh … bis sich das lohnt?«
    »Kann ich Ihnen nicht sagen, da müssen Sie mit Marlene reden. Die macht die Buchhaltung hier, und die hat auch den besten Überblick, was der Markt so hergibt.«
    »Nicht Herr Ruff, der Chef?«
    »Thomas ist der Züchter, er hat die tägliche Arbeit im Blick und fädelt die Kontakte ein. Aber Marlene ist die Seele des Pferdehofs.« Ein schwärmerischer Ausdruck schlich sich in seinen Blick.
    »Das imponiert Ihnen, stimmt’s?«
    Klemens nickte.
    »Und sie tut Ihnen leid, wegen Ruff und Kerstin, richtig?«
    Klemens öffnete den Mund, schwieg dann aber und packte die Heugabel fester. »Ist noch was? Ich

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