Rote Lilien
sofort begriffen, dass ich mich mit Fisher-Price auskenne. Okay, ich hab sie«, fügte er hinzu. »Was ist los?«, fragte er dann an seine Mutter gerichtet.
»Ich überlasse es Mitch, das zu erklären. Ah, David, was wären wir nur ohne dich.« David rollte einen Servierwagen mit kalten Getränken und kleinen Snacks für die Kinder herein. »Leib und Seele muss man zusammenhalten.« Er blinzelte den Jungs zu. »Vor allem in diesem Haus.«
»Nehmt euch, was ihr möchtet«, befahl Roz. »Und dann sollten wir anfangen.«
Der Wein sah zwar verlockend aus, aber Hayley entschied sich für den Eistee.
Ihr Magen war immer noch nicht ganz in Ordnung. »Danke, dass du auf Lily aufgepasst hast«, sagte sie an Stella gewandt. »Du weißt doch, dass ich das gern tue. Es wundert mich nur immer wieder, wie schön die Jungs mit ihr spielen.« Stella strich ihr über den Arm. »Wie fühlst du dich?«
»Ich bin noch ein bisschen durcheinander, aber es geht schon wieder. Weißt du, was los ist?«
»Ich habe keine Ahnung. Setz dich. Du siehst müde aus.« Stella hockte sich auf die Armlehne des Sessels, weil sie sich Sorgen darüber machte, wie blass Hayley war. »Wie lange willst du uns denn noch auf die Folter spannen?«, beschwerte sich Logan, woraufhin sich Mitch vor den Tisch in der Bibliothek stellte. Wie ein Lehrer, dachte Hayley. Manchmal vergaß sie doch tatsächlich, dass er Lehrer gewesen war. »Ihr wisst alle, dass ich jetzt schon seit Monaten in Kontakt stehe mit einer Nachfahrin der Haushälterin, die hier zur Zeit von Reginald und Beatrice Harper gearbeitet hat.«
»Die Anwältin in Boston«, sagte Harper, während er sich mit Lily und dem Laster auf den Boden setzte.
Mitch nickte. »Ich habe ihr Interesse geweckt, und je mehr sie nach Informationen gesucht hat, mit je mehr Leuten sie gesprochen hat, desto mehr Mühe hat sie sich gegeben.«
»Außerdem hat Mitch kostenlos einen Stammbaum für sie erstellt«, fügte Roz hinzu. »Eine Hand wäscht die andere«, sagte er. »Und ein paar von den Informationen sind ganz nützlich gewesen. Bis jetzt hat sie allerdings nicht viel finden können, was für uns wirklich von Interesse gewesen wäre. Aber heute ist sie auf eine Goldader gestoßen.«
»Mitch, ich platze gleich vor Neugier«, meinte Stella.
»Ein Brief, geschrieben von der Haushälterin, die ich bereits erwähnt habe. Roni - Veronica, mein Kontakt - hat auf dem Dachboden einer ihrer Großtanten einen Karton mit Briefen gefunden. Es wird eine ganze Weile dauern, bis das Material gesichtet und gelesen ist. Aber heute ist sie auf einen Brief gestoßen, den Mary Havers an eine Cousine geschrieben hat. Und das Datum des Briefs ist der 12. Januar 1893.«
»Ein paar Monate, nachdem das Baby geboren wurde«, fügte Hayley hinzu. »Genau. In dem Brief geht es vor allem um Familienangelegenheiten, oder besser gesagt, um jene beiläufig gemachten Beobachtungen, die bei einem Schriftstück dieser Art üblich waren vor allem in einer Zeit, in der die Leute noch per Brief miteinander korrespondiert haben. Aber in dem Brief stand noch etwas ...« Er hielt einige Blatt Papier hoch. »Veronica hat mir eine Kopie davon gefaxt. Ich werde euch die entsprechenden Absätze daraus vorlesen.«
»Mom!«, jammerte Luke. »Gavin hat mir die Zunge rausgestreckt.«
»Gavin, nicht jetzt. Tut mir Leid«, entschuldigte sich Stella. Sie holte tief Luft, fest entschlossen, den im Flüsterton hinter ihrem Rücken geführten Streit zu ignorieren. »Mach weiter.«
»Einen Moment bitte.« Logan stand auf, ging zu den Jungs und wechselte ein paar Worte mit ihnen.
Die beiden nickten begeistert und sprangen auf. »Wir nehmen Lily mit nach draußen«, verkündete Gavin mit stolz geschwellter Brust. »Komm, Lily. Wir gehen spielen.« Lily drückte den Laster an sich, winkte den anderen zum Abschied zu und nahm Gavins Hand. Logan machte die Tür hinter ihnen zu. »Wir gehen nachher in die Eisdiele«, sagte er zu Stella, während er an seinen Platz zurückging. »Du hast sie bestochen. Großartige Idee. Entschuldigung, Mitch.«
»Keine Ursache. Der Brief wurde an Mary Havers Cousine Lucille geschrieben.«
Mitch lehnte sich an den Tisch, rückte seine Brille zurecht und begann zu lesen. »> Ich sollte dir das eigentlich gar nicht schreiben, aber ich mache mir solche Sorgen. Im letzten Sommer hatte ich dir ja geschrieben, dass die Herrin einen Jungen geboren hat. Master Reginald ist so ein hübsches, liebes Kind. Das Kindermädchen, das
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