Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
sie im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen.
Frederick hatte recht. Sie sendete nicht nur Signale aus, sie schien zugleich auch noch anfällig dafür zu sein, sich immer wieder aufs Neue in irgendwelche fremden Männer zu verknallen, mit denen sie dann unbedingt ins Bett steigen wollte.
Obwohl »verknallen« nicht das richtige Wort war. Sie fiel diesen Männern einfach in den Schoß.
»Dann wollen wir mal sehen.«
Wortlos hielt sie ihm die Mappe hin und wich seinem Blick aus. Rebus blätterte darin und nickte beifällig.
»Hübsch«, kommentierte er. »Sie sind dann also eine Art …«
»Beraterin«, sagte sie hastig. »Meine Klientel wird von mir in Stilfragen beraten, genau. Deutschlandweit möchte ich meine Kundinnen erreichen, aber einkaufen sollen sie vor allem hier in Berlin. Weil Berlin hip ist, weil es eine Stadt ist, in der Trends geboren werden.« Sie holte tief Luft. Über dieses Thema konnte sie stundenlang reden, wenn man es ihr erlaubte, aber sie fürchtete, er könnte sie wieder so spöttisch anlächeln.
»Und weiter?«, ermunterte er sie.
Also erzählte sie weiter. Was sie sich wünschte, was sie erhoffte. Warum sie nach Berlin gekommen war, verschwieg sie. Aber er bemerkte es, denn irgendwann tippte er auf das Logo der Agentur, die ihr Firmenlogo entworfen hatte.
»Kommen Sie aus Hamburg?«
Sie nickte. Plötzlich waren alle Worte einfach fortgewischt.
»Und wieso machen Sie das nicht in Hamburg, Frau Schwarz?«
»Das geht Sie nichts an«, fuhr sie ihn wütend an.
»Doch, tut’s schon. Wenn ich die Texte für Ihre Webseite schreibe – und das werde ich, diese Agentur hat nämlich keine gute Arbeit geleistet, wenn Sie mich fragen –, muss ich mehr über Sie, Ihre Persönlichkeit und Ihre Hintergründe wissen, damit ich treffend formulieren kann.«
»Vielleicht brauchte ich ja einfach einen Tapetenwechsel«, giftete sie ihn an.
»Ja, manchmal braucht man das.« Sein Blick war so intensiv, dass Pia erzitterte. Verlegen senkte sie den Kopf.
Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er sie durchschaute.
»Nun gut, ich denke, damit kann ich arbeiten. Wenn Sie das wollen«, fügte er hinzu, und wieder ging ihr sein Blick durch und durch.
»Natürlich«, sagte sie leise.
»Gut. Ich schicke Ihnen per Mail den Kostenvoranschlag. Wenn Sie den absegnen, mache ich mich an die Arbeit.«
Nachdem sie noch den zeitlichen Ablauf besprochen hatten, der zu Pias großer Erleichterung ganz in ihrem Sinne war, beendeten sie das Gespräch. Er stand auf und brachte sie zur Tür. Seine Bewegungen waren ganz entspannt, doch sie spürte, dass es bei ihm unter der Oberfläche brodelte.
Als er die Tür öffnete, fegte ein eisiger Wind in das Loft.
»Dann bis bald«, sagte sie leise.
»Ich melde mich«, versprach er.
Die Tür schloss sich hinter ihr mit einem Knall. Pia zuckte zusammen. Sie blieb einen Moment vor der geschlossenen Tür stehen, als hoffte sie, er könnte es sich noch mal anders überlegen. Dann ging sie langsam davon und drehte sich nicht um.
***
Rebus kehrte zurück in die Küche, holte die Mappe und trug sie zu seinem Schreibtisch. Er tippte die Maus an, und der Bildschirm erwachte zum Leben.
Dann setzte er sich hin und begann zu recherchieren.
Eine halbe Stunde später wusste er alles über Pia Schwarz. Woher sie kam, mit wem sie lange Jahre verheiratet gewesen war und mit wem sie zwischendurch noch das Bett geteilt hatte. Jedes schmutzige Detail.
Oder zumindest die schmutzigen Details, die er herausfinden konnte.
Er fertigte rasch einen Kostenvoranschlag an und schickte ihn per Mail an Pia. In die Mail schrieb er nur: »fyi, Rebus«, mehr nicht. For your information.
Er hätte gern mehr geschrieben. Dass er sie wiedersehen wollte oder wie sehr sie ihn faszinierte. Selten hatte eine Frau es geschafft, ihn nach nur wenigen Minuten so in ihren Bann zu schlagen. Sie hatte etwas Hilfloses, Verlorenes an sich, das ihn reizte. Und dann dieses trotzige Funkeln in ihren Augen … Als wüsste sie, was sie wollte, dürfte es ihm aber nicht zeigen.
Die Zusammenarbeit mit ihr würde bestimmt spannend werden.
Er räumte das Geschirr in die Spülmaschine und wischte die Arbeitsfläche ab. Erst dann ging er zurück ins Schlafzimmer, das im oberen Stockwerk des Lofts lag.
»Ich glaube, ich habe dich vorhin gehört«, sagte er, als er das Zimmer betrat.
Sie stand in der Zimmerecke, das Gesicht zur Wand. Er war so leise hinaufgekommen, dass sie ihn nicht bemerkt hatte. Aber sie war brav
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