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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Bastard.«
    »Genau. Lauf doch auf dein Zimmer, wenn du nicht anders damit umgehen kannst.
    Aber wenn du bleibst, erzählst du mir, was los ist. Es ist deine Entscheidung.« Er ließ sich in einen Sessel sinken. »Du bist doch groß in Entscheidungen, also triff jetzt auch eine.«
    »Willst du meinen Schmerz, meine Trauer hören? Na ja, warum soll ich es nicht dir erzählen, dem es wahrscheinlich nur wenig bedeutet. Ich habe, wie schon so oft, vom Mord an meiner Mutter geträumt. Und jedes Mal sehe ich es deutlicher als vorher.
    Zuerst war alles verschwommen und unscharf – wie durch eine verschmutzte Scheibe.
    Damals war es leichter.«
    »Und jetzt?«
    »Ich konnte es sehen.«
    »Was hast du gesehen?«
    »Ich habe geschlafen.« Ihre Augen waren riesengroß und schmerzerfüllt. »Wir hatten zu Abend gegessen, und mein Onkel, Larkin und die Familie waren anwesend.
    Eine kleine Familienfeier. Das machte meine Mutter gerne alle paar Monate. Nach dem Essen wurde musiziert, und wir haben getanzt. Meine Mutter tanzte so gerne. Es war schon spät, als wir ins Bett gingen, und ich schlief schnell ein. Ich hörte sie schreien.«
    »Sonst hat sie niemand gehört?«
    Moira schüttelte den Kopf. »Nein. Sie hat gar nicht richtig geschrien, weißt du.
    Nicht laut jedenfalls. Sie schrie in ihrem Kopf, und ich hörte sie in meinem. Nur ein einziges Mal. Ich dachte, ich hätte es mir eingebildet. Aber ich stand trotzdem auf und ging in ihr Zimmer, um nachzuschauen.«
    Sie sah es selbst jetzt vor sich. Sie hatte sich nicht erst die Mühe gemacht, eine Kerze anzuzünden, weil ihr Herz so heftig geschlagen hatte. Sie war einfach aus ihrem Zimmer zu den Gemächern ihrer Mutter gelaufen.
    »Ich klopfte nicht, weil ich mir sagte, nein, dann weckst du sie. Ich wollte nur hineinschlüpfen und mich vergewissern, dass sie schlief.
    Aber als ich die Tür öffnete, lag sie nicht in ihrem Bett. Ich hörte Geräusche, schreckliche Geräusche. Wie Tiere, wie Wölfe, aber schlimmer. Oh, schlimmer.«
    Sie schwieg und versuchte zu schlucken, obwohl ihre Kehle wie ausgetrocknet war.
    »Die Türen zu ihrem Balkon standen auf, und die Vorhänge bauschten sich im Wind.
    Ich rief nach ihr. Ich wollte zu den Türen laufen, aber ich konnte nicht. Ich blieb wie angewurzelt stehen und konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Ich kann es nicht sagen.«
    »Doch, du kannst. Du bist zur Balkontür gegangen.«
    »Ich sah … o Gott, o Gott, o Gott. Ich sah sie auf den Steinen liegen. Und das Blut, so viel Blut. Es waren … mir wird schlecht.«
    »Nein.« Cian stand auf und trat zu ihr. »Dir wird nicht schlecht.«
    »Sie rissen an ihr.« Die Worte sprudelten jetzt aus ihr hervor. »Sie zerfleischten sie.
    Dämonen, Geschöpfe aus Albträumen, zerfleischten meine Mutter. Ich wollte schreien, aber ich konnte nicht. Ich wollte hinrennen und sie verjagen. Einer, einer blickte mich an. Sein Augen waren rot, und sein Gesicht war mit Blut verschmiert. Mit dem Blut meiner Mutter. Er sprang auf die Tür zu, und ich taumelte zurück. Weg von ihr, und dabei hätte ich zu ihr hin gemusst.«
    »Sie war tot, Moira, und auch du wärst tot gewesen, wenn du aus der Tür getreten wärst.«
    »Aber ich hätte ihr helfen müssen. Er sprang mich an, und ich schrie und schrie und schrie. Und ich schrie noch, als er abprallte wie an einer unsichtbaren Wand. Und dann wurde alles um mich herum schwarz. Während meine Mutter in ihrem Blut lag, schrie ich nur.«
    »Du bist nicht dumm«, sagte Cian gepresst. »Du weißt, dass du unter Schock standest. Du weißt, dass das, was du gesehen hast, dich körperlich genauso getroffen hat wie ein heftiger Schlag. Du hättest nichts tun können, um deine Mutter zu retten.«
    »Aber wie konnte ich sie denn da so liegen lassen, Cian? Sie einfach dort liegen lassen?« Jetzt strömten ihr die Tränen über die Wangen. »Ich habe sie doch über alles geliebt.«
    »Weil dein Verstand mit dem, was du sahst, nicht umgehen konnte. Für dich war es ein Ding der Unmöglichkeit. Sie war schon tot, bevor du ins Zimmer kamst. In dem Moment, wo du ihren Schrei gehört hast, Moira, war sie tot.«
    »Wie kannst du da so sicher sein? Wenn …«
    »Es waren Mörder. Sie haben sie sofort getötet. Danach haben sie sich zwar über sie hergemacht, aber das Ziel war der Tod.«
    Er nahm ihre kalten Hände in seine, um sie zu wärmen. »Sie hat nur einen winzigen Moment lang Schmerzen verspürt. Vom Rest hat sie nichts mehr mitbekommen.«
    Sie blickte ihn unverwandt

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