Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
könnten – natürlich ohne gleich zu verraten, warum wir fragen. Na ja …« Hansen zuckte ein wenig lustlos mit den Schultern. »Eigentlich stochern wir nur ein bisschen im Nebel herum, bis wir endlich vom Labor Bescheid bekommen.«
Sie erreichten Kerrichts Haus, und kaum war der Kollege herausgekommen, da klingelte Haffmeyers Handy.
»Das Labor.« Haffmeyer gab seiner Kollegin einen Wink, die sich daraufhin erstaunlich flink aus dem Auto schälte, Kerricht in ein Gespräch verwickelte und mit ihm ein paar Schritte vom Wagen weg schlenderte. Währenddessen nahm Haffmeyer das Gespräch entgegen.
»Auf dem Stein war wirklich Blut, und es stammt von Thomas Ruff«, erklärte er, nachdem er das Handy wieder eingesteckt hatte.
»Das Motiv auf dem Knopf passt auch – also müssen wir jetzt davon ausgehen, dass Pröbstl die Wahrheit sagt«, meinte Hansen. »Fehlt uns Ruff selbst. Könnte der sich nach dem Sturz von der Brücke nach einer Weile wieder aufgerappelt haben und davongehumpelt sein?«
»Eher nicht, und selbst wenn, dann wäre er entweder zu seiner Frau oder zu seiner Freundin gegangen, damit jemand seine Wunden versorgt. Das Wasser kann ihn auch nicht weggeschwemmt haben. Also hat ihn jemand fortgeschleppt, tot oder lebend.«
Hansen sah zu Kerricht und Fischer hinaus. Die beiden plauderten scheinbar locker drauflos, nur Fischer riskierte ab und zu einen fragenden Blick in Richtung Auto.
»Dann gehen wir jetzt also davon aus, dass Thomas Ruff mindestens unfreiwillig verschwunden und dass er wahrscheinlich tot ist«, dachte Hansen laut. »Na ja, dann können wir jetzt wenigstens vernünftig loslegen. Kommen Sie, Herr Haffmeyer? Wir sollten uns mit den Kollegen besprechen.«
Das Gespräch der anderen verstummte, als die beiden Männer aus dem Wagen stiegen.
»Sieht ganz so aus, als würden wir tatsächlich in einem Mordfall ermitteln«, begann Hansen. »Es ist jetzt mindestens eine Vermisstensache. Wir haben unten am Lechufer Blutspuren gefunden, die von Thomas Ruff stammen müssen – die Info kam gerade aus dem Labor. Ruffs Wagen steht bei ihm zu Hause auf dem Pferdehof, weder bei seiner Frau noch bei seiner Freundin ist er bisher aufgetaucht, sonst hätte er von einer der beiden gehört, dass er sich dringend bei uns melden soll.«
Fischer nickte und wirkte nicht sehr überrascht. Kerricht dagegen hing aufgeregt an Hansens Lippen.
»Frau Fischer, Herr Haffmeyer, Sie kommen bitte mit mir. Wir werden jetzt noch einmal mit Frau Ruff reden und danach möglichst auch mit Frau Wontarra. Und Sie, Herr Kerricht, informieren bitte die Kollegen in Kempten. Lassen Sie sich doch bitte die Privatnummern von Herrn Koller und den anderen geben, oder vielleicht haben Sie die ja auch schon.«
»Ich? Ich … äh … ja, ich sag den anderen Bescheid. Nur Herrn Koller oder auch …?«
»Mein Stellvertreter sollte schon Bescheid wissen, auch wenn er gerade Überstunden abbaut und auch wenn gerade Wochenende ist – einen Mordfall haben Sie hier in Ihrem schönen Allgäu ja zum Glück nicht jeden Tag. Und Koller soll dann entscheiden, wer sonst noch alles schon am Wochenende informiert sein sollte.«
Kerricht fühlte sich sichtlich unwohl in seiner Haut. Ob Hansen schon wusste, dass er Koller längst angerufen hatte? Haffmeyer verkniff sich jede Reaktion, im Gegensatz zu Hanna Fischer, die hinter Kerricht stand und ihren Mund zu einem breiten Grinsen verzog.
»Geht das klar, Herr Kerricht?«
»Ja, ja, natürlich. Ich ruf gleich an, das mach ich von daheim aus. Soll ich dann nachkommen?«
»Nein, das wird fürs Erste nicht nötig sein. Am besten warten Sie zu Hause, wann haben Sie denn Dienst?«
»Heute gar nicht, erst morgen früh wieder.«
»Gut, dann sagen Sie den Kollegen in Kempten doch bitte, dass Sie gerne Teil der Ermittlungsgruppe sein möchten – das stimmt doch noch, Herr Kerricht?«
»Ja, freilich.«
»Sehr schön. Die Kollegen sollen Ihnen dann Bescheid geben, sobald wir wissen, wann sich die Soko zum ersten Mal trifft – und wo. Dann informieren Sie am besten auch gleich noch Ihren Revierleiter, und falls Sie von Kollegen in Füssen wissen, die ebenfalls in der Soko helfen könnten: gleich in Kempten vorschlagen. Vielleicht die beiden Streifenbeamten, die in der Nacht auf Freitag zur Lechbrücke gefahren sind, was meinen Sie?«
Kerricht nickte diensteifrig.
»Wenden Sie sich am besten direkt ans Büro unseres Kripochefs, vermutlich läuft das Ganze zunächst einmal über Herrn Huthmacher.
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