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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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dass Klemens Pröbstl gerne mehr von Ihnen gewollt hätte?«
    »Ein paar Jahre.«
    »Und wegen Thomas Ruff haben Sie Klemens abblitzen lassen?«
    »Nein, das mit Klemens war viel früher – obwohl da ja im Grunde genommen gar nichts war.«
    »Sie waren also gerade solo, als Thomas Ruff sich in Sie verliebte?«
    »Na, hören Sie mal! So wie Sie das sagen, klingt es gerade so, als würde ich pausenlos von einer Beziehung in die nächste wechseln. Also, bitte!«
    »Entschuldigung, war nicht so gemeint. Aber noch einmal: Waren Sie damals Single?«
    »Klar war ich Single, wobei … Doch, ja, war ich.«
    »Wobei?«
    »Ich war davor länger mit Marco zusammen, ein guter Typ irgendwie, vor allem körperlich – aber mit der Zeit … Marco ist Bodybuilder, der kennt jeden Muskel in seinem Körper, aber mal ins Kino oder einen Abend lang nur reden … das ist irgendwie nicht so sein Ding.«
    »Und wie lange waren Sie von diesem Marco getrennt, als die Geschichte mit Ihnen und Thomas Ruff begann?«
    »Drei Wochen, vielleicht auch nur zwei – so genau weiß ich das nicht mehr. Es ist ja auch nicht so, dass man sich da in den Kalender schreibt: ›Heute Schluss mit Marco.‹ Ich hatte ihm erklärt, dass das mit uns keine Zukunft mehr hat.«
    »Und er hat’s verstanden?«
    Kerstin Wontarra wand sich ein wenig. »Nicht gleich, das muss ich zugeben. Aber dann hat er Ruhe gegeben.«
    »Und erst danach waren Sie mit Ruff zusammen?«
    »Nein, Thomas war schon zwei-, dreimal hier im Haus, da kam Marco noch einmal vorbei und wollte mit mir reden. Als ich ihm aufgemacht habe, ist er gleich an mir vorbei ins Haus gestürmt, er hatte Thomas wohl hereinkommen sehen – da standen sich die beiden im Wohnzimmer gegenüber: Marco in Stiefeln und Jacke, bebend vor Zorn, und Thomas nackt vor ihm, notdürftig das Handtuch um die Hüften geschlungen.« Sie lächelte. »War echt ein schräges Bild. Ich hab Marco damals ordentlich die Meinung gegeigt und ihn rausgeworfen. Seither hat er sich nicht mehr gemeldet.«
    »Und Sie haben ihn seither nicht mehr getroffen?«
    »Nein, er kam auch nicht mehr ins Lechstüberl, wo ich damals noch bedient habe – das war mir eigentlich ganz recht. Jedenfalls hat er Thomas und mich in Ruhe gelassen.«
    »Meinen Sie, er trauert Ihnen noch nach?«
    »Das will ich doch hoffen«, sagte sie mit gespielter Empörung, dann wurde sie wieder ernst. »Er hat geheiratet, drüben in Urspring wohnt er jetzt mit Frau und zwei Kindern, Zwillinge, noch ganz klein. Thomas hat mir das erzählt. Die Adresse hab ich nicht, wir haben seit damals keinen Kontakt mehr, aber Marco steht sicher im Telefonbuch. Marco Schwarzacker heißt er.« Sie senkte den Blick. »Ja, zwei Kinder hat er. Ich wollte auch welche, am liebsten ganz viele, und Thomas wusste das. Lauter kleine Thomasse wollte ich haben, dazu ein paar Kessies … mit Marlene konnte er ja keine bekommen. Natürlich hat er geblockt, er war ja noch verheiratet. Und das mit uns war noch ganz heimlich.«
    Sie warf den drei Beamten einen resignierten Blick zu.
    »Dachten wir jedenfalls.«
    Hansen nickte. »Sie sagten gerade: Herr Ruff sei ›noch‹ verheiratet – wollte er sich denn trennen und mit Ihnen zusammenziehen?«
    »Natürlich!« Sie sah Hansen an, als halte sie schon die Frage für eine Frechheit. »Glauben Sie, ich wäre damit zufrieden, dass Thomas zweimal, dreimal die Woche bei mir ins Bett schlüpft? Wissen Sie, fürs Bett kann ich an jeder Ecke einen kriegen, aber Thomas … das war einer fürs Leben. Der hat mich geliebt und ich ihn. Er wollte mit Marlene reden, und dann wäre es halt darum gegangen, was mit dem Hof passiert. Das wäre das größte Problem gewesen: Marlene hat ihn von ihren Eltern geerbt – und Thomas hat das draus gemacht, was er heute ist. Wahrscheinlich hätte er Marlene irgendwie ausgezahlt – mit der Pferdezucht hätte er sicher nicht aufgehört, das war nicht nur sein Beruf, das war sein Leben.«
    Sie sah zwischen Haffmeyer, Hansen und Fischer hin und her.
    »Abgesehen von mir, natürlich.«
    In Kerstin Wontarras Haus hatte Hansen sein Handy ausgeschaltet. Als er beim Einsteigen ins Auto nachschaute, ob Nachrichten eingegangen waren, sah er die Kemptener Durchwahl von Hartmut Koller – anscheinend hatte er vor fünf Minuten versucht, ihn zu erreichen. Hansen rief zurück, schaltete den Lautsprecher ein und erfuhr von seinem Stellvertreter, dass die Rosenheimer Kollegen einige Kripobeamte von der näher gelegenen Inspektion Weilheim

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