Rot Weiß Tot
bis zu ihm herumgesprochen haben, dass ich die erste Leiche entdeckt habe.«
»Oder er kennt Sie persönlich. Mit wem hatten Sie in dem Fall bisher Kontakt?«
»Mit Hanna Goldmann, Frank Gregoritsch, Ralf und Edith Stern und mit einer Nachbarin Olga Dacias.« Albin bestellte Mineralwasser und fügte hinzu: »Heute treffe ich einen ehemaligen Partner Gregoritschs aus seinem Ferienlager-Projekt. Er heißt Leo Zimmermann.«
Bergmann steckte sich eine Golden Smart an. »Und sonst?«
»Da war noch eine Empfangsdame der Werbeagentur ID.«
»Wer weiß darüber hinaus, dass Sie in dem Fall recherchieren?«
»Ein paar Leute von der Zeitung.«
»Und ihre Freundin.«
Albin wollte verärgert hochfahren. Das war zumindest sein erster Impuls. Er ließ ihn aus. »Sarah«, sagte er. »Richtig. Und dann natürlich auch noch Sie.«
Der Chefinspektor warf ihm einen schiefen Blick zu. »Sehr witzig. Sie haben mir übrigens noch immer nicht gesagt, weshalb Sie in der ersten Mordnacht am Tatort waren.« »Wir wollten irgendwo hinfahren. Irgendwo war in dieser Nacht eben dort.«
Bergmanns Augen wurden klar und kalt. Sie passten in diesem Moment nicht zu seinen weichen Zügen. Ihn zum Gegner zu haben war sicher unangenehm, dachte Albin. Ihm zu vertrauen war sicher gefährlich.
»Vor dem ersten Ausflug haben Sie keine Nachricht bekommen?«
»Nein.«
»Das glaube ich nicht.«
»Glauben Sie, was Sie wollen.«
»Waren Sie schon früher beim Heidentor?«
Albin dachte kurz nach. »Ich kannte es.«
»Sie kannten es von ihrem allerersten Ausflug auf die andere Seite der Anstaltsmauern.«
»Das stimmt.«
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?«
»Warum fragen Sie, wenn Sie es schon wissen?«
»Ermittlungstechnik.«
»Mein Privatleben geht Sie nichts an.«
»Ich bin Polizist. Mich geht alles etwas an.«
»Sind Sie verheiratet?«
»Wieso fragen Sie?«
»Ich bin Journalist. Mich geht alles etwas an.«
»Sehr witzig.«
»Sagen Sie mir jetzt, warum Sie Ralf Stern verhaftet haben?«
»Das hat persönliche Gründe«, meinte Bergmann wegwerfend. »Ich war sauer auf ihn. So sind wir Polizisten eben.«
»Sauer? Warum?«
Albin angelte mit den Fingern die Zitronenscheibe aus dem Mineralwasser, das der Kellner inzwischen gebracht hatte. Er hasste Zitronenscheiben und Eiswürfel in Getränken. Sie klatschten beim Trinken immer gegen Zähne und Lippen.
»Ich war zu einer Befragung dort«, sagte der Chefinspektor. »So ein Mist ist mir noch nie im Leben untergekommen. Ich habe ihn gefragt, wann er Ronald Markovics zuletzt gesehen hätte. Wissen Sie, was er geantwortet hat?«
Albin grinste. »Interdental ist die beste Zahnpasta der Welt.«
»Ich habe ihm gesagt, dass ich mich nicht verarschen lasse. Seine Frau hat etwas von einem Vertrag mit einem Zahnpasta-Konzern gefaselt. Sie wurde richtig aggressiv. Sie hat behauptet, ihr Mann wäre ein Künstler.“
Albin konnte sich gut vorstellen, wie Edith Stern mit Strenge und Arroganz über den Chefinspektor hergefallen war und sich dabei auch noch hundertprozentig im Recht gewähnt hatte. Bergmann wurde Albin wieder sympathischer.
»Wenn wir zulassen, dass sich alle Zeugen wie diese aufgeblasenen Spinner aufführen, gibt es bald nur noch Künstler in Österreich«, sagte der Polizist. »Deshalb sitzt der Bursche jetzt.«
»Also kein Mordverdacht.«
»Er gehört zum Kreis der Verdächtigen. Nicht mehr und nicht weniger. In der Hand habe ich nichts gegen ihn.«
Bergmann wollte zahlen und fuchtelte mit seiner Brieftasche in der Luft herum.
»Wissen Sie Näheres über die Sterns?«, fragte Albin.
»Edith Stern spielt die Frau, die auch noch in der U- Bahn die Bibel liest. Ich weiß nicht, was wirklich in ihr vorgeht. Sie lebt von ihrem Besitz, zu dem sie offenbar auch ihren Mann zählt.«
»Und er?«
»Er ist der erste Autist, der damit Geld verdient.«
»Wann erfahren Sie etwas über die Herkunft der SMS?«, fragte Albin, als Bergmann die Rechnung beglichen hatte.
»Sie meinen, wann Sie etwas darüber erfahren?«
Albin nickte verlegen.
»Sobald Sie ein akzeptables Gegengeschäft anbieten«, sagte Bergmann und lächelte unergründlich. »Übrigens«, fügte er unterwegs zum Ausgang hinzu. »Sind Sie schon einmal einem Pekinesen auf die Pfoten getreten? Tun Sie es nie. Es klingt entsetzlich.«
»Ich bin mit meinen Milliardären schon durch«, sagte Daniel, als Albin in die Redaktion zurückkam. Sie hatten sich die Namen der Österreicher in dem Schweizer Wirtschaftsmagazin
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