Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
Ausgerechnet Berlin, die Stadt, in der die Einwohner per se total unfreundlich sind. Da bist du wohl die rühmliche Ausnahme. Oder die Hamburger sollten ihr Bild über Berliner mal überdenken.«
Er lächelte dankbar. Dann wandte er sich wieder ab, hantierte mit Pfanne und Pfannenwender, ließ die Muscheln auf das Bett aus Frühlingssalaten gleiten und beträufelte alles mit einer dunklen Salatsauce. »Nimmst du die Gläser?«
Er ging voran ins Esszimmer, und sie folgte ihm mit den Gläsern.
Das Essen war – wie nicht anders zu erwarten – hervorragend. Er holte einen Wein dazu, einen spritzigen Cabernet Sauvignon, und Pia war schon bald ein bisschen beschwipst. Sie unterhielten sich über Berlin, ihre neue Aufgabe – Frederick fand die Idee sehr interessant und versprach, sie all seinen weiblichen Bekannten zu empfehlen, obwohl Pia bezweifelte, dass diese sich ihre Dienste leisten konnten –, über den harten Winter und andere Themen. Eins kam zum anderen, und sie genoss den Abend sehr.
»Und womit verdienst du dein Geld?«
Sie waren bei der zweiten Flasche Wein angelangt, das Schweinefilet war köstlich, das Wintergemüse ein Gedicht, die Herzoginkartoffeln außen kross und innen fluffig. Pia hatte sich von allem nachgenommen und glaubte, jetzt keinen Bissen mehr herunterzubringen.
»Ach, so dies und das. Noch ein Stück Filet?«
Sie lehnte dankend ab. Während Frederick den Tisch abräumte und den Nachtisch holte, lehnte sie sich zurück.
Dieser Mann ist perfekt, dachte sie. Klug, nett, witzig …
Nur leider sexuell so gar nicht anziehend.
»Wenn du möchtest, können wir gerne mal zusammen ins Theater gehen. Ich hab ein Abo mit zwei Karten.«
»Oh.« Das Angebot überraschte sie sehr. Pia hatte sich in Hamburg immer wieder vorgenommen, ins Theater zu gehen, aber letztlich war es daran gescheitert, dass sie keine Lust hatte oder keine Zeit oder es einfach nicht schaffte, sich Karten zu besorgen. »Aber ich möchte nicht, dass deine übliche Begleitung dann nicht mitkommen kann, also …«
»Ist schon in Ordnung.« Er lächelte gewinnend. »Ich hab das Abo für zwei aus purer Gewohnheit. Weil …« Seine Miene verdüsterte sich wieder wie zuvor, als sie vorgeschlagen hatte, sie könnten sich duzen.
Sie fragte nicht nach. Irgendwie hatte sie das Gefühl, auf vermintes Gelände geraten zu sein.
»Schmeckt das Eis? Ich hab’s gar nicht probiert …«
Eilig nahm Pia einen Löffel und versicherte ihm, das Eis sei ganz hervorragend. Überhaupt sei der Abend rundum gelungen, und sie könne sich gar nicht genug bei ihm bedanken, dass er ihr einen so herzlichen Empfang in Berlin bereitet habe.
»Dann sehen wir uns bald wieder?«, fragte er, als er sie etwas später zur Tür begleitete.
Es war schon nach zehn, und Pia war müde. Nur widerstrebend ließ Frederick sie gehen.
»Bestimmt«, versicherte sie ihm, obwohl sie sich da nicht so sicher war.
Frederick beugte sich etwas vor.
Jetzt will er mich küssen, dachte Pia noch. Sie drehte den Kopf leicht zur Seite, und sein Kuss landete nicht auf ihrem Mund, sondern an ihrem Ohr.
»Entschuldige«, murmelte sie.
»Nein, ich muss mich wohl entschuldigen.« Er machte einen Schritt nach hinten und öffnete die Wohnungstür.
Zu perfekt, dachte sie traurig, während sie die Stufen nach oben hinaufstieg. Er ist einfach nicht so, wie ich mir einen Mann wünsche.
Hätte er sie zwischen Schweinefilet und Pistazieneis gegen den Tisch gedrängt und sich einfach genommen, was er wollte …
Sie hätte es ihm gegeben.
4
»Nein, Sie hören mir jetzt mal zu.« Pia atmete tief durch.
Herrje, immer musste irgendwas dazwischenkommen. Konnte nicht einmal etwas glattlaufen?
Die Liste ihrer Fehlversuche und gescheiterten Pläne war in den ersten acht Tagen als Neuberlinerin stetig länger geworden. Ob es ihre Versuche waren, sich zurechtzufinden, ihr Gewerbe anzumelden, einen fähigen Webdesigner zu finden, der ihr eine Homepage für ihre Dienste als Shoppingberaterin baute, oder all die anderen großen und kleinen Dinge des Alltags – überall rannte sie gegen eine Wand.
Frederick hatte sie ausgelacht, als sie ihm ihr Leid klagte.
»Lass dir Zeit«, meinte er. »Du bist doch erst vor einer Woche hergezogen. Wem willst du was beweisen?«
Vor allem wollte sie sich selbst etwas beweisen. Dass sie es schaffen konnte. Dass sie auf das Geld ihres Exmannes nicht angewiesen war.
Darum verbrachte sie schon den halben Vormittag damit, verschiedene Webdesigner
Weitere Kostenlose Bücher