Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
Hände ruhten auf seiner Brust, und im Sonnenlicht funkelte der Brillant.
Wir werden heiraten.
Er hätte nie gedacht, dass ihn dieser Gedanke zu erregen vermochte.
Ihre Bewegungen wurden schneller, unkoordinierter. Sie keuchte, warf die Decke ab und klammerte sich an ihn. Rebus umfasste ihre Hüften, er half ihr, wo ihre Kraft zu versagen drohte. Der winzige Moment, ehe aus dieser Anspannung und der Verkrampfung jene Entspannung wurde, bei der sie einfach auf der Welle ritten, war immer wieder der schönste am ganzen Akt. Er ließ sich gehen, rammte sich tief in sie hinein und kam ihr entgegen. Sie schrie überrascht auf, und dann sank sie erschöpft auf seine Brust.
Sie lauschte seinem Herzschlag, er streichelte ihr nasses Haar. Die Gänsehaut war wieder da, überzogen von einem zarten Schweißfilm. Er zog die Decke heran und legte sie um ihre Schultern.
»Was wolltest du sagen?«, fragte er leise.
Sie lächelte mit geschlossenen Augen. »Ich hab’s mir überlegt. Das mit dem Dungeon.«
Schon vor Wochen hatte er das Thema angesprochen, doch bislang hatte sie immer noch geschwankt, ob sie es tun wollte.
Er war noch in ihr, und allein das Wort ließ ihn wieder zum Leben erwachen.
»Ich dachte, das wäre nichts für dich. Du hast gesagt, du willst nicht in der Öffentlichkeit die Sklavin sein.«
»Und du hast gesagt, so öffentlich sei es da gar nicht, Und ich will keine Angst mehr haben.«
Er streichelte sie wieder. »Das hast du auch nicht. Du warst heute sehr mutig.«
Daraufhin schwieg sie lange, und er überlegte, woher ihr Sinneswandel kam. Schon früh hatte er mal angedeutet, dass eine gute Sklavin ihrem Meister überallhin folgte. Sie war im Scherz auf das Spiel eingegangen, doch als er vorschlug, einen Dungeon zu besuchen, hatte sie das zuerst rigoros abgelehnt.
Sie sei nicht der Typ dafür, behauptete sie anfangs.
Er hatte nicht weiter versucht, sie zu überzeugen, nur hin und wieder kleine Bemerkungen fallenlassen.
»Woher kommt der plötzliche Sinneswandel?«, fragte er leise.
Sie seufzte und bewegte sich etwas auf ihm. Er glitt aus ihr heraus, und sie legte sich neben ihn. Rebus nahm sie in die Arme.
»Ich war früher anders«, begann sie leise. »Als ich noch in Hamburg wohnte. Da hab ich alles mitgemacht. Ich hab die Domina gespielt, ich habe die Menschen gegeneinander ausgespielt. Die Lust war meine Waffe, verstehst du?«
Er nickte.
»Und dann brach das alles zusammen. Nachdem meine Ehe gescheitert war und Johannes mich so verletzt hatte, ließ ich niemanden mehr an mich heran. Ich war unfähig, irgendwas zu empfinden. Ich wurde ganz kalt, verstehst du?«
Er verstand sie nur zu gut. Auch er war kalt gewesen, all die Jahre. Doch er beneidete sie, dass sie wenigstens inzwischen wusste, warum es bei ihr so gekommen war.
Bei ihm mochte es daran liegen, dass er sich nie hatte vorstellen wollen, sich sein Leben lang an eine einzige Frau zu binden. Dafür waren immer zu viele da gewesen und hatten ihn gewollt.
»Darum diese Affären, diese One-Night-Stands. Ich hab jede sich bietende Gelegenheit genutzt, weil ich mich spüren wollte. Und dann kamst du.«
Er musste grinsen.
»So ähnlich ist es mir auch ergangen«, gab er zu.
»Siehst du? Vielleicht soll es so sein. Vielleicht begegnet man irgendwann im Leben dem Menschen, mit dem alles anders ist.«
***
Ihr Leben hatte eine radikale Kehrtwende genommen.
Meike blickte sich ein letztes Mal prüfend im Spiegel an. Schwarzer Latexanzug, hauteng und glänzend. Handschuhe. Das Haar zu einem strengen Knoten im Nacken zusammengefasst und ein aufregendes dunkles Make-up. Das war jetzt ihre Arbeitskleidung.
Vorbei war es mit den luftigen, zarten Kreationen der Modedesigner, die sie in viel zu unbequemen Schuhen über die Laufstege von Mailand oder Paris trug. Vorbei mit Katalogshootings für Bademode in der Karibik, wo sie neonbunte billige Fummel anziehen musste, in denen nur Models gut aussahen, die aber den normalen Frauen suggerieren sollten, dass sie ihnen mindestens ebenso gut standen.
Auch ihre enge, kleine Wohnung gab es nicht mehr. Genauso wenig wie die Angst, in ein paar Jahren kein Geld mehr zu verdienen, weil sie dann zu alt und ihr Gesicht zu verbraucht war für den Job.
Jemand klopfte an die Tür ihrer Garderobe. »Bist du so weit?«
Sie warf ihrem Spiegelbild eine Kusshand zu und klemmte die kurze Gerte unter den Arm. Mehr brauchte sie nicht. Alles andere fand sie vor Ort.
»Madame Mimi …«
Er hielt ihr die Tür auf und
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