Rote Gruetze mit Schuss
gestellt. Langsam strapazieren Sie meine Geduld.«
»Ich bin nicht wegen des Brandes hier.«
»So, so«, bellt von Rissen dazwischen.
»Wir ermitteln in einem weiteren Mordfall. Der Versicherungsvertreter Leif Ketels ist tot im Friseursalon Alexandra aufgefunden worden.«
»Und was habe ich damit zu tun? Da sollten Sie sich lieber mal an das Fräulein Alexandra halten. Die hatte mit dem Versicherungsheini doch ein Techtelmechtel.«
»Es gibt Aussagen, Sie hätten auf dem Feuerwehrfest ein Auge auf die Salonbesitzerin geworfen und eine rüde Abfuhr bekommen.«
»Wie kommen Sie denn darauf? Bei allem, was recht ist, verehrte Kommissarin, aber dauergewellte Friseurinnen sind dann doch nicht ganz meine Kragenweite.« Wie zur Bekräftigung des Gesagten dreht er kurz den Hals im Strickkragen. Seine Gesichtsfarbe wird dunkler. »Ich lasse mir in Hamburg die Haare schneiden. Den Laden von Fräulein Alexandra habe ich noch nie betreten!«
»Das glauben wir eben doch«, sagt Nicole ganz ruhig.»Wir haben Hinweise, dass Sie gestern Nacht im Salon Alexandra gewesen sind.«
»Wer behauptet das?«, schreit von Rissen unvermittelt los und springt erregt vom Stuhl auf. »Was bilden Sie sich eigentlich ein!?«
Nicole Stappenbek spürt den unangenehmen Druck ihrer Waffe unter dem Arm, aber will sich davon nicht ablenken lassen. Sie hofft, dass sie von Rissen in die Enge treiben kann, dass er vielleicht einen Fehler macht oder sich zu einer unüberlegten Äußerung hinreißen lässt. Ganz nüchtern ist er schließlich auch nicht mehr.
»Wir haben außerdem auch noch mal Ihr Alibi überprüft für die Nacht, als der Landwirt Jörn Brodersen ermordet wurde. Sie waren in dieser Nacht gar nicht in Plön, sondern in der Spielbank in Travemünde. Und auch die hatten Sie zum Zeitpunkt des Mordes längst wieder verlassen.«
»Na und! Soll ich mir von Ihnen jetzt auch noch die Erlaubnis zum Casino-Besuch einholen? In was für Zeiten leben wir denn? Und außerdem, was soll das Ganze mit dem Scheiß-Friseursalon zu tun haben.« Von Rissen hat schon längst seine Manieren vergessen.
»Die Feuerversicherung für Ihre Gebäude hatten sie doch sicher auch bei Leif Ketels abgeschlossen.« Nicole bleibt ruhig und wechselt geschickt das Thema.
»Leider Gottes habe ich meine Versicherung bei diesem Windei abgeschlossen. Und jetzt ist alles aufgeflogen. Ketels hat uns reingelegt. Aber das hat er nun davon. Jetzt ist er selbst verbrannt«, bellt von Rissen höhnisch.
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Worauf?« Von Rissen merkt es sofort, dass er sich in seiner Wut gerade verplappert hat. Er versucht, einzulenken. »Sie haben mir doch gerade selbst erzählt, Sie hätten ihn in diesem Friseurladen ...«
»Aber wie kommen Sie auf Verbrennen?«
Für einen kurzen Moment sagt von Rissen nichts. Jetzt wird er kleinlaut, denkt Nicole, gleich hab ich ihn. Doch weit gefehlt. Im nächsten Augenblick rastet von Rissen völlig aus. Sein dunkelroter Kopf scheint gleich platzen zu wollen.
»Ich lass mir von dir kleinem Beamten-Dummchen in deiner geschmacklosen Lederjacke doch keine Vorhaltungen machen!«, bricht es aus ihm heraus. »Ist das überhaupt Leder?«, schreit er.
Im gleichen Moment wird Nicole von einem nicht zu unterdrückenden Niesreiz geplagt. Diese Scheißallergien! Wahrscheinlich ist es in der Kutscherwohnung schimmelig. Sie nimmt den Arm vor Mund und Nase und niest prustend hinein. Nach der nächsten Niesattacke bemerkt sie, dass von Rissen mit einer Mistgabel in den Händen vor ihr steht. Reflexartig greift sie zu ihrer Pistole. Bis sie ihre Walther P99 allerdings aus dem Schulterholster unter der engen Lederjacke gezogen hat, dauert es eine halbe Ewigkeit. Sie will gerade die Pistole auf von Rissen richten, als er ihr die Waffe mit einem Hieb mit der Mistforke aus der Hand schlägt.
Das darf doch jetzt nicht wahr sein, denkt Nicole. Beim Schießtraining ist sie immer eine der Besten. Ihre männlichen Kollegen haben keine Chance gegen sie. Statt Schießen hätte sie vielleicht lieber mal trainierensollen, wie sie die Waffe schnell aus ihrer Lederjacke herausbekommt. Warum muss sie auch immer in den blödesten Momenten niesen!
Derweil fliegt ihre Walther in hohem Bogen durch den Raum. Sie landet unter dem Küchentisch. Nicole will sich augenblicklich bücken, aber der Gutsherr ist schneller. Mit der Forke zieht er die Pistole zu sich heran. Fast hätte ein Zinken der Mistgabel die Hand der Kommissarin erwischt. Von Rissen hält jetzt
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