Rosskur: Ein Allgäu-Krimi
Und ich pinsle die dann schön in Gelb und Schwarz ein, den Farben des EV, unserer Leopards.«
»Das gefällt mir: Eishockeyfan, ehrenamtliche Helferin – und Eistanz zum eigenen Vergnügen.«
»Genau, und zwar am liebsten morgens an den Werktagen, wenn die jungen Eistänzerinnen in der Schule sind. Als Willy mir gestern Bescheid gegeben hat, dass sich die Soko heute erst um zehn trifft, hab ich die Gelegenheit gleich genutzt.«
»Dacht ich mir«, grinste Haffmeyer. »Deshalb bin ich mit dem Chef hergekommen.« Er wandte sich an Hansen. »Wissen Sie, normalerweise ist hier im Stadion erst wieder um den 20. Juni herum das Eis präpariert, aber Hanna hat mir erzählt, dass in diesem Jahr der Kurs für Eismeister ungewöhnlich früh angesetzt war und deshalb die Eisfläche schon seit dem vergangenen Wochenende zur Verfügung steht.«
»Hätte ich geahnt, dass du gleich mit dem Chef hierherkommst, hätte ich dir das sicher nicht erzählt.« Sie schmollte kurz, aber dann grinste sie schon wieder. »Fanden Sie mich gut?«
»Sehr gut sogar«, meinte Hansen und nickte. »Ich kenne Eistanz eigentlich nur aus dem Fernsehen. Das mal live zu sehen ist schon toll. Und wie Sie das machen … Respekt!«
»Nur mein Tutu ist ein bisschen zu klein geraten, was?«
»Na, wenn Sie’s nicht stört, mir macht’s nichts aus. Sah auf jeden Fall toll aus, wie Sie da auf dem Eis herumgeflitzt sind und sich gedreht haben, wirklich sehr eindrucksvoll.«
»Übrigens hab ich mir diese Zerrung, wegen der ich vorletzten Sonntag ausgefallen bin, durch die Vorbereitungen auf den Eistanz geholt. Ich mach in den drei Wochen vor der Saison immer so etwas wie Skigymnastik, wegen der Gelenke. Aber Sie sagen nichts zu den anderen, ja? Das wissen nur Willy und ich – und Sie.«
»Ich sag’s keinem.«
»Und was halten Sie nun von uns? Zwei Kripobeamte mit durchgeknallten Hobbys?«
»Wieso zwei? Hat Herr Haffmeyer denn auch eine ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung?«
»Ach, das hat er Ihnen nicht verraten?« Sie schüttelte missbilligend den Kopf. »Also, weißt du, Willy, da bringst du den Chef hierher ans Eis, und deine Fliegen …«
Sie verstummte, und Haffmeyer sah zu Boden. Hansen schaute fragend zwischen den beiden hin und her, doch es schien bei der Andeutung zu bleiben.
»Wie auch immer«, sagte er schließlich, »das ist Ihre Privatsache. Mich interessiert vor allem, wie gut Sie Ihren Job machen – und da kann ich nicht klagen. Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen beiden, ich hoffe, das haben Sie schon gemerkt.«
Beide nickten.
»Herr Hansen?« Hanna Fischer sah ihn an, als dächte sie noch darüber nach, ob sie sich die nächste Frage trauen dürfe. »Darf ich Sie mal was Privates fragen?«
Er zuckte die Schultern. »Na klar, ich lebe von meiner Frau getrennt, die ist noch in Hannover, und wir werden wohl demnächst die Scheidung auf den Weg bringen. Da mein Schwiegervater im niedersächsischen Innenministerium arbeitet, fand ich es angebracht, als Kripokommissar das Bundesland zu wechseln. Und weil ich schon jahrelang Urlaub in Füssen und Umgebung gemacht habe, kam mir die ausgeschriebene Stelle als Leiter des K1 in Kempten gerade recht.«
»Danke, aber das wollte ich Sie gar nicht fragen.«
»Was dann?«
»Na ja … Sie haben ja mitbekommen, dass Ihnen Koller und einige andere recht reserviert begegnet sind.«
Hansen lachte. »Das haben Sie aber schön gesagt – und sehr zurückhaltend formuliert. Aber ist ja auch egal: Die Kollegen arbeiten wieder mit, und ich fühle mich in Kempten inzwischen ganz gut angenommen.«
»Das freut mich, aber … Koller hat sich vorher ein wenig über Sie informiert, auch das mit Ihrer Ehe hat er schon rumposaunt. Ich glaube, der war einfach nur eifersüchtig auf Sie, weil Sie den Posten bekommen haben, den er für sich wollte – und weil Sie ausgerechnet als Ersatz für Rolf Hamann gekommen sind, der sehr beliebt war in der Kripo Kempten.«
»Ich weiß. Und?«
»Unter anderem hat Koller erzählt, dass Sie als Jugendlicher ein sehr erfolgreicher Sportler waren. Er hat wohl herausgefunden, dass Sie mehrfach auf Landesebene gesiegt haben, aber er weiß nicht, in welchen Sportarten. Würden Sie uns das verraten? Uns beiden, meine ich, Willy und mir?«
»Mach ich«, sagte Hansen und sah auf die Uhr. »Ich zeige Ihnen meine Pokale und Urkunden, und zwar gleich. Ziehen Sie sich schnell um, Frau Fischer, wir warten auf dem Parkplatz, und dann fahren wir kurz bei mir vorbei.«
Kater Ignaz
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