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Rote Lilien

Rote Lilien

Titel: Rote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Ein Mädchen hätte ihr nichts bedeutet. Ein Mädchen wäre nicht nur eine Enttäuschung, sondern eine Beleidigung gewesen. Und wenn sie den Jungen behalten hätte, hätte sie ihn völlig verkorkst. Nicht mit Absicht, aber er wäre nicht der Mann geworden, der er war. Nicht der Mann, der seinen Hund so geliebt hat, dass er ihn im Garten begraben hat. Nicht der Mann, der deine Groߟmutter geliebt hat. Und hier wäre es auch nicht so, wie es jetzt ist.«
    Sie drehte den Kopf, damit sie Roz ansehen konnte. »Du, Harper. Alles wäre anders. Aber das ist keine Entschuldigung für das, was passiert ist.«
    »Wäre es nicht schön, wenn alles auf der Welt gerecht wäre? Wenn das Gute belohnt und das Böse bestraft werden würde? Dann wäre alles viel einfacher.« Hayley musste lächeln. »Dann wäre Justin Terrell, der mich in der zehnten Klasse mit meiner besten Freundin betrogen hat, jetzt fett und glatzköpfig und würde die Leute fragen, ob sie Pommes frites zu ihrem Burger möchten, anstatt Partner einer glänzend laufenden Kneipe zu sein und eine frappierende ğhnlichkeit mit Toby McGuire zu haben.«
    »Wie das Leben so spielt.«
    »Andererseits würde ich dann in die Hölle kommen, weil ich Lilys biologischem Vater nichts von ihr erzählt habe.«
    »Deine Motive waren lauter.«
    »Na ja, jedenfalls die meisten. Ich glaube, zu tun, was das Beste ist, ist nicht automatisch auch das Richtige. Es war das Beste für das Baby, hier aufzuwachsen, hier in Harper House.«
    »Das ist nicht das Gleiche, Hayley. In diesem Fall hatte so gut wie niemand lautere Motive. Lügen und Betrug, kalte Grausamkeit und Egoismus. Mich schaudert, wenn ich daran denke, was aus diesem Kind geworden wäre, wenn es ein Mädchen gewesen wäre. Geht es dir jetzt besser?«
    »Viel besser.«
    »Was hältst du davon, wenn ich nach unten gehe und dir etwas zu essen mache? Ich bringe es dir auf einem Tablett, dann kannst du hier essen.«
    »Ich gehe nach unten. Ich weiߟ, dass Mitch das alles aufnehmen wird. Harper wird es ihm vermutlich schon gesagt haben, aber es ist besser, wenn ich es Mitch noch einmal selbst erzähle. Und ich glaube, es wird mir besser gehen, wenn ich es hinter mir habe.«
    »Wenn du meinst.« Hayley nickte und setzte sich auf. »Danke, dass du dich zu mir gesetzt hast. Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass du da warst, während ich geschlafen habe.« Sie warf einen Blick in den Spiegel und verzog das Gesicht. »Aber zuerst werde ich mich schminken. Es mag ja sein, dass ich von einem Geist besessen bin, aber deshalb muss ich noch lange nicht wie einer aussehen.«
    »So gefällst du mir. Ich sage Stella, dass du aufgestanden bist.«
    Hayley dachte, dass sie Roz noch einen Gefallen schuldete, als ihr klar wurde, dass nur sie selbst und Mitch in der Bibliothek sitzen würden, um ihr Erlebnis vom Nachmittag zu dokumentieren. Es fiel ihr leichter, allein mit ihm zu reden. Er wirkte so klug und gelehrt, und attraktiv war er auch noch. Wie Harrison Ford mit einer Hornbrille. Nachdem sie ihre Müdigkeit und den Schock mit ein wenig Schlaf und RozŸŸ liebevoller Fürsorge bekämpft hatte, fühlte sie sich entschieden besser. Sie liebte diesen Raum. Die vielen Bücher mit den vielen Geschichten. Vor den Fenstern der Garten, drinnen große, gemütliche Sessel. Als sie noch nicht lange in Harper House gewohnt hatte, war sie manchmal nachts auf Zehenspitzen hier heruntergeschlichen, nur um in diesem Raum - ihrem Lieblingsraum - zu sitzen und wie ein kleines Kind zu staunen. Und sie fand es gut, wie Mitch das Projekt Amelia anging. Mit seinen Pinnwänden, seinem Computer, seinen Akten und Notizen gelang es ihm, das Ganze rational und nüchtern wirken zu lassen.
    Sie starrte die Pinnwand an, an der Harpers Stammbaum hing.
    »Wenn das alles vorbei ist, könntest du dann einen Stammbaum für mich machen?«
    »Hm?«
    »Tut mir Leid. Ist mir nur gerade eingefallen.«
    »Schon okay. Dir geht ja zurzeit so vieles im Kopf herum.« Er legte sein Notizbuch weg und widmete ihr seine volle Aufmerksamkeit. »Natürlich mache ich einen für dich. Du gibst mir alles, was du von deiner Familie weiߟt - den vollen Namen deines Vaters, Geburtsdatum, Geburtsort, und die Daten deiner Mutter, und schon kann'ŸŸs losgehen.«
    »Ich hätte so gern einen Stammbaum, das wäre interessant. Harper und ich sind über mehrere Ecken miteinander verwandt. Ist er sehr wütend auf mich?«
    »Nein. Warum sollte er wütend auf dich sein?«
    »Er hat sich

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