Rote Lippen - jede Sünde wert
Wahrscheinlich geschah es auch häufig genug, dass eine Frau mit irgendeiner Geschichte versuchte, Geld von einem reichen Mann zu erpressen.
Andererseits war mit einem Mal das glückliche Leben vorbei, in dem sie sich in der kurzen Zeit schon so gut eingerichtet hatte. Es war ihr gelungen, ohne Gedanken an die Zukunft nur in der Gegenwart zu leben und zu genießen, was jeder Tag und vor allem jede Nacht brachte. Fast glaubte sie, dass es immer so weitergehen würde. Und nun war mit einem Mal alles vorbei. Im Grunde ihres Herzens hatte sie zwar gewusst, dass dieses Leben ein Ende haben würde, aber doch nicht so plötzlich.
Und nun hatte er ihr auch noch einen Heiratsantrag gemacht. Was sollte sie davon halten?
Bei aller gefühlsmäßigen Verwirrung war ihr jedoch eins klar: Guter Sex allein war kein ausreichender Grund zu heiraten. Auch nicht das gemeinsame Sorgerecht für ein Kind, das sie beide von Herzen liebten und nicht verlieren wollten. Dass Trevor den Antrag so unpersönlich hervorgebracht hatte, sagte ihr, dass für ihn nur das Wohl des Kleinen zählte. Das Ganze war eine geschäftliche Abmachung für ihn, ein Deal, der ihnen beiden nützte.
Vielleicht hatte er recht. Alles hörte sich sehr logisch an. Beide wollten Bradley behalten, was kein Problem wäre, wenn sie heiraten würden. Außerdem kam Haylie sehr gut mit Trevors Schwestern zurecht und hatte bewiesen, dass sie in ihrem Beruf als Eventmanagerin ausgezeichnete Arbeit leistete. Ganz sicher würde sie nicht nur für das Jarrod Ridge arbeiten können, sondern auch in Aspen und überhaupt Colorado Klienten finden. Und im Bett verstanden sie sich sehr gut, sodass sie in ihrer Partnerschaft zwar auf die Liebe, nicht aber auf sexuelle Leidenschaft würden verzichten müssen.
Aber genau das war doch das Problem. Ihrer Ehe würde das fehlen, was diesen Bund ausmachen sollte: die Liebe. Schlimmer noch, Haylie befürchtete, dass das nur zutraf, wenn man von Trevors Standpunkt ausging. Denn hatte sie sich nicht doch ein bisschen in ihn verliebt? Wenn sie ehrlich war, musste sie das bejahen.
Das war der Hauptgrund, warum sie dieser geschäftlichen Abmachung nicht zustimmen konnte. Denn damit würde sie sich für den Rest ihres Lebens an einen Mann binden, den sie liebte, obwohl sie wusste, dass er ihre Liebe nie erwidern würde. Wahrscheinlich würde er sogar seine alten Gewohnheiten wieder aufnehmen, würde flirten und Affären haben. Das würde sie nicht ertragen können, das war ihr jetzt schon klar.
„Ich …“ Wieder hielt sie inne, um sich zu sammeln. Es musste ihr doch möglich sein, einen klaren Satz herauszubringen. „Nein, Trevor, ich halte nichts von diesem Vorschlag, überhaupt nichts. Ich muss nicht verheiratet sein, um für Bradley da zu sein, und dein Geld brauche ich auch nicht. In Denver kann ich durchaus allein für ihn aufkommen und sorgen, wie ich es seit seiner Geburt getan habe. Selbstverständlich kannst du ihn so oft besuchen, wie du willst, jederzeit. Ich würde nie versuchen, dich von ihm fernzuhalten, und ich bin sicher, wir können einen vernünftigen Besuchsplan ausarbeiten. Aber ich denke nicht daran, dich zu heiraten, nur weil du das für eine praktische und angenehme Lösung hältst.“
Minutenlang schwieg er. Aber Haylie kannte ihn bereits gut genug, um an seinen aufeinandergepressten Lippen und den leicht zusammengekniffenen Augen zu erkennen, dass er über ihre Antwort nicht glücklich war. Er ließ ihr Handgelenk los, verschränkte die Arme vor der Brust und blickte Haylie düster an.
„Ich fürchte, das kann ich nicht akzeptieren“, erwiderte er kalt. „Ein Kind sollte bei beiden Eltern aufwachsen. Ich bin Bradleys Vater, und du bist seine Mutter, wenn man bedenkt, was du alles für ihn getan hast und wie sehr er an dir hängt. Auf keinen Fall werde ich zulassen, dass er wie ein Gepäckstück zwischen uns hin- und hergeschoben wird. Erst kürzlich habe ich festgestellt, dass ich noch eine Halbschwester habe. Und nun sogar einen Sohn! Familie geht mir über alles, und ich kann dir versichern, ich werde mich nicht mehr von meinem Kind trennen.“
„Und das ist der einzige Grund, warum du mich heiraten willst?“, wollte sie wissen. Vielleicht hätte sie das nicht fragen sollen, aber sie konnte nicht anders und wartete mit angehaltenem Atem auf seine Antwort. Vielleicht empfand er ja doch etwas für sie, irgendeine Art von Zuneigung, sodass sie etwas hätten, worauf sie aufbauen könnten und was ihnen Hoffnung
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