Rote Sonne - heisse Kuesse
Sicherheitsgurt abgelegt hatte. Bella saß am Steuer, und sie bat mich, eine Tüte mit Süßigkeiten aus ihrer Handtasche zu holen, die auf dem Rücksitz lag. Mit dem angelegten Sicherheitsgurt wäre das nicht gegangen, deshalb schnallte ich ihn ab, beugte mich nach hinten und griff mit der Hand in die Lücke zwischen den beiden Sitzen, um an die Tasche zu kommen.“
„Ihr Führerschein muss in ihrer Tasche gewesen sein“, bemerkte Dante kurz angebunden. „Das Foto …“
„Es war kein besonders gutes Foto von ihr. Wir hatten beide langes lockiges Haar. Ihr Haar war etwas dunkler, aber das hätte auch mit den Lichtverhältnissen zusammenhängen können, unter denen das Foto gemacht wurde. Außerdem lächelte sie, deshalb konnte man nicht erkennen, dass ihr Mund nicht so breit war wie meiner. Mein Gesicht war nach dem Unfall sehr geschwollen und wirkte daher runder. Trotzdem war sich die Polizei nicht sicher, wer ich war, daher holten sie den Personalchef vom Forum, der mich identifizieren sollte. Und da ich unter Bellas Namen gearbeitet hatte …“
„Wirklich sehr praktisch für Sie.“
Sein ätzender Sarkasmus ließ sie erröten. „Nach dem Unfall lag ich zwei Wochen im Koma. Als man mich identifizierte, war ich bewusstlos. Ich erfuhr erst davon, als ich wieder aufwachte und das gesamte medizinische Personal mich Miss Rossini nannte … und ich widersprach nicht. Ich habe es zugelassen, weil ich nirgendwohin konnte, weil ich Zeit brauchte, um mich von meinen Verletzungen zu erholen, und weil ich dachte, dass es Bella nichts ausgemacht hätte …“
„Wie hätte es ihr etwas ausmachen können?“, fragte Dante spöttisch. „Sie war schließlich tot.“
„Ja“, stimmte Jenny ihm niedergeschlagen zu. „Es tut mir leid. Ich wusste nichts von Ihrer Existenz. Bella hat mir gesagt, sie wäre eine Waise wie ich. Ohne Familie. Nachdem ich aus dem Koma erwacht war, kam die Polizei wieder, und ich dachte wirklich, es wäre egal, als ich das Mädchen hinter dem Steuer als meine Mitbewohnerin Jenny Kent identifizierte … ein Niemand ohne jegliche Verbindungen. Und damit war die Sache beendet.“
„Nein, das war nicht das Ende. Sie sind in Isabellas Haut geschlüpft, weil sie vermögender war als Sie“, klagte er sie unbarmherzig an. Geld war ein Hauptmotiv, immer. Das hatte sie gerade wieder bewiesen.
„Ich wollte es doch nur für eine kleine Weile tun. Bis ich …“
„Nun, jedenfalls haben Sie allen etwas vorgemacht. Dann können Sie den anderen doch auch noch zwei Monate länger etwas vormachen.“
Er würde seinem Großvater dessen letzte Bitte nicht versagen. Es war völlig egal, wer diese Frau war. Sie konnte die Täuschung wieder gutmachen, indem sie Nonno bis zu seinem Tod die liebende Enkelin vorspielte.
Sie schüttelte den Kopf, ihr Blick war verwirrt und bestürzt. „Ich wollte heute Abend abreisen und wieder Jenny Kent sein.
Tut mir wirklich leid, ich …“
Skrupellose Entschlossenheit bemächtigte sich Dantes, er ließ ihren Fluchtplan nicht gelten. „Ich werde Ihnen nicht erlauben, die Hoffnung zu zerstören, die meinen Großvater dazu bewogen hat, mich auf diese Mission zu schicken. Sie werden mit mir nach Italien kommen. Sie werden bei ihm in der Villa auf Capri bleiben, bis er Sie nicht mehr braucht. Er wird Sie als Isabella kennenlernen …“
„Nein! Nein!“ Sie sprang panisch auf und gestikulierte protestierend. „Das können Sie nicht tun. Ich kann das nicht tun!“
Er packte sie bei den Armen. Mit unerschütterlicher Entschlossenheit brannte sich sein Blick in den ihren. „Ich kann, und Sie werden es tun. Wenn nicht, rufe ich die Polizei und lasse Sie wegen Betrugs verhaften. Ich verspreche Ihnen, Ihre Gefängnisstrafe wird ganz bestimmt länger als zwei Monate dauern.“
Schock, Angst und Verzweiflung spiegelten sich auf ihrem Gesicht.
„Wer wollen Sie sein, Jenny Kent?“, fragte er höhnisch. „Eine gemeine Kriminelle, die im Gefängnis steckt, oder eine verwöhnte Enkelin, die im Luxus lebt?“
5. KAPITEL
Rom
Eine Woche später
Jenny stand im Schlafzimmer von Dantes palastartigem Apartment und starrte ihr Abbild im Spiegel an. Sie erkannte sich kaum wieder. Man hatte sie in jemand anderen verwandelt – in die Isabella, die Dante ihrem Großvater präsentieren wollte. Es war einfach unglaublich, was Geld bewirken konnte – unglaublich, faszinierend und erschreckend. Mit Geld war alles möglich.
Jetzt besaß sie einen Pass auf Isabellas Namen und einen
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