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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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zuckte zusammen, als hätte er ganz vergessen,
dass ich neben ihm saß. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu und starrte dann wieder auf die Straße. »Nach Muir Woods«, erwiderte er.
    »In den Nationalpark?«, fragte ich überrascht. »Ist der um diese Zeit nicht schon geschlossen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht für uns, nur für Sterbliche.«
    Ich dachte nach. »Hast du vor, mir die Pflanzenwelt näherzubringen, oder was? Dann hätten wir eigentlich Vinca mitnehmen sollen.«
    »Nein, nicht die Pflanzenwelt.«
    Ich runzelte die Stirn. Adam benahm sich heute wirklich besonders geheimnisvoll. »Jetzt sag mir endlich, was du mit mir vorhast«, forderte ich ihn auf.
    »Wir treffen eine Fee namens Briallen Pimpernell. Kommt dir der Name bekannt vor?«
    Seine Frage klang ein wenig zu beiläufig. »Nein«, erwiderte ich. »Sollte er das?«
    Er fuhr vom Highway 101 ab und folgte einem Pfeil Richtung Muir Woods. »Ja«, sagte er nach einer Weile. »Das sollte er tatsächlich.«
    »Warum habe ich das dumpfe Gefühl, als hättest du dieses Ziel nicht rein zufällig ausgesucht?«
    Er hielt an einer roten Ampel an und wandte sich zu mir. »Weil ich das nicht habe. Briallen war dabei, als du geboren wurdest.«
    Mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen. »Was?«, flüsterte ich.
    »Ich habe dich angeschwindelt. Wir werden heute nicht zaubern lernen.« Er trat aufs Gaspedal. Ich bemerkte kaum, wie wir weiterfuhren, so sehr schockierte mich, was er gerade gesagt hatte. »Wir treffen uns mit Briallen,
weil es endlich an der Zeit ist, dass du die Wahrheit erfährst.«
    Ich verspürte auf einmal Angst. Trotzdem zwang ich mich dazu, die nächste Frage zu stellen. »Und welche Wahrheit soll das sein?«
    »Dir das zu erklären, überlasse ich lieber Briallen«, meinte Adam.

25

    Die Fee kam uns auf einer Steinbrücke entgegen, die über einen plätschernden Bach führte. Nächtliche Geräusche untermalten unsere leise Begrüßung.
    Trotz meiner Nervosität, die ich seit Adams geheimnisvoller Ankündigung im Auto verspürt hatte, fühlte ich mich von Briallen Pimpernell sogleich angezogen. Sie war nicht viel größer als neunzig Zentimeter und hatte einen birnenförmigen Körper. Die Falten um ihre Augen und ihren Mund zeugten von einem Leben voller Lachen. Sie umfasste meine kalte Hand mit ihren weichen warmen Fingern und lächelte liebenswürdig.
    »Du liebe Güte, du bist aber groß geworden, junge Dame. Das letzte Mal, als ich dich gesehen habe, war dein kleines Gesicht vor Wut ganz rot angelaufen, so sehr wolltest du die Brust deiner Mutter.«
    Ich merkte, wie ich auch jetzt wieder rot anlief. Aus irgendeinem mir nicht ersichtlichen Grund schämte ich mich. Vielleicht lag es an dem Gefühl, dass diese Frau alles über mich wusste. Ihre wachen Augen, die wie winzige Vögel hin und her schossen, nahmen jedes Detail genau wahr. Daran bestand kein Zweifel.
    »Leider kann ich mich nicht mehr erinnern«, erwiderte ich schüchtern.
    »Ach, dem werden wir bald Abhilfe verschaffen. Aber
zuerst sollten wir nicht länger in dieser feuchten Nachtluft herumstehen. Mein Cottage ist hier ganz in der Nähe, wenn es euch nichts ausmacht, noch ein paar Schritte zu Fuß zu laufen.«
    Adam schüttelte für uns beide den Kopf. »Nein, das tun wir gerne. Danke, dass Ihr Euch die Zeit nehmt, mit uns zu sprechen.«
    Sie nickte freundlich und watschelte plattfüßig über die Brücke. Der Magier sah mich an, als wolle er sicherstellen, dass ich nicht doch noch in letzter Sekunde das Weite suchen würde. Hätte man mich im Auto gefragt, was ich vorhatte, hätte ich das wahrscheinlich auch von mir erwartet. Doch jetzt, nachdem ich die Fee kennengelernt hatte, war ich neugierig geworden. Ich wollte hören, was sie mir über meine Geburt erzählen konnte.
    Wortlos folgte ich ihr, obwohl meine Füße ziemlich heftig schmerzten. Nicht zum ersten Mal, seitdem wir eine Stunde zuvor unsere Wanderung durch den Wald begonnen hatten, wünschte ich mir, Adam hätte mich vorgewarnt. Dann hätte ich wenigstens die Schuhe wechseln können, ehe wir wegfuhren. Er trug gut eingelaufene Doc Martens, während ich mich für hochhackige Stiefel entschieden hatte – nicht gerade das geeignetste Schuhwerk, um sich einen Weg durch Unterholz zu bahnen und über riesige Baumstämme zu klettern. Mehr als einmal versanken meine Absätze in der feuchten Erde, weshalb ich angefangen hatte, auf Zehenspitzen zu laufen. Vermutlich machte ich keine allzu gute Figur. Aber Adam

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