Rote Lilien
Schnarchen kam von Parker, der neben dem Liegestuhl auf dem Rücken lag und alle viere in die Luft streckte, sodass er aussah wie ein Plüschhund, den jemand vom Regal gestoßen hatte. Im Moment war ihr Leben zwar etwas sonderbar, aber sie glaubte trotzdem nicht, dass ein Hund den Sonnenschirm bewegt oder ihr eine Decke gebracht hatte. Als sie sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte und aufstehen wollte, kam Stella mit zwei Gläsern Eistee in der Hand auf die Terrasse heraus. »Hast du gut geschlafen?«, fragte sie. »Ich weiß nicht. Ich habe jedenfalls durchgeschlafen. Danke«, fügte sie hinzu, als Stella ihr den Eistee gab. »Wie spät ... Du meine Güte.« Sie blinzelte erstaunt, als sie die Uhrzeit auf ihrer Armbanduhr sah. »Ich habe fast zwei Stunden geschlafen.«
»Das freut mich. Du siehst schon viel besser aus.«
»Das hoffe ich. Wo sind die Jungs?«
»Logan hat sie nach der Schule abgeholt. Sie gehen so gern mit, wenn er einen Auftrag erledigt. Es ist schön hier draußen, nicht wahr? Ein perfekter Tag, um Eistee auf der Terrasse zu trinken.«
»Ist im Gartencenter alles in Ordnung? So ein Wetter lässt die Kunden in Scharen herbeiströmen.«
»Du sagst es. Wir hatten ganz schön zu tun. Sieh dir an, wie diese Kreppmyrten blühen. Ich liebe diesen Garten«, sagte sie mit einem Seufzer. »Du und Logan habt hier etwas ganz Erstaunliches geschaffen. Gerade vorhin habe ich gedacht, was für ein tolles Team ihr doch seid.«
»Tja. Wer hätte gedacht, dass ein launischer, schusseliger Besserwisser und eine krankhaft ordnungssüchtige Karrierefrau wahre Liebe und Glück beieinander finden würden?«
»Ich. Von Anfang an.«
»Na klar. Meine kleine Klugscheißerin. Hast du schon was gegessen?«
»Ich hatte keinen Hunger.«
Stella drohte ihr mit dem Finger. »Aber jemand da drin vielleicht schon. Ich schmier dir ein Sandwich.«
»Jetzt mach doch nicht so ein Getue, Stella.«
»Erdnussbutter?« Hayley schüttelte den Kopf und streckte die Waffen. »Das ist nicht fair. Du weißt genau, wo meine Schwachstellen liegen.«
»Bleib schön hier liegen. Die frische Luft tut dir gut. Ich bin gleich wieder da.«
Kurz darauf war Stella wieder da und hatte nicht nur das Sandwich, sondern auch noch rote Trauben und in Häppchen geschnittenen Käse dabei. Und ein halbes Dutzend Schokoladenkekse. Hayley starrte zuerst den Teller auf ihrem Schoß und dann Stella an. »Willst du meine Mutter werden?« Stella lachte und setzte sich auf das Fußende des Liegestuhls. Und dann fing sie an, Hayley die Füße zu massieren, sodass jeder Muskel in ihrem Körper vor Erleichterung seufzte. »Schwanger sein hat unter anderem den Vorteil, dass man hin und wieder so richtig verwöhnt wird.«
»Das habe ich bei meiner ersten Schwangerschaft leider verpasst.«
»Dann wird es Zeit, dass du es bei dieser nachholst.« Stella tätschelte Hayleys Bein. »Wie fühlst du dich - ich meine, schwangerschaftstechnisch gesehen?«
»Gut. Ich bin müde und mein Hormonhaushalt fährt anscheinend Achterbahn, aber es geht mir gut. Und jetzt noch besser«, fügte sie nach einem Biss in das Sandwich hinzu. »Ich geb es zwar nicht gern zu, aber das Nickerchen und die Erdnussbutter haben ganze Arbeit geleistet. Stella, ich werde auf mich aufpassen, das verspreche ich dir. Bei Lily war ich sehr vorsichtig, und dieses Mal werde ich es auch sein.«
»Ich weiß. Außerdem lassen wir dir sowieso keine andere Wahl.« Hayley rutschte unruhig auf dem Liegestuhl umher. »Warum macht ihr nur alle so ein Getue um mich?«
»Du wirst dich daran gewöhnen. Nach allem, was passiert ist, können wir gar nicht anders. Und das weißt du auch.«
»Das gestern Abend war so ... sonderbar, bizarr, eindringlich. Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Dieses Mal war es besonders intensiv. Stella, ich habe Harper nicht alles gesagt. Ich konnte einfach nicht.«
»Was meinst du damit?«
»Ich habe ihm nicht gesagt, was ich gespürt habe. Er würde ausflippen, und ich hoffe nur, dass du anders reagierst.«
»Sag mir, was los ist.«
»Es ist nur so ein Gefühl - und ich weiß nicht, ob es nur Stress oder real ist. Stella, sie will das Baby. Dieses Baby.« Hayley legte eine Hand auf ihren Bauch. »Wie ...«
»Aber sie wird es nicht schaffen. Keine Macht auf dieser Erde ist stark genug, um mich beiseite zu drängen. Du weißt das, weil du auch ein Kind geboren hast. Aber Harper würde ausrasten.«
»Erklär's mir, damit ich nicht gleich
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