Rote Lilien
bin ich auch so vorsichtig wie möglich.«
»Ich werde heute Nacht bei dir bleiben. Und davon wirst du mich nicht abbringen können.«
»Da trifft es sich ja ganz gut, dass mein Bett genau der Ort ist, an dem ich dich jetzt haben will. Weißt du ...«
Sie strich mit den Händen über seine Brust. »Wenn wir zusammen im Bett sind, unternimmt sie vielleicht etwas. Das sollten wir austesten.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn sanft. »Wie bei einem Experiment.«
»In der Branche, in der ich arbeite, sind Experimente das halbe Leben.«
»Dann komm rein.« Sie trat einen Schritt zurück und nahm seine Hände. »Wir bereiten schon mal das Labor vor.«
Später, als sie einander zugewandt im Dunkeln auf dem Bett lagen, fuhr sie ihm durchs Haar. »Dieses Mal hat es sie überhaupt nicht interessiert.«
»Man kann eben nicht vorhersehen, wie sich ein Geist verhält, der eigentlich im Irrenhaus spuken sollte.«
»Vermutlich nicht.« Sie kuschelte sich an ihn. »Du bist so eine Art Wissenschaftler, stimmt's?«
»Quasi.«
»Wenn Wissenschaftler Experimente durchführen, müssen sie die doch normalerweise mehr als einmal machen, mit leichten Abwandlungen, oder?«
»Völlig richtig.«
»Dann ist die Sache klar.« Sie schloss die Augen und räkelte sich unter der Berührung seiner Hände.
»Wir müssen es einfach noch mal machen, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit. Was hältst du davon?«
»Einverstanden. Und ich glaube, die nächste sich bietende Gelegenheit ist jetzt.« Sie schlug die Augen auf und lachte. »Warum überrascht mich das nicht?«
12. Kapitel
David drehte die Karte um und fuhr mit dem Finger eine Straße entlang. »Wir sind wie zwei Detektive. Wie Batman und Robin.«
»Das waren keine Detektive«, verbesserte ihn Harper. »Die beiden haben gegen das Verbrechen gekämpft.«
»Ach, was sind wir heute wieder pedantisch. Dann eben wie Nick und Nora Charles.«
»Sag mir einfach, wo ich abbiegen soll, Nora.«
»In etwa drei Kilometern müsste eine Abzweigung nach rechts kommen.« David ließ die Karte auf seinem Schoß liegen und sah sich die Landschaft draußen an. »Da wir diesem geheimnisvollen Schmuckstück dicht auf den Fersen sind, würde ich jetzt doch gern etwas wissen: Was werden wir tun, falls wir tatsächlich herausfinden sollten, wo das Armband hergekommen ist?«
»Wissen ist Macht.« Harper zuckte mit den Achseln. »Oder so ähnlich. Außerdem habe ich es satt, herumzusitzen und darauf zu warten, dass was geschieht. Der Juwelier hat gesagt, es kommt aus dem Nachlass der Familie Hopkins.«
»Versuchen wir's mit Honig.«
»Wie bitte? Hast du Hunger?«
»Wir schmieren ihnen Honig ums Maul. >Meiner Freundin hat das Armband ja sooo gut gefallen. Sie hat bald Geburtstag, und da sie so begeistert davon war, würde ich ihr gern etwas Passendes dazu kaufen. Etwas aus dem gleichen Nachlass? Das war doch die Familie Kent, nicht wahr?<. Der Kerl hat sich ja fast überschlagen, um dir die Information zu geben, obwohl er versucht hat, dir zwei absolut scheußliche Ringe zu verkaufen. Ethel Hopkins hatte nicht immer guten Geschmack. Aber die Ohrringe hättest du kaufen sollen. Hayley hätten sie gefallen.«
»Ich hab ihr gerade erst das Armband gekauft. Ohrringe wären in diesem Stadium unserer Beziehung des Guten zu viel. «
»Gleich kommt die Abzweigung. Ohrringe sind nie des Guten zu viel«, fügte er hinzu, als Harper abbog. »Knapp einen Kilometer die Straße runter. Dann müsste es auf der linken Seite sein.« Harper fuhr in eine breite Einfahrt und hielt neben einer brandneuen Limousine an. Er blieb sitzen und trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad, während er sich umsah. Das große, gut gepflegte Haus vor ihm stand in einer alten, wohlhabenden Wohngegend. Es war einstöckig und im englischen Tudorstil erbaut, mit einigen sorgsam ausgesuchten Strukturpflanzen, einer alten Eiche und einem schön gewachsenen Hartriegel im Vorgarten. Der Rasen war gemäht und von einem saftigen Grün, was auf einen Gärtner oder eine Sprinkleranlage schließen ließ. »Was haben wir hier?«, murmelte er. »Bekannte Familie, obere Mittelklasse.«
»Ethels einzige noch lebende Tochter, Mae Hopkins Ives Fitzpatrick«, las David aus den Notizen vor, die er sich im Archiv des Gerichts gemacht hatte. »Sechsundsiebzig Jahre alt. Zweimal verheiratet, zweimal verwitwet. Und jetzt bedank dich bei mir, weil ich das so schnell herausgefunden habe. Die Methode dafür habe ich
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