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Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Rosskur: Ein Allgäu-Krimi

Titel: Rosskur: Ein Allgäu-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Seibold
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gleich eine Kopie gemacht, die können Sie gerne mitnehmen«, sagte Schwabinger. »Wenn’s nötig ist, können Sie sich auch das Original ausleihen – das hab ich in meinen Unterlagen.«
    »Nein, fürs Erste reicht uns die Kopie, danke.«
    Hansen schob das Blatt seinem Kollegen hin, der ungläubig die beiden Kopien miteinander verglich.
    »Und wie erklären Sie sich das?«, fragte Hansen.
    »Keine Ahnung, und es ist mir auch egal: Ich hab Ihnen den korrekten Betrag genannt, und Sie haben jetzt die Kopie der korrekten Quittung mit meiner Unterschrift.«
    Er sah zur Bierzeltgarnitur hinüber, wo sich inzwischen alle zu essen nahmen.
    »Gibt es sonst noch was? Ich würde jetzt gerne essen.«
    »Nur eins noch: Kennen Sie auch den Bruder von Thomas Ruff, Hermann?«
    »Klar kenn ich den, und zwar schon länger als den Thomas. Hermann hat seinerzeit den Pferdehof von seinem Vater Max übernommen. Mir hat der Hermann lange leid getan, wie er da unter der Fuchtel des Alten versucht hat, sich auf dem elterlichen Hof durchzusetzen. Na ja, jetzt hat Hermann das Sagen, und er ist nicht schlechter als sein Vater.«
    »Und im Vergleich zu Thomas?«
    »Das sind zwei grundverschiedene Typen. Der Hermann kauft Pferde und züchtet auf eher niedrigem Niveau. Der verkauft immer wieder eine Stute, einen Wallach oder einen Hengst, zieht selbst Fohlen hoch und hält sich mit diesem Handel über Wasser – nie etwas ganz Großes, immer solide, Pferde für drei-, vier- oder auch mal sechstausend Euro. So hat das schon sein Vater gemacht. Der Thomas dagegen wollte hoch hinaus, wollte seinem Vater beweisen, was für ein toller Züchter er ist – und damit hat er sich ein paarmal etwas übernommen, aber letztendlich war das der Grund, weshalb ich ihm Salvatore gegeben habe.«
    »Wieso gegeben? Sie haben mit ihm über den Preis verhandelt, und er hat ihn bezahlt.«
    »Das schon, aber ich hatte ja auch andere Bieter. Insgesamt waren vier Züchter im Rennen. Und Hermann wollte ich den Hengst nicht überlassen – wer seine Frau schlägt, geht auch mit seinem Pferd nicht gut um. Dafür war mir Salvatore zu schade.«
    »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Dass Hermann Ruff seine Frau schlägt. Ich bin ja nicht blind, einmal hab ich ihm ein Fohlen nach Burggen gebracht, da kam sie raus, seine Frau, Lara heißt sie, die Augen verheult und auf dem Unterarm blaue Flecken. Genau da, wo man getroffen wird, wenn man Schläge abwehren will. Pfui Teufel!«
    »Nein, Sie haben gesagt, dass Hermann Ruff den Hengst ebenfalls kaufen wollte.«
    »Ja, stimmt … Oh, das hätte ich Ihnen gleich beim ersten Treffen sagen sollen, oder?«
    »Allerdings. Und die anderen Züchter, die mitgeboten haben?«
    Er nannte zwei Namen, die Hansen nichts sagten. Das eine Gestüt lag am Bodensee, das andere in der Nähe von Altusried. Haffmeyer notierte sich trotzdem Namen und Adressen, dann machten sie sich auf den Rückweg.
    Sabine Altmahr und Hanna Fischer erwarteten Hansen und Haffmeyer schon in einer Haltebucht nahe der Bundesstraße. Sie hatten Interessantes zu berichten. Erst hatte sich Schairer wohl geziert, dann war seine Frau dazugekommen, hatte ihm ordentlich die Leviten gelesen und ihn dazu gebracht, reinen Tisch zu machen – um, wie sie sagte, endlich klarzustellen, dass ihr Walle von Ruff völlig zu Unrecht hinausgeworfen worden war.
    Was die Ermittlungen betraf, ging der Tag gut weiter: Als die beiden Kripowagen vor dem Wohnhaus von Hermann Ruff anhielten, kam gerade seine Frau rückwärts aus der Tür gestolpert, die Augen schreckgeweitet und die Arme zur Abwehr erhoben. Sie wurde verfolgt vom Hausherrn, der einen hölzernen Handfeger bei sich trug und dem wilden Blick nach zu urteilen völlig ausgerastet war. Lara entdeckte die vier Beamten und rannte zu ihnen hin, stellte sich hinter Hansen und rief immer wieder: »Chilfe! Chansen, chelfen Sie mir!«
    Hermann Ruff blieb wie vom Donner gerührt stehen und stierte seine Frau aus blutunterlaufenen Augen an. Er ließ die rechte Hand sinken, und der Handfeger glitt ihm aus den Fingern.
    »Du sprichst Deutsch?«
    Ruff hatte wohl getrunken, denn er schwankte ein wenig, als spüre er den leichten Wind, der über den Pferdehof strich. Ihm lief die Nase, aber er schien es nicht zu bemerken, und allmählich wich alles Bedrohliche aus seiner Körperhaltung.
    »Du sprichst Deutsch?«
    Seine Stimme war leiser geworden, etwas brüchig, und er sah an Hansen und den anderen vorbei erstaunt auf seine Frau, die noch immer voller

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