Rote Sonne - heisse Kuesse
ganzen Schrank voll fabelhafter Designerkleider. Manche hatten sie in Sydney gekauft, in den Tagen, als sie auf den Pass warteten, die anderen stammten von einem Zwischenaufenthalt in Paris. Sie war von einem Stylisten geschminkt worden, und ihr dichtes Haar, das vorher so zerzaust gewesen war, fiel ihr jetzt, raffiniert geschnitten, in einer Kaskade wilder, sexy Locken über die Schultern. Ihre Fingernägel waren perfekt manikürt und glänzten. Außerdem hatte sie noch eine große Auswahl an Accessoires, die ihren neuen Look vervollständigten – Gürtel, Taschen, Schuhe, Schmuck.
Sie war in einem Privatjet um die halbe Welt geflogen, und man hatte ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Sie hatte Speisen und Gerichte gewählt, die sie sich normalerweise nie hätte leisten können, und in den Gondola-Hotels immer in den Penthouses übernachtet. Jeden Moment würde Dante erscheinen, um sie zum Flug mit dem Hubschrauber nach Capri abzuholen. Ein anderes Leben, dachte sie. Ein völlig anderes Leben, das ihr immer noch nicht so richtig real erschien.
Dieses Bild im Spiegel zeigte Dante Rossinis Marionette, sie tanzte und bewegte sich nach seinem Willen. Selbst die Art, wie sie gekleidet war …
„Trag das Outfit von Sasse und Bide“, hatte er sie angewiesen. „Das erste Abendessen in der Villa wird sehr familiär sein, dazu passt dieser neue, individuelle Look. Lucia hat diese Modelle bestimmt noch nicht gesehen. Sie steht nicht auf australische Designer.“
Lucia … Bellas andere Cousine.
Immer, wenn Dante über sie sprach, hatte seine Stimme einen harten Klang. Er mochte sie nicht. Jenny hatte eindeutig den Eindruck, dass er mit ihr, seinem Geschöpf, Marcos echte Enkelin übertreffen wollte. Das erschien ihr völlig falsch, aber vielleicht hatte er ja Grund für seine Antipathie gegenüber seiner Cousine. Es stand ihr nicht an, über die Familie Rossini zu urteilen. Sie musste Dantes Befehlen folgen, oder … ein krampfartiger Schauer lief durch ihren Körper, als sie daran dachte, in einem Frauengefängnis eingesperrt zu sein.
Das hätte sie nicht ertragen. Die strenge Disziplin des Waisenhauses verfolgte sie noch immer in ihren Albträumen. Dieser Art von gefühlloser Autorität ausgesetzt zu sein – wenn man die Regeln verletzte, wurde man unweigerlich bestraft, und man kämpfte stets darum, zu überleben, ohne sich innerlich aufzugeben – nein, alles war besser, als in einem weiteren Seelen tötenden Milieu zu leiden.
Irgendwie musste es ihr in den nächsten zwei Monaten gelingen, in Bellas Haut zu schlüpfen und ihre Rolle so wahrheitsgetreu wie möglich zu spielen. Wenn ihre Anwesenheit Marco Rossini dabei half, friedlich zu sterben, war diese Täuschung vielleicht gar keine so schlechte Sache. Aber was auch immer passieren würde, es war Dantes Entscheidung, es ging um Dantes Familie, daher musste er mit dem Ergebnis auch fertig werden. Allerdings war sie unwiderruflich an ihn gebunden.
Es gibt keinen Ausweg, dachte sie und hasste dieses Gefühl, in der Falle zu sitzen, Angst vor dem Scheitern zu haben und noch mehr Angst davor, nie wieder ihre Freiheit zurückzugewinnen. Zwei Monate … zwei Monate eines Lebens, über das sie viel zu wenig wusste. Würde dieser unglaubliche Imagewechsel die Familie Rossini wirklich so weit täuschen, dass sie sie für eine der ihren halten würden?
Das umwerfende Modell von Sasse und Bide faszinierte vor allem durch die unterschiedlichen Materialien und die kreative Verwendung von Jeansstoffen.
Sie trug Designer-Sandaletten und eine dazu passende Tasche über der Schulter. Aber hiermit endete der lässige Look auch schon. Dante hatte anscheinend etwas gegen Modeschmuck. Seiner Meinung nach konnte man zu Jeans nur Saphire tragen, daher hatte er Jenny tropfenförmige Ohrringe verpasst, die mit Saphiren und Diamanten besetzt waren, und dazu eine passende Halskette gewählt. Kurz gesagt, sie hatte ein Vermögen am Leib. Die Frau im Spiegel hätte gut einem Hochglanzmagazin entstammen können, das über unglaublich reiche Promis berichtete.
„Bist du so weit?“
Jennys Herz machte einen Satz. Schnell drehte sie sich um. Vor ihr stand der Mann, nach dessen Pfeife sie tanzen musste. Sie hatte die Tür zum Schlafzimmer für seinen Diener offen gelassen, damit der ihr Gepäck abholen konnte. Das tat er auch, während sein Herr – ihr Herr – auf sie zuging und sie von Kopf bis Fuß musterte.
Sie holte tief Luft, richtete sich auf und erwiderte: „So weit,
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