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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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ging sie meist lange spazieren, wobei sie es ablehnte, begleitet zu werden. Zwischendurch gestattete sie mir, sie zu untersuchen. Ich bemühte mich, mit ihr über unverfängliche Themen wie das Wetter oder ihre Lieblingsblumen zu sprechen, aber sie ging kaum darauf ein.
    Eines Tages jedoch saßen ihre Bedienstete und ich vor dem Kamin und plauderten gerade über Heilkräuter und ihre Wirkungen, als die Haustür aufgerissen wurde und Phoebe hereinstürzte. Sie redete so schnell, dass wir sie zuerst nicht verstanden. Ich versuchte sie zu beruhigen, da ich befürchtete, sie könne sich vor Aufregung überanstrengen. Erst da verstand ich, was sie mir mitteilen wollte. Sie hatte zum ersten Mal das Kind in ihrem Bauch gespürt. Und ebenfalls zum ersten Mal seit ihrem Einzug schenkte sie mir ein Lächeln.
    Offenbar hatte der kleine Racker in ihrem Bauch eine Tür in ihr geöffnet. Denn von da an gab sie sich mehr Mühe, mir offen zu begegnen. Wir sprachen oft über die Schwangerschaft. Sie wusste wenig über den Vorgang an sich und hatte immer wieder Angst vor dem, was sie bei der Geburt erwarten würde. Wir sprachen auch lange über ihre Symptome und ihre Sorgen. Sie lud mich sogar ein, mit ihr spazieren zu gehen. Im geschützten Bauch des
Waldes sprachen wir über das Lebewesen, das in ihrem Bauch heranwuchs, und das schien sie irgendwie zu beruhigen.
    Eines Nachts gingen wir in freundschaftlichem Schweigen nebeneinander her. Wir liefen unter den Riesenmammutbäumen entlang, die so hoch sind, dass man in der Dunkelheit kaum die Unterseite ihrer ersten Äste erkennen kann. Ich genoss unsere nächtlichen Spaziergänge inzwischen sehr. Phoebe war ausgesprochen klug und gebildet und konnte über viele Themen leidenschaftlich sprechen. Wir redeten häufig über Literatur, Geschichte oder die Große Mutter, aber nie über jenes eine Thema, das sie meiner Meinung nach am meisten beschäftigte.
    Bis zu jener Nacht unter den Mammutbäumen. ›Wahrscheinlich habt Ihr Euch schon Gedanken über den Vater gemacht‹, sagte sie unvermittelt. Ich gab zu, dass ich das tatsächlich getan hatte, aber sie nicht bedrängen wollte, über ihn zu sprechen, wenn das Thema zu schmerzhaft für sie war.
    Deine Mutter saß auf einem von Flechten überwuchertem Baumstamm. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, wäre ich bei ihrem Anblick auf die Idee gekommen, einen Waldgeist vor mir zu sehen – so selbstverständlich bewegte sie sich in dieser Umgebung. Ich wartete geduldig darauf, was sie als Nächstes sagen würde. Ich wusste, sie würde mir von deinem Vater erzählen, wenn sie bereit war. Sie begann langsam und wählte sorgsam ihre Worte. ›Sein Name war Tristan‹, sagte sie. ›Er ist nicht mehr am Leben.‹
    Ich konnte einen leisen Aufschrei nicht unterdrücken, so sehr schockierte mich diese Neuigkeit. Sie schien mich jedoch nicht zu hören, sondern war in Gedanken ganz in
ihre Erinnerung eingetaucht. Trauer umhüllte sie wie ein Schleier. Eine Stunde lang erzählte sie mir, wie sie beide gegen die verbotene Liebe angekämpft hätten, es ihnen letztlich aber nicht gelungen war, sie noch länger zu leugnen. Sie wusste natürlich, dass es nicht richtig war, was sie taten, aber sie liebte ihn. Es war offenkundig, dass sie nicht von einer jugendlichen Schwärmerei oder Verliebtheit sprach, die flüchtig und ohne Konsequenzen ist. Nein, Phoebes Liebe zu ihrem Magier war echt. Es war eine Liebe, die alle Zeit und selbst den Tod überdauert.«
    Ich merkte, dass Adam mich ansah. Als ich mich zu ihm drehte, spürte ich auf einmal, dass meine Wangen feucht waren. »Alles in Ordnung?«, fragte er leise.
    »Ach, mein liebes Kind«, sagte die Fee, ehe ich antworten konnte. »Es tut mir leid, wenn dich meine Geschichte so mitnimmt.«
    Ich wischte mir mit dem Handrücken über die feuchten Wangen. »Es geht schon wieder. Erzählt doch bitte weiter, Briallen.«
    »Bist du dir sicher?«, mischte sich Adam erneut ein. Inzwischen war seine Hand, die auf meinem Arm gelegen hatte, zu meiner Hand gewandert. Sanft drückte er meine Finger. Ich nickte der Fee zu, fortzufahren.
    »Kennst du die Geschichte über seinen Tod?«, fragte sie leise.
    »Ja. Man hat ihn tot aufgefunden und zwar kurz nachdem meine Mutter erfahren hatte, dass sie schwanger war. Sein Mörder wurde nie gefasst.«
    Briallen richtete sich auf. »Wer hat dir das erzählt, mein Kind?«
    »Meine Großmutter. Warum?«
    »Es tut mir leid, dir widersprechen zu müssen, aber
deine Mutter hat mir

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