Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
wälzte sich gerade genüsslich in der staubigen Einfahrt, als Haffmeyer heranfuhr. Langsam und sehr ungnädig dreinblickend trollte sich der Kater und duckte sich am Rand der Einfahrt unter einen Busch.
»Meinetwegen hätten Sie eben nicht bremsen müssen. Der Kater und ich, wir mögen uns nicht besonders.«
»Hallo?«, rief Hanna von der Rückbank. »Das ist immerhin ein Lebewesen!«
»Na ja …«
Hansen führte sie in den breiten Hausflur, in den von links und rechts das Tageslicht fiel. Er ging den beiden anderen voraus in ein kleines Zimmer, das vollgestellt war mit Bücherregalen und drei Sesseln, die nicht zueinander passten. Dann zeigte er auf eine Wand, an der einige Urkunden hingen, und auf eine Kommode voller Pokale.
»Darf ich?«, fragte Hanna Fischer.
»Bitte, deshalb sind wir ja hier.«
Sie trat direkt an die Wand und las die Texte der Urkunden, dann die eingravierten Inschriften der Pokale. Nach einer Weile drehte sie sich um, grinste breit und schüttelte amüsiert den Kopf.
»Das ist ja echt ein Ding!«
Sie machte Platz für Haffmeyer, und nun las auch er, welche sportlichen Höchstleistungen der jugendliche Eike Wilhelm Hansen einst in Niedersachsen erbracht hatte.
»Sie waren niedersächsischer Landesmeister im Rhönradturnen?«, fragte er schließlich.
»Ja, aber nur zwei Jahre lang, und natürlich auch nur in meiner Altersgruppe. Und das daneben ist meine Ausbeute im Eisstocksport.«
»Ach, Curling haben Sie auch gemacht? Das haben wir hier in Füssen ja auch.«
»Ganz dasselbe ist es nicht, aber schon ähnlich, das stimmt. Ist aber ewig her, ich kann’s wahrscheinlich gar nicht mehr.«
»Wenn Sie das mal wieder ausprobieren wollen«, bot Hanna Fischer an, »mach ich Ihnen gerne einen Kontakt zu den Curling-Leuten bei uns.«
»Das ist nett von Ihnen, aber wir sollten langsam los.« Er machte eine Pause und setzte ein übertrieben ernstes Gesicht auf. »Wir haben ganz nebenbei noch einen Mordfall zu lösen, erinnern Sie sich?«
Die Stimmung im Besprechungsraum war eher mäßig. Fischer, Haffmeyer und Hansen waren so gut gelaunt, dass sie in der eher ernsten Runde richtig auffielen.
»Sie haben gute Nachrichten?«, fragte Scheithardt irgendwann und klang ein wenig gereizt. »Oder wenigstens eine lustige Geschichte?«
»Nein«, sagte Hansen. »Nichts Dienstliches und nichts, was mit dem Fall zu tun hätte.«
»Schade. Und was haben wir sonst noch?«
Derzeit war Fleißarbeit angesagt, Kleinkram, die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. Ganz offensichtlich mochte das keiner in der Ermittlungsgruppe.
»Ich hab diesen Walle Schairer gecheckt«, berichtete Sabine Altmahr. »Alles, was er angegeben hat, stimmt so weit. Seit drei Monaten ist er Vertreter für Befestigungstechnik, also Schrauben und all so was. Bei seinem Arbeitgeber habe ich nicht nachgefragt – Herr Hansen meinte, das sollten wir einstweilen lassen, um ihm nicht noch zusätzlich Schwierigkeiten zu machen. Schairers Alibi ist ja ohnehin wasserdicht. Aber die Jobs, die er vor seiner Zeit als Vertreter gemacht hat, habe ich mir routinemäßig noch einmal angesehen. Er war Beifahrer bei einem Getränkelieferdienst, hat stundenweise auf Baustellen ausgeholfen, alles gemeldet und versteuert und nicht weiter auffällig. Nur eines finde ich bemerkenswert: Zwei Jahre lang hat er auf dem Hof von Hermann Ruff gearbeitet, nicht jeden Tag, aber regelmäßig, das dürfte sich insgesamt auf einen Halbtagsjob summiert haben.«
»Und warum ist das bemerkenswert?«, wollte Scheithardt wissen.
Hansen nickte der Kollegin anerkennend zu und antwortete an ihrer Stelle: »Weil Hermann Ruff mir gegenüber so getan hat, als wüsste er von Walter Schairer nur den Spitznamen Walle und hätte auch keine Ahnung, wo er wohnt. Vielen Dank, Frau Altmahr, es ist gut, dass Ihnen diese Kleinigkeit in den Berichten aufgefallen ist.«
Sie lächelte. »Und wann hat dieser Ruff Ihnen das erzählt?«
Scheithardt machte sich Notizen, offensichtlich fuchste es ihn, dass er die entsprechende Passage vergessen oder überlesen hatte.
»Ich war am vergangenen Mittwoch in Burggen und habe dort mit den Kollegen Fischer und Haffmeyer den Gasthof Kiefl besucht, wo der örtliche Bikerklub seinen wöchentlichen Stammtisch abhält. Frau Fischer und Herr Haffmeyer sind irgendwann am Abend heimgefahren – ich bin länger geblieben und habe schließlich im Gasthof übernachtet. Bisher dachte ich, dass mir dieser ziemlich lange Abend außer Kopfweh nicht
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