Rot
und Risto …«
»Auch bei denen bin ich mir nicht ganz sicher«, sagte Kati Soisalo verlegen.
»Aber bei dem Gebäude bist du dir sicher, zumindest hast du das gesagt, nachdem du am Vormittag in der Straße gewesen warst«, vergewisserte sich Paranoid.
Kati Soisalo nickte mit ernster Miene. »Die Hausnummer sechs, ein dreigeschossiges Haus rot wie Preiselbeerbrei und da die oberste Etage.«
»Das ist unser bester Hinweis; im obersten Geschoss gibt es nur zwei Wohnungen. Ich ermittle als Nächstes deren Inhaber, und dann schaue ich mir ein bisschen die Kreditkartendaten an. Vielleicht hat einer der Bewohner in dem Restaurant Theater seine Visa-Karte gezückt. Aber das alles wird seine Zeit brauchen.«
Kati Soisalo sah enttäuscht aus.
»Ich habe auch gute Nachrichten«, fuhr Paranoid fort. »Ukkola hat in seinem neuen Audi eine Wi-Fi-Basisstation und ein Bluetooth-Handsfree. Es war ein Kinderspiel, in das geschützte drahtlose Netz einzubrechen, das heißt, wir sind bei Ukkola zumindest teilweise back in business – ich kann alles abhören, was er in seinem Auto sagt. Gegebenenfalls könnte ich beispielsweise dafür sorgen, dass die Bremsen seines Wagens blockieren.«
Kati Soisalo ließ keine Anzeichen von Freude erkennen. »So what. Der sitzt doch nicht die ganze Zeit in seinem Auto.«
»Nörgle nicht rum«, erwiderte Paranoid verärgert. »Schließlich kann Ukkola auf deinen Prozess noch Einfluss nehmen. Er könnte die von ihm bestochenen Zeugen bitten, ihre Geschichte vor Gericht zu ändern. Aber bei mir liegt der Fall anders, Ukkola hat das Speed selbst in meinem Toilettenbecken versteckt.« Paranoid zeigte in Richtung seines Badezimmers. »Er wird kaum sein eigenes Vergehen vor Gericht eingestehen, da würde er garantiert seinen Posten verlieren.«
»Psychopathen sind einfallsreich und Ukkola ganz besonders. Er wäre mit Sicherheit imstande, sich irgendein Märchen auszudenken. Du kämst wahrscheinlich mit einer Geldstrafe davon, wenn er seine Behauptung zurücknimmt, dass du Speed verkauft hast.«
»Wir müssen Geduld haben. Hoffen wir, dass er in seinem Auto irgendetwas sagt, was uns weiterhilft«, sagte Paranoid.
»Wir müssen Ukkola so zu fassen kriegen, dass wir ihn im Würgegriff haben«, entgegnete Kati Soisalo und fügte für sich hinzu: Oder ich muss nach Pitäjänmäki zurückkehren. »Machen wir morgen weiter, gleich früh?«, fragte sie, stand auf und legte ganz in Gedanken die Hand auf Paranoids Schulter.
Der zuckte unter ihrer Berührung zusammen und wandte sich erbost um. »Ich tue, was ich kann und was ich zeitlich schaffe.«
Kati Soisalo verließ Paranoids Wohnung in der Punavuorenkatu und ging zu Fuß in Richtung Metro. Ihren Wagen hatte sie Kara geliehen, bis zur U-Bahnstation Kamppi war es nur ein Kilometer, und sie hatte keine Lust, auf den Bus oder die Tram zu warten. Um diese Jahreszeit schwankte die Temperatur im Laufe eines Tages stark, in der Nachmittagssonne war das Thermometer auf fünfzehn Grad gestiegen, aber jetzt am späten Abend dampfte der Atem im Licht der Straßenlaternen. Auf den Titelseiten der Abendzeitungen wurden in marktschreierischer Aufmachung die Unglücke in Amerika behandelt, anscheinend waren Sonderausgaben erschienen.
Wenig später setzte sich Kati Soisalo auf einen grell orangefarbenen Plastiksitz in der U-Bahn. Nach dem zügigen Spaziergang waren ihre Muskeln erwärmt und kribbelten angenehm. Ihr gegenüber saß eine etwa zwanzigjährige Frau, deren Hand im Schoß des alten Mannes neben ihr lag. Ihre Gesichtszüge ähnelten sich, vermutlich handelte es sich um Großvater und Enkeltochter. Die junge Frau wirkte traurig, der Opa streichelte ihre Hand andächtig und liebevoll. Ein schöner Anblick. Kati Soisalos Launeverdüsterte sich, als ihr klar wurde, dass sie nie Großmutter sein würde. Sie könnte nie Vilmas Kinder sehen, ihren Enkeln Geschenke bringen oder ihre Hand streicheln. Ihre Stimmung wurde noch schlechter, als sie daran dachte, was die Ärztin im Krankenhaus Eira ihr vor zwei Monaten mitgeteilt hatte: Sie litt an Endometriose, in ihren Eierstöcken und in der Bauchhöhle hatten sich Herde mit Gebärmutterschleimhaut ausgebreitet. Das führte letztlich dazu, dass man keine Kinder mehr bekommen konnte. Von der Ärztin war ihr eine Behandlung mit Medikamenten nahegelegt worden, aber sie hatte keinen Finger gerührt und nichts unternommen. Sie musste damals wie jetzt an anderes denken.
Dass sie Kara den Zweitschlüssel ihrer Wohnung
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