Rote Sonne - heisse Kuesse
gewinnen.
„Bitte, versprechen Sie mir, dass Sie nach diesem Gespräch gehen werden“, verlangte sie und hasste Dante dafür, dass er sie zu dieser Wahl zwang.
Er hob die Hand. „Mein Ehrenwort.“ Aber er würde erst zu reden aufhören, wenn sie zugestimmt hatte, mit ihm zu kommen.
Sie seufzte tief und ging dann mit einer Märtyrermiene ins Wohnzimmer. Dort ließ sie sich in einen Sessel fallen, verschränkte die Hände und sah ihn ausdruckslos an. Dante fühlte sich an eine rebellische Schülerin erinnert, die sich eine unfaire Strafpredigt vom Direktor anhören musste und sich nichts mehr wünschte, als ihr schnell zu entkommen.
Er stützte sich auf die Armlehne des Sofas auf und versperrte Isabella so den Fluchtweg zur Tür. „Was hat Ihnen Ihr Vater über das Zerwürfnis in der Familie erzählt?“, fragte er. Vielleicht hatte Antonio seinen Vater ja in einem falschen Licht gezeichnet, um sich selbst besser darzustellen.
Sie schüttelte den Kopf. „Sie sprechen, und ich höre Ihnen einfach zu.“
Dante wiederholte die Geschichte seines Großvaters, wie es zu Antonios Verbannung gekommen war, und fügte noch ein paar Einzelheiten über die restliche Familie hinzu. Er erzählte ihr vom Tod seiner Eltern, von Nonnos Kummer über den Verlust zweier Söhne, über sein Krebsleiden, das ihm nur noch wenige Monate zum Leben gab. Jenny erfuhr von Marco Rossinis Suche nach Antonio, die ihn zu Isabella geführt hatte, von seinem Wunsch, sie zu treffen und kennenzulernen.
Er spekulierte darauf, so ihre Sympathie zu gewinnen, und war froh, als er sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Als er sicher war, dass sie kooperieren würde, schloss er mit den Worten: „Er stirbt, Isabella. Und er hat nicht mehr viel Zeit. Wenn Sie sich überwinden könnten, ihm …“
„Ich kann nicht!“, rief sie aus, schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. „Es tut mir so leid … so leid …“
„Ich organisiere alles, ich mache es ganz einfach für Sie …“, drängte er.
„Nein … nein … Sie verstehen nicht“, stieß sie hervor.
„Das tue ich auch nicht. Bitte, erklären Sie es mir.“
Sie nahm die Hände von ihrem tränenüberströmten Gesicht, schnappte nach Luft und sah ihn mit feuchten Augen niedergeschlagen an. „Es ist zu spät“, rief sie kummervoll aus. „Bella ist vor sechs Monaten bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ich dachte immer, sie hätte keine Angehörigen. Deshalb habe ich auch geglaubt, es wäre nicht schlimm, wenn ich eine Weile lang ihre Identität annehme. Es tut mir … es tut mir wirklich leid, dass Ihr Großvater glaubt, sie wäre noch am Leben. „Oh Gott!“ Unglücklich schüttelte sie bedauernd den Kopf. „Ich wollte wirklich niemandem wehtun!“
Dante war vollkommen sprachlos. Man hatte ihm eine unmögliche Mission aufgetragen. Noch ein Tod. Er schloss die Augen und dachte an seinen Großvater, den man in dem Glauben gelassen hatte, es gäbe noch eine andere Isabella, die seiner geliebten Frau vielleicht sogar ähnlich war. Alles in ihm sträubte sich dagegen, Nonno eine so furchtbare Enttäuschung bereiten zu müssen.
Dann übermannte ihn die Wut. Warum war der Detektei nicht aufgefallen, dass hier Identitäten vertauscht worden waren? Wie war es dieser Frau gelungen, alle zu täuschen? Jetzt verstand er ihre Reaktion natürlich. Sie hatte entsetzliche Angst gehabt, aufzufliegen. Er öffnete die Augen und sah die vermeintliche Isabella ärgerlich an.
„Erklären Sie mir, wie Sie Isabellas Platz einnehmen konnten, ohne dass jemand Verdacht geschöpft hat“, befahl er ihr, richtete sich auf und ging zu ihr hinüber. Bewusst wollte er sie einschüchtern, um an die nötigen Informationen zu kommen.
Dieses Mal versuchte sie nicht, sich ihm zu widersetzen. Bereitwillig erzählte sie ihm von ihrer Beziehung zu Bella, und ihre Worte, mit denen sie um sein Verständnis warb, sprudelten nur so aus ihr heraus … Dante erfuhr, wie es dazu gekommen war, dass sie sich die Wohnung mit Isabella geteilt und wie sie ihren Namen benutzt hatte, damit sie im Forum arbeiten konnte. Sie erzählte ihm von dem Autounfall, bei dem ihre Freundin bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und bei dem ihr Pass ebenfalls den Flammen zum Opfer gefallen war. Er erfuhr von dem Fehler, den die Behörden aufgrund der Handtasche gemacht hatten, die sie bei sich getragen hatte, als sie aus dem Wagen hinausgeschleudert war …
„Später fiel mir wieder ein, dass dies auch der Grund war, warum ich den
Weitere Kostenlose Bücher