Rot wie die Liebe
an. »Schwörst du mir, dass du das glaubst?«
»Ich brauche es nicht zu glauben, ich weiß es, und ich kann es dir auch schwören.
Wenn sie sie hätten foltern wollen, dann hätten sie ihr irgendwo aufgelauert, wo sie sich mehr Zeit hätten lassen können. Was du gesehen hast, war eine verdeckte Handlung, damit man sagen würde, es wären wilde Tiere gewesen. Wie bei deinem Vater.«
Langsam stieß sie die Luft aus. Sie sah die schreckliche Logik, die dahinter stand.
»Mich hat der Gedanke umgebracht, dass sie noch am Leben war, als ich dazukam.
Dass sie noch gelebt hat, während sie ihr Blut tranken. Irgendwie ist es leichter, zu wissen, dass sie bereits tot war.«
Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen ab. »Es tut mir leid, dass ich dich einen Bastard genannt habe.«
»Ich habe dich wütend gemacht.«
»Absichtlich. Ich habe bisher noch nie jemandem von dieser Nacht erzählt. Ich konnte nicht darüber sprechen.«
»Jetzt hast du es getan.«
»Vielleicht muss ich sie ja jetzt auch nicht mehr so sehen, wie sie in jener Nacht ausgesehen hat. Vielleicht kann ich sie ja jetzt wieder lebendig und glücklich sehen.
Hältst du mich ein bisschen fest?«
Er nahm sie in die Arme und strich ihr über die Haare. Sie legte den Kopf an seine Schulter. »Jetzt, wo ich es dir erzählt habe, geht es mir besser. Es war lieb von dir, dass du mich wütend gemacht hast, damit ich darüber sprechen konnte.«
»Jederzeit gerne.«
»Ich wünschte, ich könnte hier bei dir im Dunkeln bleiben. Aber ich muss mich anziehen gehen. Beim ersten Licht brechen die Truppen auf.«
Er küsste sie lange und zärtlich.
Moira öffnete schläfrig die Augen. »Ich habe den Kuss bis zu meinen Fußsohlen gespürt. Hoffentlich bedeutet das, dass ich heute leichter gehen kann.«
Sie erhob sich und griff nach ihrem Nachtgewand. »Du könntest mich eigentlich in den nächsten Stunden ein bisschen vermissen«, sagte sie zu ihm. »Oder mich später einfach anlügen und sagen, du hättest mich vermisst.«
»Wenn ich dir sage, wie sehr du mir gefehlt hast, ist das keine Lüge.«
Als sie angezogen war, umfasste sie sein Gesicht mit beiden Händen und gab ihm noch einen Kuss. »Dann freue ich mich jetzt einfach mal auf die Wahrheit.«
Sie ergriff ihre Kerze und trat an die Tür. Ein letztes Mal lächelte sie ihn an und schob den Riegel zurück.
Vor der Tür stand Larkin, der gerade klopfen wollte.
»Moira?« Er grinste sie verblüfft an. Als er jedoch das zerwühlte Bett sah und Cian, der sich ein Laken um die Taille geschlungen hatte, erlosch sein Lächeln.
Wütend schob er Moira beiseite und stürzte sich auf Cian.
Cian machte sich gar nicht erst die Mühe, den Schlag abzuwehren, sondern nahm ihn ungerührt entgegen. Als die Faust jedoch ein weiteres Mal auf ihn zuschwang, packte er Larkin am Handgelenk. »Einen gestatte ich dir. Aber das reicht auch.«
»Du sollst ihm gar nichts gestatten.« Moira war so geistesgegenwärtig gewesen, die Tür wieder zu schließen. »Wenn du noch einmal zuschlägst, Larkin, dann bekommst du von mir einen Tritt in den Hintern.«
»Du verdammter Bastard. Dafür wirst du dich verantworten.«
»Zweifellos. Aber nicht dir gegenüber.«
»Doch, ich verspreche dir, du bekommst es mit mir zu tun.«
»Hör auf! Ich meine es ernst.«
Als Larkin schon wieder die Fäuste hob, musste Moira den Drang unterdrücken, ihn mit dem Kerzenleuchter zu verprügeln. »Lord Larkin, als deine Königin befehle ich dir, aufzuhören.«
»Ach, hör doch damit auf«, warf Cian lässig ein. »Lass den Jungen doch die Ehre seiner Kusine verteidigen.«
»Ich schlage dich zu Brei.«
Moira riss der Geduldsfaden, und sie drängte sich zwischen die beiden. »Sieh mich an. Du und dein verdammter Dickschädel, Larkin. Sieh mich an. In welchem Zimmer sind wir hier?«
»Im Zimmer von diesem verdammten Mistkerl.«
»Und glaubst du, er hat mich an den Haaren hier hineingeschleift und mir Gewalt angetan? Du bist ein Blödmann! Ich habe an Cians Tür geklopft. Ich bin hier hineinmarschiert und habe mich in sein Bett gelegt, weil ich es wollte.«
»Du weißt nicht, was …«
»Wenn du es wagst, wenn du es wagst, mir zu sagen, ich wüsste nicht, was ich will, dann schlage ich dich zu Brei.« Sie bohrte ihm einen Finger in die Brust, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. »Ich habe ein Recht auf mein Privatleben, und du hast mir gar nichts vorzuschreiben.«
»Aber er – du. Es schickt sich nicht.«
»So ein Unsinn.«
»Es
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