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Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
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gehabt. Die meisten, die mit mir zusammen die Ausbildung zum Auftragskiller absolviert hatten, waren Jungs oder Männer gewesen, und der Beruf an sich eignete sich sowieso eher für den Typ einsamer Wolf als für einen gesellschaftssüchtigen Schmetterling.
    Doch jetzt hatte ich auf einmal unerklärlicherweise eine Fee zur Freundin. Ob sie sich wohl immer noch so nennen würde, nachdem ich Clovis getötet hatte? Ich wusste ziemlich genau, was dann passieren würde. Das Vertrauen in ihren leuchtenden Augen würde schlagartig verschwinden, und ich würde mich von einer Freundin in eine Verräterin verwandeln.
    Wieder einmal.

22

    Wenn es zwei Dinge gibt, die sich nicht vertragen, dann sind das offenbar Pizza und Katzen. Giguhl stöhnte den halben Tag lang, weil er unter heftigem Sodbrennen litt. Gleichzeitig ließ er die widerlichsten Winde ab, die ich jemals hatte hören und vor allem riechen müssen. Es wurde so unerträglich, dass ich irgendwann die Badezimmertür öffnete und den Ventilator anstellte. Der Kater sauste an mir vorbei zur Toilette. Ich lehnte die Tür an, um ihn ungestört sein Geschäft verrichten zu lassen, und fiel trotz des lauten Ächzens und Miauens wieder ins Bett.
    Als es mir gelang, mit einem Kissen über den Augen einzunicken, verfolgten mich die schlimmsten Alpträume. In einem der Träume lebte David noch und jagte mich durch einen dichten Wald. Ich wachte abrupt auf, während mir seine Rufe noch immer in den Ohren widerhallten: »Verräterin!« Ich war schweißgebadet.
    Nachdem ich erneut eingeschlafen war, träumte ich von meinem Magier-Vater. Ich baumelte kopfüber mit gefesselten Händen und Füßen an einem Foltergerät. Mein Vater rief mir zu, ich solle mich doch mit Hilfe meiner Magie befreien. Aber so sehr ich es auch versuchte, es gelang mir nicht. Er schüttelte verbittert den Kopf und meinte nur: »Du bist eine echte Enttäuschung für mich.«

    Endlich rissen mich meine eigenen Schreie aus dem Schlaf. Ich saß bereits aufrecht im Bett, als ich die Augen aufmachte. Giguhl hockte zu meinen Füßen und beäugte mich besorgt. »Alles in Ordnung? Du hast laut geschrien.«
    Ich fuhr mir durch die verstrubbelten Haare und versuchte mich zu sammeln. Ich schloss noch einmal einen Moment die Augen und brachte mein Herz dazu, etwas weniger schnell zu schlagen, indem ich tief durchatmete. In meinem Solarplexus spürte ich die Sonne, die noch immer über dem Horizont hing.
    »Was habe ich denn geschrien?«, fragte ich nach einer Weile.
    Giguhls Ohren zuckten. »Dass irgendwas nicht deine Schuld sei oder so.«
    Ich schüttelte mich. Nun konnte ich mich auch wieder an den Grund für meinen Schrei erinnern: das Auftauchen meines Vaters. Obwohl ich ihm in Wahrheit nie begegnet war, wusste ich doch mit absoluter Sicherheit, dass er der Magier in meinem Traum gewesen war.
    Da mir klar war, dass ich jetzt bestimmt nicht mehr einschlafen würde, schlug ich die Decke beiseite und stand auf. So wie ich Adam kannte, würde er sowieso schon kurz vor Sonnenuntergang da sein, nur um mich zu ärgern.
    »Wie fühlst du dich inzwischen? Besser?«, erkundigte ich mich bei Giguhl.
    »Ja, und um etwa fünf Pfund leichter«, erwiderte er und rollte mit den Augen.
    »Armes Kätzchen«, meinte ich. »Das lehrt dich hoffentlich, in Zukunft nichts mehr zu essen, was nicht für Katzen bestimmt ist.«

    »Ich lasse lieber stundenlang Stinkbomben los, als weiterhin diesen Fraß zu mir zu nehmen, den man hier Katzen vorsetzt. Das ist echt eine Zumutung.«
    »Wie du willst. Das nächste Mal schläfst du dann aber im Wohnzimmer. Durch dich hat das Wort ›Ausdünstungen‹ eine ganze neue Dimension gewonnen.«
    Er schniefte beleidigt und hüpfte dann vom Bett. Vor der Tür blieb er stehen und wartete darauf, dass ich sie für ihn öffnete. Ich seufzte und tat ihm den Gefallen. Giguhl stolzierte hinaus, ohne mich noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
    »Gern geschehen«, rief ich ihm hinterher.
    Seine einzige Antwort bestand in einem kurzen Zucken der Schwanzspitze, ehe er um die Ecke zum Wohnzimmer bog.
    Ich musste über Giguhl grinsen. Belustigt schüttelte ich den Kopf und lief gut gelaunt ins Badezimmer. Wenn ich Glück hatte, blieb mir noch genügend Zeit, um mich zu duschen und mehrere Liter Kaffee in mich hineinzuschütten, ehe Adam hier auftauchte.
    Mittlerweile hätte ich wissen sollen, dass das Glück ein ziemlich hinterhältiger Zeitgenosse war, der mich nicht sonderlich zu mögen schien. Ich war kaum aus

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