Rote Lippen - jede Sünde wert
sie Guy liebte und wie positiv sie auf ihn einwirkte, hatte sie auch seinen Respekt gewonnen.
„Hallo, Guy.“
Und wie Trevor erwartet hatte, entrollte Guy ein großes Plakat, das er unter dem Arm getragen hatte. „Ich habe mir das Ganze noch mal genau angesehen, und ich hätte ein paar Änderungsvorschläge. Hast du gerade ein paar Minuten Zeit?“
„Leider ist es im Augenblick sehr schlecht. Kann ich dich später anrufen?“
Da Trevor eigentlich immer Zeit hatte, wenn es ums Geschäft ging, hob Guy überrascht die Augenbrauen. Doch dann bemerkte er die junge Frau, die dicht hinter dem Bruder stand. Und die ein Kind auf dem Arm trug, von dem nur das pausbäckige Gesicht aus dem dicken Anzug hervorsah! Ganz offensichtlich gehörte sie zu Trevor und wartete geduldig ab, bis er das Gespräch beendete. „Ach so … ja, natürlich“, sagte Guy schnell.
Es war eindeutig, dass er nur zu gern wissen wollte, was es mit der hübschen jungen Frau und ihrem Baby auf sich hatte. Glücklicherweise war er schlau genug, nicht zu fragen, zumindest nicht in diesem Moment. Aber Trevor war sicher, dass er, Haylie und das Kind ausdauernd am Familientisch diskutiert werden würden.
Doch damit nicht genug. Guy trat einen Schritt zur Seite und kam mit ausgestreckter Hand auf Haylie zu. „Ich bin Guy Jarrod, Trevors älterer Bruder. Nicht nur älter, sondern natürlich auch attraktiver und intelligenter“, fügte er breit lächelnd hinzu.
Trevor verdrehte die Augen, nicht nur wegen Guys Bemerkung, sondern auch, weil die Situation immer verworrener wurde. Das hatte ihm gerade noch gefehlt.
Haylie gab Guy die Hand. „Ich bin Haylie Smith“, sagte sie freundlich, nicht mehr und nicht weniger.
Gott sei Dank! Trevor atmete erleichtert aus. Dennoch war ihm nicht entgangen, dass sie offenbar von Guys Charme nicht im Geringsten beeindruckt war. Irgendwie gefiel ihm das, er wusste auch nicht, warum. Im Grunde sollte es ihm vollkommen egal sein, wenn sie darauf reagiert hätte. Denn Guy war glücklich verlobt, und von Frauen, die Verpflichtungen mit sich herumschleppten, ließ Trevor sowieso die Finger. Nur mühsam gelang es ihm, seine Ungeduld zu beherrschen. „Du, Guy, entschuldige, aber wir haben es ziemlich eilig. Ich melde mich später bei dir, ja?“
„Ja, okay, dann bis später“, murmelte Guy überrascht und ließ die beiden gehen.
Trevor wusste genau, dass sein Bruder ihm hinterhersah und sich wahrscheinlich den Kopf darüber zerbrach, was dieser Auftritt eben zu bedeuten hatte. Egal, je eher sie aus seinem Gesichtskreis verschwanden, desto besser. Schnell umfasste er Haylies Ellbogen und schob sie zum nächsten Ausgang. Leicht überrascht sah sie ihn an und lächelte dann. „Ihr Bruder scheint nett zu sein.“
„Ja.“ Sicher war sein Bruder nett. Nett und neugierig.
Als sie endlich vor Haylies Wagen standen, konnte Trevor nur den Kopf schütteln. Zwar wirkte das alte Auto noch ziemlich gepflegt, aber die Reifen hätten dringend ersetzt werden müssen. Wie war es möglich, dass jemand, der in Colorado lebte, im Spätherbst nicht wenigstens Winterreifen aufzog, wenn er schon nicht mit Schneeketten fuhr? Diese Reifen hatten so gut wie kein Profil mehr. Aber das geht mich nichts an, versuchte Trevor sich zu beruhigen, während Haylie in ihrer Tasche nach den Schlüsseln suchte. Es sei denn, Bradley wäre tatsächlich sein Sohn. In diesem Fall ginge es ihn wohl etwas an, wie sein Sohn befördert wurde. Und er würde dafür sorgen, dass die Reifen sofort ersetzt wurden. Oder besser noch, dass der ganze Wagen ersetzt wurde. Er sollte ihr ein sicheres Auto kaufen …
Endlich hatte sie die Schlüssel gefunden, aber Schwierigkeiten, mit dem Baby auf dem Arm aufzuschließen.
„Lassen Sie mich das machen.“ Trevor nahm ihr die Schlüssel aus der Hand, schloss auf und öffnete die Fahrertür. Haylie machte die hintere Tür auf und drehte sich dann zu Trevor um. „Können Sie ihn mal eben halten?“ Und ohne seine Antwort abzuwarten, drückte sie ihm Bradley in den Arm. Verdutzt hielt er ihn fest und dann weit von sich ab, als habe sie ihm gerade ein Netz mit giftigen Schlangen aufgedrängt. Da Haylie damit beschäftigt war, den Kindersitz abzuschnallen, konnte sie Trevors Gesicht nicht sehen, das, da war er sicher, bestimmt das nackte Entsetzen ausdrückte.
Er wusste überhaupt nichts über Babys. Weder wie man sie halten musste und wie man sie fütterte noch wie man die Windeln wechselte. Wenn Bradley nun plötzlich
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