Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
abzutelefonieren, und hoffte inständig, irgendwer könnte ihr die Webseite nicht erst in drei oder vier Monaten zur Verfügung stellen, sondern – wenn möglich – innerhalb von vier Wochen.
»Nein, die Grafiken und Entwürfe liegen vor.« Die hatte sie bei einer Hamburger Agentur in Auftrag gegeben. »Das ist schön, dass Sie so was auch können, aber ich brauche diese Sachen nicht.«
Sie rollte verzweifelt mit den Augen. Himmel! Wenn dieser Blödmann so stur war, dann konnte sie mindestens genauso stur sein.
Sie unterbrach ihren Gesprächspartner. »Wissen Sie was? Wenn Sie das alles können, haben Sie sicher keine Probleme, Auftraggeber zu finden. Aber ich habe Ihnen bereits gesagt, dass ich kein Interesse an Ihrem Design-Gesamtpaket habe. Guten Tag!«
Entschlossen legte sie auf. Das war zwar grob unhöflich, aber es schien zum guten Berliner Ton zu gehören.
Einen Namen hatte sie jetzt noch auf ihrer Liste stehen. Seufzend beugte Pia sich vor, tippte die Internetadresse ein und klickte sich durch die Webseite des Anbieters.
»Rebus« stand schlicht rechts oben in der Ecke, darunter tat sich nach einem Mausklick das Portfolio auf. Pia überlegte nicht lange; die Seite gefiel ihr.
Sie wählte die Nummer und stellte sich insgeheim wieder auf einen dieser verrückten Hinterhof-Webdesigner ein, die mit überhöhten Preisvorstellungen und Fertigstellung »so in drei bis vier Monaten, wa?« winkten.
»Hallo, hier spricht Rebus.«
Eine dunkle, warme Stimme. Eine Stimme, die ihr direkt bis tief in den Unterleib fuhr.
Pia räusperte sich. »Pia Schwarz, guten Tag. Ich suche einen Webdesigner. Haben Sie einen Moment Zeit?«
»Natürlich. Was brauchen Sie?«
Erleichtert atmete sie auf. Mit wenigen Sätzen skizzierte sie, was sie sich vorstellte, und sie hörte, wie Rebus auf der anderen Seite »hmhm« machte und mitschrieb. Dann stellte er ihr ein paar gezielte Fragen, auf die Pia sofort eine Antwort wusste.
»Gut«, sagte er schließlich. »Ich schlage vor, Sie bringen mir die Unterlagen vorbei oder schicken mir die Entwürfe per Mail. Mir wäre es lieber, Sie kämen vorbei«, fügte er hinzu. »Dann könnten wir die Entwürfe noch mal durchsprechen, und eventuelle Änderungsvorschläge stimme ich dann mit der Hamburger Agentur direkt ab.«
Sie wollte schon Widerspruch einlegen, verkniff sich aber einen Kommentar. Vermutlich sollte sie einfach froh sein, dass sie mit diesem Mann endlich mal vernünftig reden konnte.
»Wann?«, fragte sie.
»Kommen Sie einfach heute Nachmittag vorbei. So gegen drei Uhr?«
»Das passt.« Pia war richtig froh. Endlich funktionierte mal etwas!
Als sie am Nachmittag um halb drei das Haus verließ, lief sie Frederick über den Weg.
»Kalt da draußen«, warnte er sie.
Pia verlangsamte ihre Schritte. Seit ihrem ersten Abend in seiner Wohnung hatte sie sich immer wieder gefragt, warum sie nur so ein Problem mit ihm hatte.
Dieser Gedanke ging ihr einfach nicht aus dem Kopf.
»Alles okay?«, fragte sie. Frederick leerte geräuschvoll seinen Briefkasten.
»Alles bestens. Du solltest dir wirklich was anderes anziehen, da draußen holst du dir sonst den Tod.«
Sie blickte an sich herunter. »Ich mag die Sachen«, erwiderte sie trotzig. »Und ich friere nicht so leicht.«
Er zuckte mit den Schultern. »War nur ein gutgemeinter Rat.«
Er wollte schon die Treppe hochgehen, da rief sie ihm nach: »Bist du mir böse?«
Er blieb auf der untersten Stufe stehen. »Wieso sollte ich?«
»Na ja …« Sie zögerte. Irgendwie kam sie sich albern vor. »Dachte nur. Weil du nach dem Abendessen …«
»Weil ich dich küssen wollte«, vollendete er ihren Satz, als sie nicht weitersprach. »Ja, das war ein bedauerlicher Irrtum. Ich habe wohl einen Augenblick lang geglaubt, dass wir zwei …«
Jetzt war er es, der betreten schwieg.
Pia schaute verlegen auf ihre Stiefelspitzen. Ihr war entsetzlich kalt. Vielleicht hätte sie doch nicht den kurzen Rock anziehen sollen.
»Du sendest einfach diese Signale aus …«
Ihr Kopf ruckte hoch. »Was denn für Signale?«, fragte sie.
Frederick zuckte mit den Schultern. »Ein bisschen ist es so, als wolltest du gefragt werden. Als sollten die Männer dich verführen. Wenn du verstehst, was ich meine.«
Irgendwie schon.
»Danke«, murmelte sie verwirrt und trat in die Februarkälte hinaus. Sie vergrub das Gesicht in ihrem dicken Schal und marschierte Richtung U-Bahn.
Vielleicht hatte Frederick recht. Sie sendete Signale aus. Eigentlich wollte sie
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