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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Herzens, als er die Hand darauf legte.
    Amüsiert sah er, wie sie ihn musterte – sein junges, gut aussehendes Gesicht, die teure Kleidung – und auf einmal ganz kokett wurde.
    »Sir, Ihr erschreckt ein armes Mädchen. Ich hielt Euch für einen Räuber.«
    »Nein, nichts dergleichen.« Sein kultivierter Akzent stand in starkem Kontrast zu ihrem breiten Cockney. »Ich suche nur ein wenig Trost und bin bereit, Euren Preis zu zahlen.«
    Kichernd nannte sie eine Summe, die mindestens doppelt so hoch war wie ihre übliches Salär. »Dafür musst du mir aber schon etwas bieten.«
    »Es tut mir leid, dass ich von so einem eleganten, gut aussehenden Gentleman Geld verlangen muss, aber ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen. Ich habe ein Zimmer hier in der Nähe.«
    »Das brauchen wir nicht.«
    »Oh!« Sie lachte, als er ihr die Röcke hochschob. »Also hier, auf der Straße?«
    Mit seiner freien Hand zerrte er ihr Mieder herunter, sodass er ihre Brust umfassen konnte. Er musste spüren, wie ihr Herz schlug. Er drang in sie ein und stieß so heftig zu, dass ihre nackten Hinterbacken gegen die Steinmauer der Gasse klatschten. Und er sah den Schock und die Überraschung in ihren Augen, weil er ihr Lust verschaffen konnte.
    Ihr Herzschlag wurde schneller, und sie atmete keuchend. Er ließ sie kommen – eine kleine Geste – und zeigte ihr erst dann seine Reißzähne.
    Sie schrie – ein kurzer, hoher Laut, der abbrach, als er seine Zähne in ihren Hals schlug. Ihr Körper zuckte zusammen, was ihm einen äußerst befriedigenden Orgasmus verschaffte, während er ihr Blut trank.
    Der Herzschlag unter seiner Hand wurde langsamer und hörte schließlich ganz auf.
    Gesättigt und befriedigt ließ er sie auf dem Pflaster bei den Ratten zurück. Das Geld, das sie verlangt hatte, warf er neben sie. Er schlenderte davon und wurde vom gelben Nebel verschluckt.
    Fluchend erwachte er im Hier und Jetzt. Die Traumerinnerung hatte lange unterdrückte Gelüste und Leidenschaften geweckt. Fast konnte er ihr Blut in seiner Kehle schmecken, und er zitterte am ganzen Leib wie ein Süchtiger auf Entzug.
    Er zwang sich aufzustehen und das Tierblut zu trinken, das er sich als Ersatz für Menschenblut gestattete.
    Es wird dich nie befriedigen. Es wird dich nie erfüllen. Warum kämpfst du gegen das an, was du bist?
    »Lilith«, sagte er leise. Er erkannte die Stimme in seinem Kopf und verstand jetzt, wer ihm den Traum geschickt hatte.
    War es überhaupt eine Erinnerung gewesen? Jetzt, im Wachen, kam ihm die Szene falsch vor, wie ein Theaterstück, in das er hineingeraten war. Andererseits hatte er durchaus Huren in dunklen Gassen getötet. Es waren so viele gewesen, wer konnte sich schon an die Details erinnern?
    Lilith erschien in der Dunkelheit. An ihrem Hals, ihren Ohren und Handgelenken, selbst in ihren üppigen Haaren glitzerten Diamanten. Sie trug ein königsblaues Gewand, das am Saum mit Zobel besetzt war. Der tiefe Ausschnitt betonte ihre prachtvollen Brüste. Sie hatte sich für diesen illusionären Besuch große Mühe mit ihrer Kleidung gegeben, dachte Cian.
    »Da ist ja mein hübscher Junge«, murmelte sie. »Aber du wirkst angespannt und müde. Na, das ist ja auch kein Wunder bei deinen Unternehmungen.« Scherzhaft drohte sie ihm mit dem Finger. »Ungezogener Junge. Aber ich gebe mir selbst die Schuld.
    Ich habe mich am Anfang zu wenig um dich kümmern können, und jetzt ist der Schaden nicht mehr zu beheben.«
    »Du hast mich verlassen«, erwiderte Cian. Obwohl er das Licht nicht brauchte, zündete er Kerzen an. Dann schenkte er sich einen Whiskey ein. »Du hast mich getötet und verwandelt, mich auf meinen Bruder angesetzt und mich dann am Fuß der Klippen liegen lassen.«
    »Wohin du dich von ihm hattest werfen lassen. Aber du warst jung und voreilig.
    Was hätte ich schon tun können?« Sie zog ihren Ausschnitt herunter, um ihm die Narbe des Pentagramms zu zeigen. »Er hat mich verbrannt. Mich gebrandmarkt. Ich konnte dir nicht helfen.«
    »Und später? Die Tage, Monate und Jahre danach?« Seltsam, dachte er, dass ihn diese Wunde immer noch schmerzte. Er war sich vorgekommen wie ein Kind, das von seiner Mutter abgelehnt wurde. »Du hast mich geschaffen, Lilith, und mich dann einfach zurückgelassen.«
    »Du hast Recht. Du hast ja Recht. Ich kann dir nicht widersprechen.« Sie durchquerte das Zimmer, und der weite Saum ihres Gewandes schwang durch einen Tisch.
    »Ich habe mich nicht um dich gekümmert, mein geliebter Junge, und es

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