Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
Vom Netzwerk:
mich abzulenken, ging ich in die Küche und nahm mir ein Bier aus dem Kühlschrank. Meine Glieder schmerzten vor Erschöpfung. Trotzdem wusste ich, dass an Schlaf jetzt nicht zu denken war. Ich musste mir den Plan für morgen noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
    Also ging ich mit der Bierflasche in mein Zimmer, wo ich mir bequemere Klamotten anzog. Als ich meine Stiefel neben dem Schreibtisch abstellte, sah ich etwas Rotes aufblitzen. Das Zauberbuch, das mir Adam gegeben hatte, lag neben meinem Handy. Ich nahm es in die Hand und blätterte darin herum. Erst jetzt bemerkte ich, dass Adam einige Seiten am Ende des Büchleins mit schwarzer Tinte
und in einer kühnen, maskulin wirkenden Schrift beschrieben hatte. Als ich die Zaubersprüche für Anfänger durchlas, die er für mich notiert hatte, begannen meine Augen zu brennen. Unter den Zaubersprüchen war auch die Anleitung, wie man einen Dämon aus Irkalla herbeirief.
    Ich setzte mich aufs Bett und dachte an Giguhl. Er fehlte mir schrecklich. Der Dämon hatte zwar auch seine Nachteile gehabt, aber es war ihm fast immer gelungen, meine Stimmung aufzuhellen. Er war erst seit zwei Tagen wieder fort, doch in diesen zwei Tagen hatte ich begriffen, wie sehr ich meine Freunde brauchte.
    Jetzt jedoch brauchte Adam erst einmal mich. Ebenso wie die anderen Hekate, die an diesen blutsaugenden Maschinen hingen. Es fühlte sich gut an, gebraucht zu werden, auch wenn ich gleichzeitig großes Bedauern verspürte.
    Denn morgen würde ich all dem, an das ich bisher geglaubt und das ich geschworen hatte, immer heilig zu halten und zu beschützen, den Krieg erklären.

28

    Ich spürte, wie die Sonne hinter dem Horizont verschwand, während der Van Richtung Napa Valley brauste. Frank saß in steifer Haltung neben mir auf der Rückbank. Sein Arm berührte zufällig den meinen, als wir über eine unebene Stelle in der Straße fuhren. Er rückte hastig nach rechts, sagte aber nichts. Die einzigen Geräusche, die man im Inneren des Wagens hören konnte, waren die Klimaanlage und ein gelegentlicher dumpfer Schlag, wenn wir durch ein Schlagloch fuhren.
    Vinca saß uns gegenüber. In der Dunkelheit trafen sich unsere Blicke. Sie lächelte mir freundlich zu, schaute dann aber wieder weg, als kostete sie das Lächeln zu viel Anstrengung.
    Ein Feenmann, den sie für die Mission angeworben hatte, befand sich neben ihr. Die anderen beiden Rekruten saßen vorne – der eine hinter dem Steuer und der andere auf dem Beifahrersitz, mit einem Gewehr zwischen den Knien. Ich hatte keine Ahnung, welcher Gattung die beiden genau angehörten, denn sie waren beide mindestens einen Meter fünfzig groß. Um Nymphen konnte es sich nicht handeln, denn – das hatte Vinca mir erzählt – Nymphen waren grundsätzlich weiblich und taten sich entweder mit Magiern oder mit Menschen zusammen. Vielleicht waren diese beiden Typen ja das Ergebnis
einer solchen Verbindung? Ich nahm mir vor, Vinca später zu fragen.
    Darius, der meiner Meinung nach das Sagen hatte, da sich der andere ihm gegenüber recht unterwürfig verhielt, hatte gewellte braune Haare, die er zu einem Zopf zusammengefasst trug. Für mich sah er mit seinem goldenen Ohrring und dem Stoppelbart eher aus wie ein Pirat und weniger wie ein Abkömmling des Feenvolkes. Er sprach nur wenig, schien aber wachsam, als sei er die ganze Zeit über damit beschäftigt, Informationen zu sammeln.
    Die anderen beiden sahen einander verblüffend ähnlich. Beide hatten schulterlanges blondes Haar und so schöne Gesichter, dass sie kaum mehr männlich wirkten. Auch ihre Namen ähnelten sich: Garrick und Warrick. Ich nahm an, sie waren Brüder.
    In gewisser Weise hätte ich gern eine flammende Rede gehalten, um die Truppen zu motivieren, ehe wir in den Kampf zogen. Gleichzeitig hätte ich mich am liebsten übergeben. Der Kampf an sich bereitete mir keine Sorgen. Ich freute mich sogar darauf, endlich losschlagen zu können. Aber mich quälte der Gedanke, dass mein Leben nach der heutigen Nacht nicht mehr dasselbe sein würde. Ich würde nie mehr in den Schoß der Dominae zurückkehren oder auch nur unter den Lilim bleiben können. Ich würde eine Ausgestoßene sein, auf die man ein Kopfgeld ausgesetzt hätte.
    All das Misstrauen, das mir mein Leben lang entgegengebracht worden war, hatte sich in mancher Hinsicht als gerechtfertigt herausgestellt. Vielleicht ließ mich das Magierblut, das durch meine Adern floss, tatsächlich zu einer Verräterin werden. Oder vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher