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Rot wie das Meer

Titel: Rot wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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wie sie es gestern noch nicht getan hat, und als ein anderes Capaill Uisce an uns vorbeitrabt, schnappt er nach ihm. Bevor ich Puck kannte, ist mir nie bewusst gewesen, wie viele von uns bei diesem Rennen am Strand sind. Capaill Uisce in jeder nur erdenklichen Farbe drängen sich auf dem Sand, sie rempeln, beißen, schnauben und treten. Das Nordende des Strands kam mir noch nie so weit weg vor.
    In knapp vier Kilometern, fünf Minuten, ist alles vorbei.
    In der Menge erspähe ich Puck. Anders als die anderen nutzt sie
    nicht die letzten Minuten, um die Mähne ihres Pferds mit winzigen Talismanen zu behängen. Sie beugt sich tief über Doves Hals, die Wange in ihre Mähne geschmiegt.
    »Sean Kendrick.«
    Ich erkenne Mutts Stimme, bevor ich den Kopf drehe. Er sitzt nicht weit von mir auf der Scheckstute. Als sie den Kopf schüttelt, geben die Glöckchen, die er in ihre Mähne geflochten hat, einen misstönenden Akkord von sich. Ich weiß nicht, wie sie unter all dem Eisen, mit dem er ihr Vorderzeug und den Schweifriemen behängt hat, schnell sein soll.
    »Lass mich in Frieden«, entgegne ich.
    »Dieses Rennen wird die Hölle für dich«, sagt Mutt.
    Corr legt die Ohren flach an den Kopf und die Scheckstute erwidert seine Geste. »An diesem Strand kannst du mir keine Angst machen.«
    Mutt Malvern lässt seine Stute ein paar Schritte zurücktreten; ihre Glöckchen klingeln und sie schnaubt. Er folgt meinem Blick zu Puck. »Ich weiß, woran dein Herz hängt, Sean Kendrick.«
    Puck Ich versuche, mir einzureden, dass das hier nur eine ganz normale Trainingseinheit ist, jedoch ohne Erfolg. Ich versuche, nicht darüber nachzudenken, wie weit das Ziel entfernt ist. Ich versuche, mich darauf zu konzentrieren, dass ich dieses Rennen nicht nur überleben muss, sondern dass ich auch gut sein muss. Ich muss gewinnen. Einen Moment lang regt sich mein schlechtes Gewissen, denn wenn ich bekomme, was ich will, bedeutet das für Sean das Gegenteil, aber vielleicht kommt ja auch alles ganz anders. Wenn ich gewinne, habe ich sicher genug Geld, um das Haus zu retten und Corr zu kaufen. Oder?
    »Puck. Steig bitte mal kurz ab.« Ich bin überrascht, Peg Grattons Stimme zu hören. Sie steht an Doves Schulter und blickt zu mir hoch.
    Ihr Haar ist windzerzaust, ihr Gesicht ernst. Folgsam lasse ich mich aus dem Sattel gleiten. Sie hält ihr Skorpio-Vogelkostüm in den Händen, obwohl ich nicht weiß, warum. »Wie fühlst du dich?«
    »So weit in Ordnung«, erwidere ich.
    »Das heißt dann wohl: miserabel«, sagt sie. »Gabe hat mir erzählt, dass sie dir keine Farben geben wollten.«
    Ich schüttele den Kopf. Ich lasse nicht zu, dass mein Gesicht irgendetwas preisgibt.
    »Aha«, nickt Peg. »Dann mal runter mit dem Sattel.«
    Verwirrt, aber vertrauensvoll nehme ich Dove den Sattel ab und sehe zu, wie Peg vorsichtig das Kostüm in ihren Armen auseinanderfaltet. Erst jetzt sehe ich, dass der riesige Vogelkopf nicht mehr daran befestigt ist; sie hat nur den mit Federn verzierten Umhang mitgebracht. Peg wirft ihn über Doves Rücken, wo normalerweise die offizielle Renndecke gewesen wäre, dann legt sie den Sattel darauf, sorgfältig, damit er nicht scheuert.
    »Jetzt reitest du in Thisby-Farben«, sagt sie.
    »Danke.«
    »Bedank dich nicht bei mir.« Peg stapft schon wieder über den Sand davon. »Zeig denen, wer du bist.«
    Ich schlucke. Wer auch immer ich bin, kauert im Moment irgendwo in diesem Mädchen namens Puck Connolly und betet, dass es die nächsten Minuten überlebt.
    »Reiter: Aufstellen!«
    Wie kann es schon Zeit zum Aufstellen sein? Wir sind doch gerade erst hier unten angekommen und ich habe nicht einmal mehr Sean gesehen. Ich schwinge mich in den Sattel und suche das Gewirr von Capaill Uisce nach ihm ab. Wenn ich ihn nur kurz sehen –
    Er ist am anderen Ende der Reihe und erwidert meinen Blick. Corr, der in Blau läuft, glänzt bereits vor Schweiß. Sean sieht mich unverwandt an und ich hebe mein Handgelenk mit dem Armband.
    »Reiter: Aufstellen!«
    Ich wünschte, ich könnte neben Sean und Corr reiten, aber dazu ist
    keine Zeit mehr. Drei Rennhelfer drängen uns hinter riesigen Holzstangen zu einer Reihe zusammen. Die Luft vibriert unter dem Lärm von Hunderten von Glöckchen und Dutzenden von Hufen. Die Ca-paill Uisce schnappen nacheinander und schnauben, sie scharren und zittern. Ich halte Dove, so weit es geht, von ihren Nachbarn fern. Ihre Ohren sind flach an den Kopf gelegt. Sie ist von Raubtieren umzingelt.
    Das Capaill

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