Rot wie die Liebe
auf den Tisch, dass das Blut spritzte. »Ihr Menschen bedrängt mich immer mit diesen Gefühlen. Ihr redet sie mir ein, ohne euch darum zu kümmern, wie ich damit fertig werde.«
»Und wie kannst du leben ohne sie?«
»Sehr angenehm. Was für einen Unterschied macht es für dich, was ich empfinde?
Sie brauchte jemanden.«
»Nicht jemanden. Dich.«
»Das ist ihr Fehler«, erwiderte Cian ruhig. »Und meine Verdammnis. Ich liebe sie, sonst hätte ich sie schon längst zum Vergnügen genommen. Ich liebe sie, sonst hätte ich sie gestern Abend weggeschickt. Ich liebe sie, sonst wäre ich nicht so verdammt verzweifelt. Und wenn du das irgendjemandem erzählst, dann reiße ich dir den Kopf von den Schultern, Freund oder nicht.«
»In Ordnung.« Larkin nickte. Er stand auf und streckte die Hand aus. »Ich hoffe, ihr macht einander so lange glücklich, wie es euch möglich ist.«
Cian ergriff seine Hand und schüttelte sie. »Was machst du überhaupt um diese Uhrzeit hier?«
»Oh, das hätte ich fast vergessen. Ich dachte, du wärest noch nicht im Bett. Ich wollte dich fragen, ob du etwas dagegen hast, wenn dein Hengst eine unserer Stuten deckt. Sie ist gerade rossig, und Vlad wäre ein guter Erzeuger.«
»Du willst mein Pferd als Deckhengst nehmen?«
»Ja, wenn du nichts dagegen hast. Ich wollte sie heute Morgen zu ihm bringen lassen.«
»Ja, nur zu. Ich bin sicher, dass es ihm gefällt.«
»Danke. Wir bezahlen dir natürlich die übliche Gebühr.«
»Nein, nein, ihr braucht mich nicht zu bezahlen. Wir betrachten dies einfach als Geste unter Freunden.«
»Also unter Freunden. Danke. Ich gehe jetzt rasch noch zu Moira und stelle mich ihrem Zorn, wie ich es verdient habe.« Larkin blieb an der Tür stehen. »Ach, übrigens, die Stute, die ich für deinen Hengst im Sinn habe. Sie ist entzückend.«
Grinsend marschierte er aus der Tür und ließ Cian lachend zurück.
11
Auf Moiras Befehl hin waren alle Fahnen auf halbmast gehisst, und im Morgengrauen spielten die Pfeifer ein Requiem. Im Moment konnte sie nicht mehr für die Toten tun, aber wenn die Götter es zuließen, würde sie die in diesem Krieg Gefallen ehren.
Voller Trauer und Stolz beobachtete sie die Männer und Frauen – die Krieger –, die sich auf den langen Marsch nach Osten vorbereiteten. Von den Frauen und auch von Phelan, dem Mann ihrer Kusine, hatte sie sich schon verabschiedet.
»Majestät.« Niall, der große Wachsoldat, der jetzt einer ihrer zuverlässigsten Captains war, trat vor sie hin. »Soll ich Befehl geben, dass die Tore geöffnet werden?«
»Gleich. Du wolltest heute ebenfalls marschieren?«
»Ich bin Euer ergebener Diener, Mylady.«
»Ich verstehe deinen Wunsch, Niall, aber ich brauche dich hier noch ein bisschen länger. Deine Zeit ist bald gekommen.« Das galt für alle, dachte sie. »Wie geht es deinem Bruder und seiner Familie?«
»Dank Lord Larkin und Lady Blair sind sie in Sicherheit. Das Bein meines Bruders heilt zwar gut, aber er wird leider nicht kämpfen können.«
»Es gibt in diesem Krieg noch andere Aufgaben, als ein Schwert auf dem Schlachtfeld zu schwingen.«
»Jawohl.« Seine Hand schloss sich um den Knauf seines Schwertes. »Aber ich bin bereit, mit meinem zu kämpfen.«
Moira nickte. »Das wirst du auch.« Sie holte tief Luft. »Öffne die Tore.«
Zum zweiten Mal blickte sie ihren Leuten nach, die die Sicherheit des Schlosses verließen. Diese Szene würde sich so lange wiederholen, bis sie schließlich selbst aufbrächen und nur noch die Alten, Schwachen und Kinder zurückblieben.
»Heute ist ein klarer Tag«, sagte Larkin neben ihr. »Sie müssten eigentlich sicher am Stützpunkt ankommen.«
Schweigend blickte Moira zu Sinann, die dastand, ein Kind auf dem Arm, eines im Bauch und ein weiteres, das sich an ihre Röcke klammerte. »Sie hat nicht geweint.«
»Sie würde Phelan nie mit Tränen fortschicken.«
»Sie sind bestimmt wie eine Flut in ihr, und doch würde sie sich auch vor ihren Kinder nie etwas anmerken lassen. Wenn der Mut des Herzens eine Waffe ist, Larkin, dann überwinden wir den Feind mit Leichtigkeit.«
Sie wandte sich zum Gehen, und er schloss sich ihr an. »Ich hatte vorher keine Zeit, um mit dir zu sprechen«, begann er.
»Vor der Zeremonie.« Ihre Stimme war jetzt so kühl wie der Morgen. »Als du in meine Privatsphäre eingedrungen bist.«
»Ich bin nicht eingedrungen. Ich war einfach nur zu einem ungünstigen Moment für alle Beteiligten da. Cian und ich haben alles
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