Rote Lilien
war eine kluge Entscheidung. Dir jeden Kommentar zu verkneifen, der so ähnlich klingt wie >Weil ich ein Mann bin<. Aber ich hab es dir angesehen.« Sie gab ihm einen Schubs. »Glaub nur nicht, dass ich dir nicht angesehen habe, was du um ein Haar gesagt hättest.«
»Sag mir nicht, was ich um ein Haar gesagt hätte, und leg mir nichts in den Mund. Ich will dich doch nur an einem Ort wissen, an dem ich mir keine Sorgen um dich zu machen brauche.«
»Ich habe dich nicht darum gebeten, dir Sorgen um mich zu machen. Seit sehr vielen Jahren bin ich durchaus imstande, für mich selbst zu sorgen. Ich bin nicht so dumm oder so stur, dass ich das, was hier vorgeht, einfach ignoriere. Ich ziehe nämlich die Möglichkeit in Betracht, dass ich vielleicht der Tropfen bin, der das Fass zum Überlaufen bringt. Vielleicht kann ich es beenden. Roz hat mit ihr geredet. Das nächste Mal wird sie vielleicht Antworten bekommen, die uns sagen, was passiert ist. Und was wir tun können, um es wieder gutzumachen.«
»Das nächste Mal? Was sagst du denn da? Ich will nicht, dass sie dich noch einmal anfasst.«
»Das ist nicht deine Entscheidung, und ich bin kein Feigling. Kennst du mich denn so wenig, dass du tatsächlich auf die Idee kommst, ich würde einfach ja sagen und wie ein braves kleines Hündchen davontrotten?«
»Verdammt noch mal, ich versuche doch gar nicht, über dein Leben zu bestimmen, Hayley. Ich versuche nur, dich zu beschützen.« Natürlich versuchte er, sie zu beschützen. Und er sah so bedrückt und frustriert aus, dass sie sogar Verständnis für ihn hatte. Aber nur ein bisschen. »Das kannst du nicht. Nicht so. Und wenn du Pläne für mich machst, ohne vorher mit mir zu reden, erreichst du damit lediglich, dass ich fuchsteufelswild werde.«
»Als ob das was Neues wäre. Dann gib mir eine Woche. Geh für eine Woche von hier weg und lass mich versuchen ...«
»Harper, sie haben ihr das Kind genommen. Sie haben sie in den Wahnsinn getrieben. Vielleicht wäre sie ja sowieso verrückt geworden, aber sie waren mit Sicherheit der Auslöser dafür. Ich bin jetzt seit über einem Jahr in diese Sache verwickelt, und ich kann nicht einfach so gehen.« Sie hob den Arm und strich über das Armband, das sie weiterhin trug. »Sie hat mir das hier gezeigt. Ich trage etwas, das einmal ihr gehört hat. Du hast es mir geschenkt. Das Armband hat etwas zu bedeuten, und das muss ich herausfinden. Außerdem will ich hier bei dir bleiben.« Sie berührte zärtlich seine Wange. »Du hättest doch wissen müssen, dass ich bleibe. Was hat denn deine Mutter gesagt, als du ihr erzählt hast, dass du mich zu Stella schicken willst?« Er zuckte mit den Achseln und ging wieder zur Balkonbrüstung. »Das hab ich mir gedacht. Und Stella hat vermutlich das Gleiche gesagt.«
»Logan war derselben Meinung wie ich.«
»Das wundert mich nicht.« Sie ging zu ihm, schlang von hinten die Arne um ihn und legte ihre Wange auf seinen Rücken. Er hatte einen starken, breiten Rücken. Ein hart arbeitender Mann, der gleichzeitig der Prinz im Schloss war. Was für eine faszinierende Kombination. »Ich schätze den Gedanken, aber nicht die Methode. Hilft dir das ein wenig?«
»Nicht viel.«
»Wie wäre es damit: Ich finde es unheimlich süß, dass du mich aus lauter Sorge herumzukommandieren versuchst.«
»Ich kommandiere dich nicht herum ...« Mit einem Fluch auf den Lippen brach er ab und drehte sich zu ihr um. Als er das Lächeln auf ihrem Gesicht sah, seufzte er. »Du wirst nicht nachgeben.«
»Keinen Zentimeter. Das Blut der Ashbys fließt zwar nur sehr verdünnt durch meine Adern, aber ich glaube, es enthält ziemlich sture Blutkörperchen. Außerdem will ich dabei sein, wenn wir das Rätsel lösen. Es ist mir sehr wichtig, und jetzt, da ich sozusagen ein Bewusstsein mit ihr geteilt habe, ist es mir vielleicht noch wichtiger geworden. Das klingt jetzt zwar sehr esoterisch, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst sagen soll.«
»Und wenn sie wieder in dich eindringt?« Sie wurde ernst. »Na schön. Du bist immer noch wütend, was verständlich ist. Wahrscheinlich hab ich auch gar nichts dagegen, dass du wütend bist, weil du dir große Sorgen um mich machst.«
»Wenn du jetzt plötzlich einsichtig wirst, bringt mich daß noch mehr auf die Palme.« Er legte ihr die Hände auf die Schultern und streichelte sie. »Hayley, ich mache mir wirklich Sorgen um dich.«
»Ich weiß. Aber vergiss nicht, dass ich auch beunruhigt bin. Und deshalb
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