Rote Lilien
ließ. Danby ...<. Das war damals der Butler.
>Danby dachte, sie würde Arbeit suchen, aber sie ist durch die Vordertür ins Haus gerannt. Sie hatte so etwas Wildes an sich. Und dann sagte sie, sie wolle das Baby holen, ihr Baby. Ihren Sohn, den sie James nannte. Sie sagte, sie würde ihn weinen hören. Selbst wenn das Kind geweint hätte, hätte man es in der Halle unten nicht hören können, da das Kinderzimmer ganz oben unterm Dach liegt. Doch ich konnte sie nicht zum Gehen bewegen, und plötzlich rannte sie die Treppe hinauf und rief nach ihrem Sohn. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, aber plötzlich erschien die Herrin und befahl mir, die Frau in ihren Salon zu bringen. Das arme Ding hat von Kopf bis Fuß gezittert, als ich es hineingeführt habe. Die Herrin wollte mir nicht erlauben, Tee zu servieren. Und was ich dann getan habe, hätte ich niemals tun dürfen, und es war auch das erste Mal in all den Jahren, in denen ich dort gearbeitet habe. Ich habe an der Tür gelauscht.< «
»Dann ist sie also tatsächlich hierher gekommen.« In Stellas Stimme schwang Mitleid mit, als sie Hayley eine Hand auf die Schulter legte. »Sie wollte ihr Baby holen. Arme Amelia.«
»> Ich habe all die grausamen Dinge gehört, die die Herrin zu dieser bedauernswerten Frau gesagt hat <«, las Mitch weiter. »> Ich habe gehört, wie kalt sie über das Kind gesprochen hat. Meine liebste Lucy, sie hat gesagt, sie wünschte, das Kind wäre tot, sie wünschte, der Junge und diese verzweifelte Frau wären beide tot, noch während sie, die sich Amelia Connor nannte, darum flehte, ihr doch ihr Kind zurückzugeben. Man hat es ihr verweigert. Man hat sie bedroht. Man hat sie aus dem Haus geworfen. Jetzt weiß ich, dass der Herr dieses Kind, diesen Sohn, den er sich so sehr gewünscht hatte, mit dieser armen Frau, seiner Mätresse, gezeugt und ihr das Baby weggenommen hat, um es seiner Frau unterzuschieben, um den Jungen hier als seinen Erben großzuziehen. Ich habe gehört, dass dem Arzt und der Hebamme, die der Frau bei der Geburt beigestanden haben, befohlen wurde, ihr zu sagen, das Kind - ein Mädchen - sei tot geboren worden. Mister Harper ist ein Mann, der sowohl in seinen geschäftlichen als auch in seinen privaten Angelegenheiten als äußerst entschlossen gilt. Zwischen ihm und seiner Frau habe ich noch nie einen Funken der Zuneigung gesehen, was auch für seine Töchter gilt. Trotzdem hätte ich ihm eine derart grauenhafte Tat nicht zugetraut. Und ich hätte es auch nicht für möglich gehalten, dass sich seine Frau in dieser Angelegenheit auf seine Seite schlägt. Miss Connor mit dem schlecht sitzenden grauen Kleid und dem wirren Blick wurde aus dem Haus geworfen, und man hat ihr mit der Polizei gedroht, falls sie noch einmal hier auftauchen oder jemals über das reden sollte, was im Salon gesagt worden war. Lucy, ich habe meine Pflicht getan und sie hinausbegleitet. Ich habe zugesehen, wie sie in ihrer Kutsche davongefahren ist. Und seither finde ich keine Ruhe mehr. Ich sollte versuchen, ihr zu helfen, aber was kann ich denn tun? Ist es nicht meine Christenpflicht, dieser Frau Hilfe anzubieten oder sie zumindest zu trösten? Und doch, die Pflicht gegenüber den Herrschaften, gegenüber jenen, die mir das Dach über meinem Kopf, das Essen für meine Mahlzeiten, das Geld für meinen Unterhalt geben, zwingt mich dazu, den Mund zu halten. Und mich meiner Stellung zu entsinnen. Ich werde darum beten, dass mir klar wird, was richtig und was falsch ist. Ich werde für diese junge Frau beten, die das Kind holen wollte, das sie geboren hatte, und abgewiesen wurde.< «
Mitch legte die Seiten weg. In der Bibliothek war es still. Hayley liefen Tränen über die Wangen. Als Mitch die letzte Seite des Briefs vorgelesen hatte, hatte sie den Kopf gesenkt. Doch jetzt sah sie auf und lächelte unter Tränen. »Aber ich bin zurückgekommen.«
17. Kapitel
»Hayley.«
»Nicht.« Mitch machte einen Schritt auf Harper zu, als dieser vom Boden aufsprang. »Warte.«
»Ich bin zurückgekommen«, wiederholte Hayley, »um zu holen, was mein ist.«
»Aber du hast das Kind nicht bekommen«, sagte Mitch. »Das ist nicht wahr.« Hayley hob die Hände. »Ich bin doch da. Ich habe über ihn gewacht und ihn in den Schlaf gesungen, Nacht für Nacht. Und all die anderen, die nach ihm gekommen sind? Ich bin immer da gewesen.«
»Aber das reicht dir jetzt nicht mehr.«
»Ich will, was mir gehört! Ich will ...« Ihr Blick huschte im Raum
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