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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Festung, sondern eher als großzügige Behausung gebaut worden. Zu einer Königin passte es ganz sicher. Schließlich hatte bis zu Liliths Ankunft in Geall Frieden geherrscht, und das Hauptaugenmerk hatte auf Kunst und Kultur gelegen.
    In der Stille der Nacht konnte er in aller Ruhe die Kunstwerke bewundern – die Gemälde und Wandteppiche, die Wandbilder und Schnitzereien. Er konnte den Duft der Treibhauspflanzen genießen oder in der Bibliothek die Regale erkunden.
    Geall war als Land eher geschaffen für Kunst, Bücher und Musik als für Krieg und Waffenproduktion. Und genau diesen Ort hatten Götter wie Dämonen erkoren für diesen verdammten Krieg.
    Die Bibliothek war eine stille Kathedrale der Bücher. Er hatte schon einige Zeit dort verbracht und es interessant und unterhaltsam gefunden, dass die Inhalte der Bücher sich gar nicht so sehr von denen unterschieden, die zu seinen Lebzeiten geschrieben worden waren.
    Ob Geall wohl, wenn es überlebte, seinen eigenen Shakespeare, Yeats oder seine eigene Austen hervorbringen würde? Ob es wohl eine geallische Version von Monet oder Degas gäbe?
    Ein faszinierender Gedanke.
    In dieser Nacht jedoch war er zu unruhig und gereizt, um zu lesen, deshalb machte er sich auf den Weg zu den Räumen, die er noch nicht erforscht hatte.
    Er kam durch ein Zimmer, das früher einmal ein Empfangssalon gewesen sein mochte, jetzt aber als Waffenkammer diente. Er nahm ein Schwert in die Hand, prüfte dessen Gewicht, seine Ausgewogenheit, die Schärfe seiner Klinge. Gealls Handwerker mochten sich früher hauptsächlich mit den schönen Künsten befasst haben, aber sie verstanden sich darauf, ein Schwert zu schmieden.
    Die Zeit würde zeigen, ob das ausreichte.
    Ziellos bog er auf dem Gang ab und betrat ein Musikzimmer.
    Eine vergoldete Harfe lehnte elegant in einer Ecke. In einem Gestell daneben hing ihre kleinere Verwandte, genauso geformt wie eine traditionelle irische Harfe. Auch ein Monochord gab es, dessen Klangkasten mit hübschen Schnitzereien verziert war.
    Müßig zupfte er an der Saite und stellte erfreut fest, dass es hell und klar klang.
    Er drehte an der Kurbel einer Drehleier, und als der Bogen über die Saiten glitt, ertönte eine klagende Musik wie von einem Dudelsack.
    Er sah Lauten und Flöten, alle wunderschön gearbeitet. Es war ein schönes Zimmer, mit bequemen Sitzgelegenheiten und einem hübschen Kamin aus dem Marmor der Gegend, angenehm für Musiker wie Musikliebhaber.
    Dann entdeckte er die Viella. Er hob sie hoch. Ihr Körper war länger als der einer Violine, die daraus entstanden war, und hatte fünf Saiten. Als die Instrumente populär gewesen waren, hatte er kein Interesse an Musik gehabt. Nein, da hatte er lieber Huren in Gassen umgebracht.
    Aber wenn man die Ewigkeit vor sich hat, braucht man Hobbys und Ziele, mit denen man sich jahrelang beschäftigen kann.
    Cian setzte sich, stellte die Viella auf seinen Schoß und begann zu spielen.
    Alles fiel ihm wieder ein, die Noten, die Töne, und es beruhigte ihn so, wie es nur die Musik vermochte. Das Rauschen des Regens bildete den Hintergrund, und er ließ sich von der Musik verzaubern. Wenn er nicht so versunken gewesen wäre, hätte sie sich ihm nie unbemerkt nähern können.
    Sie hatte das leise Schluchzen der Musik gehört, als sie selbst auf ihrem nächtlichen Rundgang durch das Schloss unterwegs war. Sie war ihr gefolgt, und jetzt stand sie wie gebannt in der Tür und lauschte den Klängen.
    So sieht er also aus, wenn er im Frieden mit sich ist und nicht nur so tut, dachte Moira. So hatte er vermutlich ausgesehen, bevor Lilith ihn genommen hatte, ein wenig verträumt, ein wenig traurig, ein wenig verloren.
    Alleine saß er da und suchte Trost in der Musik, und alles, was sie für ihn zu empfinden begann, kam in ihr hervor. Sie wünschte sich Glennas Geschick mit Farben oder Kreide, um ihn so malen zu können. So, wie ihn nur wenige jemals gesehen hatten.
    Er hatte die Augen geschlossen, und auf seinem Gesicht zeichnete sich eine Mischung aus Melancholie und Zufriedenheit ab. Seine langen, schlanken Finger entlockten dem Instrument wehmütige Klänge.
    Plötzlich hörte er so abrupt auf, dass sie einen leisen Protestschrei ausstieß. Mit der Kerze in der Hand trat sie auf ihn zu. »Oh, bitte, spiel doch weiter. Es war so schön.«
    Lieber hätte er geduldet, sie wäre mit einem Messer auf ihn losgegangen, als dass sie ihn so süß und unschuldig anlächelte. Sie trug ein weißes Nachtgewand, und ihre

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