Rote Lippen - jede Sünde wert
hinterher, wie sie die Stufen hinaufstieg, dann brachte er das junge Mädchen zu seinem Wagen, schloss die Haustür, lockerte die Krawatte und ging in sein Büro. Zumindest war es mal sein Büro gewesen. Auf sein Drängen hin hatte Haylie daraus so etwas wie ihr Hauptquartier gemacht, von dem aus sie alles dirigierte, was für die Hochzeitsplanung notwendig war. Immerhin war ihm noch gestattet, das Büro zu betreten, allerdings nur unter der Auflage, dass er ihre Sachen nicht anrührte.
Das allerdings hatte nicht Haylie, sondern seine Schwester Erica zur Bedingung gemacht. Denn so wohl sich Haylie auch in seinem Haus zu fühlen schien, benahm sie sich immer noch wie ein Gast anstatt wie … was auch immer sie war. So hatte Trevor es zum Beispiel nicht geschafft, sie davon abzuhalten, ihn jedes Mal zu fragen, wenn sie das Faxgerät benutzen oder ihren Papierkram auf dem Küchentresen ausbreiten wollte. Und irgendwie ärgerte ihn das, auch wenn er nicht genau wusste, warum.
Erica dagegen kannte diese Zurückhaltung nicht. Sie hatte ihm die schlimmsten Qualen angedroht, falls er sich unterstehen sollte, das Muster für die Speisenfolge zu verlegen oder ihr Zehntausenddollarkleid zu berühren, das Haylie für sie Anfang der Woche abgeholt hatte.
Vorsichtig schob er sich hinter den Schreibtisch, setzte sich und stellte den Rechner an. Doch bevor er seine E-Mails abrief, griff er nach dem Handy und checkte die Mailbox. Es gab nur eine Nachricht, aber als Trevor Dr. Lazlos Stimme hörte, schlug sein Herz schneller. Noch bevor er wusste, was der Arzt ihm zu sagen hatte, verkrampften sich seine Muskeln, und der Mund wurde ihm trocken.
„Mr Jarrod, hier ist Dr. Lazlo. Ich weiß, es ist schon spät, aber ich habe gerade die Ergebnisse Ihrer Tests erhalten und weiß, dass Sie darauf warten. Da ich noch eine ganze Weile in der Praxis sein werde, können Sie mich hier anrufen oder später dann unter meiner Handynummer. Ich bin auch das ganze Wochenende erreichbar, für den Fall, dass Sie diese Nachricht erst sehr spät abhören.“ Dann gab er beide Nummern durch, die Trevor sich sofort notierte.
Mit klopfendem Herzen wählte er die Nummer der Praxis. Dies war nun die Stunde der Wahrheit. In wenigen Minuten würde er wissen, ob Bradley sein Sohn war oder nicht. Noch vor Kurzem hätte er sich sehnlichst gewünscht, dass er nicht der Vater war. Aber seit Haylie und Bradley bei ihm eingezogen waren, dachte er ganz anders darüber. Jetzt wusste er, wie man Windeln wechselte, die Flasche zubereitete und ein Kind badete. Es machte ihm dazu noch Spaß, und das war etwas, das er sich früher nie im Traum hätte vorstellen können. Jetzt freute er sich darauf. Schon wenn er morgens aufwachte, konnte er es kaum erwarten, die strahlenden Augen des Kleinen zu sehen und seine dicken rosigen Wangen zu streicheln. Und es bereitete ihm großes Vergnügen, dem Kleinen die Flasche zu geben, selbst wenn Bradley bisweilen alles wieder ausspuckte. Früher hatte er sich schon bei dem Gedanken daran geekelt.
Dann war da noch Haylie. Nie hätte er sich vorstellen können, sich an ihre Gegenwart zu gewöhnen. Aber er musste zugeben, dass er sich jeden Morgen freute, sie wiederzusehen. Am liebsten nackt in seinem Bett … Und wenn sie sich dann verschlafen räkelte und ihn mit ihren großen Augen ansah …
Sie war nicht nur schön und wusste, was sie wollte, sie bot ihm auch die Stirn, was ihm selten widerfuhr und deshalb ganz besonders gefiel. Dass sie hart arbeitete, um für Erica den Hochzeitstag unvergesslich zu machen, bewunderte er sehr, denn er erkannte, was alles damit zusammenhing. Und wenn er bedachte, wie zärtlich und verantwortungsvoll sie mit Bradley umging, dann vereinte sie eigentlich alle Eigenschaften auf sich, die die ideale Frau haben sollte.
Dass er an so etwas wie eine ideale Frau überhaupt dachte, verblüffte ihn. Denn er hatte bisher eher mit zwar sehr hübschen, aber exzentrischen und egoistischen Frauen zu tun gehabt. Das hatte ihn nicht weiter gestört, denn die Verbindungen hielten nie sehr lang. Aber Haylie war anders, und seit er sie kannte, ertappte er sich dabei, Frauen nicht mehr so oberflächlich zu betrachten.
Doch bevor er diesen Gedanken noch weiter verfolgen konnte, meldete sich Dr. Lazlo.
„Dr. Lazlo, hier ist Trevor Jarrod.“ Mehr brauchte er nicht zu sagen, denn der Arzt wusste, weshalb er anrief.
Nur eine Minute später dankte er ihm für seine Zeit, dann legte er das Telefon langsam wieder hin,
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