Rote Lippen - jede Sünde wert
ihr einen bewundernden Blick zuwerfen.
Natürlich hätte sie keinerlei Chancen, wenn es hart auf hart käme. Denn wenn er wirklich das Sorgerecht für den Kleinen beanspruchte, dann hatte er die Mittel, das auch durchzusetzen. Außerdem war sie zu ihm gekommen, um ihm zu eröffnen, dass er Vater geworden sei, da die Mutter es ihm verheimlicht hatte. Und die Familienrichter wären sicher sofort bereit, diesen Fall in seinem Sinn zu entscheiden und dem leiblichen Vater das Kind zuzusprechen. Und nicht der Tante.
Doch so weit wollte er es nicht kommen lassen. Viel lieber würde er alles gütlich beilegen. Es musste doch möglich sein, Haylie davon zu überzeugen, dass der Sohn zum Vater gehörte. Aber vielleicht sollte er die Sache langsam angehen. Er selbst musste sich auch erst einmal gründlich von dem Schock erholen, möglicherweise Vater geworden zu sein. Außerdem wäre es sehr unklug, Haylie zu verärgern, denn er brauchte sie. Auch wenn er es sich ungern eingestand, er brauchte ihre Hilfe, denn er hatte keine Ahnung von Kindern. Sie waren ihm so fremd wie kleine grüne Marsmännchen.
Wenn Bradley also wirklich sein Sohn war, dann musste Haylie ihn mit dem Kleinen vertraut machen, denn sie kannte ihn wie ihr eigenes Kind. Eine Nanny konnte dem Kind zwar die Flasche geben und ihm die Windeln wechseln, aber sie wusste nicht, welche Babynahrung es am liebsten hatte, wo es kitzlig war und was es zum Lachen oder zum Weinen brachte. Haylie wusste all das. Denn in den letzten vier Monaten hatte sie seinen Sohn genau kennengelernt.
Vielleicht war es sein Sohn … vielleicht auch nicht. Aber wenn … Doch es war sinnlos, schon jetzt mit diesem Gedanken zu spielen. Erst sollte er das Ergebnis des Vaterschaftstests abwarten. Da alle Jarrods sehr familienbewusst waren, würde auch Trevor nicht im Traum daran denken, Haylie aus Bradleys Leben zu verdrängen, sollte sich herausstellen, dass er wirklich sein Sohn war. Denn der Junge brauchte die Tante genauso wie seinen Vater und den Rest der Familie.
Deshalb war es sicher besser, wenn er sich Haylie nicht zum Feind machte. „Lassen Sie uns doch in Ruhe über alles sprechen“, versuchte er es nun freundlich, um sie zu besänftigen. „Es hat keinen Sinn, schon jetzt über das Sorgerecht zu streiten. Bitte, denken Sie doch über meinen Vorschlag nach. Ich bin sicher, Sie werden einsehen, dass das momentan für alle Beteiligten das Beste ist.“
„Tatsächlich? Wie kommen Sie darauf?“
Bei ihrem feindseligen Tonfall hob er kurz die Schultern. „Wie ich schon sagte, es handelt sich doch nur um eine relativ kurze Zeit. In der Bradley und ich die Gelegenheit hätten, uns kennenzulernen.“ Hm, das hörte sich irgendwie zu steif an. „Ich meine, wir hätten die Chance, uns näherzukommen. Als Vater und Sohn.“
Doch auch damit schien sie nicht einverstanden zu sein, denn sie runzelte die Stirn und presste die Lippen aufeinander. „Und ich?“, stieß sie schließlich leise hervor.
„Wieso? Das ist ganz einfach. Ich habe doch schon gesagt, dass Sie mit Bradley zusammen zu mir ziehen sollten. Ich habe sehr viel Platz, darum brauchen Sie sich also keine Sorgen zu machen. Sie haben natürlich eine eigene Suite und können das ganze Haus nutzen, wenn ich im Büro bin.“
„Das meine ich nicht. Was ist mit meinem Leben in Denver? Ich habe nämlich einen ziemlich verantwortungsvollen Posten, muss ein Geschäft führen, das heißt, Termine überwachen und Mitarbeiter anweisen.“
Natürlich, daran hätte er schon früher denken sollen. Aber der Schock, plötzlich Vater zu sein, hatte wohl vorübergehend sein logisches Denken ausgeschaltet. Wahrscheinlich sollte er über sie Nachforschungen anstellen lassen. Sowie er wieder im Büro war, würde er eine Detektei damit beauftragen. Er musste einfach etwas mehr über diese Haylie Smith erfahren. Die möglicherweise die Tante seines Kindes war … Dabei würde auch Näheres über die Mutter herauskommen. Etwa, ob sie wirklich zu der Zeit in Denver gewesen war, in der auch Trevor sich dort aufgehalten hatte. Und ob es nicht vielleicht auch andere Kandidaten für die Vaterschaft gab. Bei Heathers Lebensweise war das immerhin sehr gut möglich.
Noch bevor er die Ergebnisse der Tests in den Händen hielt, wüsste er dann schon Genaueres – auch über Haylies finanzielle Situation. Wenn sie klamm war, war es immerhin sehr gut möglich, dass sie das Kind der toten Schwester dazu benutzte, etwas von den Jarrod-Millionen für sich
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