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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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beschützte, indem es ihn als Lord Mareks Eigentum auswies. Tu deine Pflicht dem gegenüber, der dir vertraut. Drücke dich dieses eine Mal nicht.
    Außerdem, ermahnte er sich selbst, weißt du, was mit dir geschieht, wenn dir die Flucht nicht gelingt. Seine Erinnerung zeigte ihm ein Bild
    - die Foltern, denen man einen Stallknecht unterzogen hatte, als er nach einem Fluchtversuch von Lord Mareks Wachen zurückgeschleppt worden war. Von dem ganzen Großen Haus war verlangt worden, Zeuge der Bestrafung zu sein. Schon sah Lewis-Gabriel sich an der Stelle des entlaufenen Sklaven und wand sich …
    Plötzlich flammte ein weißes Licht vor ihm auf und riß die Decke von einer anderen, ebenso schauderhaften Erinnerung. Seine Hände stahlen sich unter seinen Mantel, unter sein Hemd. Er tastete die unzähligen Schwielen und Narben ab, die kreuz und quer über seinen wunden Rücken liefen. Er spürte eine schwelende Kraft von innen gegen seinen Geist drücken, und er sah seine Zukunft klar vor sich.
    Man schob ihn in die Schlafkammer seines Herrn, wo sein geschundener und verstümmelter Körper vergewaltigt werden würde - immer wieder und wieder …
    NEIN!
    Weißglühender Zorn preßte diesen stummen Schrei heraus. Er hatte geglaubt, der Zorn sei vor langer Zeit zusammen mit seiner Mannheit aus ihm herausgeschnitten worden; jahrelang hatte er ihn unbarmherzig gegen sich selbst gekehrt. Jetzt drang er mit Gewalt aus frischgeöffneten Barrieren - ein versengendes Flammenband, das sich aus einer dumpfen Grube, schwärzer als Zandrus tiefste Hölle, den Weg nach oben und außen bahnte. Gnädige Avarra, nein!
    rief er der Göttin der Wiedergeburt zu. Nein! Nein! Niemals wieder!
    Wie ein brausender Strom flüssigen Feuers überflutete der Zorn seinen Verstand. Alle Barrieren seiner Scham wurden niedergerissen. Was bin ich? Was ist aus mir geworden? Lieber sterben, lieber unter der schlimmsten Folter sterben, als noch einmal eine einzige Minute lang das ertragen zu müssen! Ein Geschöpf ohne Ehre, das geschlagene, winselnde Eigentum eines Tyrannen aus den Trockenstädten zu sein! Nein! Ich will es nicht länger ertragen! Er besitzt mich NICHT, und ich brauche mich ihm nicht hinzugeben. Ich kann dieses Haus des Schreckens verlassen. Ich kann frei werden.
    Der Fluß beruhigte sich und ließ einen kühlen See der Stille in seiner Seele zurück. Er blickte zum Himmel empor. Jetzt konnte er klar sehen. Sein Geist wurde nicht länger von Visionen verwirrt, die ihn als Flüchtling zeigten. Er erkannte die Umrisse des Wüstenfalken, der sich zur Sonne emporschwang und mit einem Glast karmesinroten Lichtes verschmolz.
    Seine Seele war nicht die des Falken. Sie war ein Schmetterling, der aus seiner Hülle schlüpfte. Zögernd breitete sie ihre leuchtenden Flügel zum Trocknen aus.
    Er erinnerte sich an noch jemanden, der aus dem Großen Haus geflohen war, aber mit Erfolg. Es war kein Mann gewesen, sondern eine Frau, Rizelle, eine Konkubine, die feines Leinen trug. Eines Abends hatte man sie vermißt. Alle Truppen Lord Mareks hatten das Land abgesucht und doch keine Spur von ihr gefunden. Lewis-Gabriel hatte das unter den Sklaven kursierende Gerücht gehört, sie habe die Wüste irgendwie überlebt und es bis zu einem Gildenhaus der Freien Amazonen geschafft.
    Sie konnte es auch nicht ertragen, dachte Lewis-Gabriel. Für einen Augenblick kleinmütig, überlegte er, daß es nichts in der Art eines Gildenhauses der Freien Amazonen gab, wo er Schutz suchen konnte. Dann biß er fest entschlossen die Zähne zusammen.
    Irgendwo wird es einen Platz für mich geben - es muß einen geben. Denn ich will nicht länger ein Trockenland-Sklave bleiben.
    Vor sich hinsummend, trieb er das Oudrakhi an. Komm, mein Freund. Auch du wirst frei sein, lächelte er. Er griff mit seinen Gedanken hinaus, und wirklich, er war immer noch fähig, den Geist des Tieres zu berühren und zu beschwichtigen. Einst war er ein Comyn, ein Ridenow gewesen. Er hatte immer noch eine Gabe. Jetzt stellte er fest, daß er sie steuern konnte; sie geriet nicht mehr außer Kontrolle.
    Er begann, eifrig Pläne zu schmieden. Er würde Lord Mareks Botschaft abliefern, damit es so aussah, als sei alles in Ordnung.
    Dann … Lord Marek hatte ihn angewiesen, die Nacht in Yusophs Herberge in Shainsa zu verbringen. Nein, entschied Lewis-Gabriel.
    Ich verlasse Shainsa heute abend und reite bei Mondschein in Richtung der Hellers. Er legte die Hand auf das Heft seines kleinen Dolches. Und wenn mich

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