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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Schatten in Blau und im trübsten Rot waren? Dann fiel ihm ein, was Mirelle, seine Bewahrerin im Corandolis-Turm, gesagt hatte, als sie ihn als ungeeignet wegschickte: Das, was seine Laran -
    Talente beeinträchtigte, schädigte ebenso seine Nachtsicht. Jetzt kämpfte er um seine Haut und hielt sich, wenn er den kurzen, tödlichen Klingen auswich, mehr an seine Intuition als an das, was er sah.
    Wertlos für Turm und Familie mochte er sein, dachte Rorie wütend, aber er war immer noch Comyn und verdiente ein besseres Schicksal, als vor diesem Abschaum der Landstraße zu fallen! Er drehte sich um, ließ sein Schwert im Bogen niedersausen und hörte einen gurgelnden Schrei, der das Ende eines weiteren Angreifers anzeigte.
    Der erschlagene Gesetzlose fiel langsam und landete in den Überresten des Feuers. Funken sprangen von Büscheln versengten Haars, und dann ging das Feuer ganz aus.
    Rorie faßte sein Schwert fester. Ohne das Glühen des Feuers reichte das matte blaugrüne Licht eines einzigen kleinen Mondes nicht aus, seinen Angreifern einen merklichen visuellen Vorteil zu geben. Jetzt waren sie ebenso blind wie er - und dumm genug, ihre Positionen zu verraten, indem sie einander zuriefen.

    Das Adrenalin hämmerte in seinen Adern, aber Rorie zwang sich, leise von dem ihm nächsten Räuber in Richtung seiner Stute wegzuschleichen. Jetzt, da er sich nicht mehr anstrengte, etwas zu sehen, konnte er alle vier noch übrigen Angreifer hören. Der große Anführer hieb wild mit seiner Klinge um sich. Ein Mann, links von Rorie, stand still und begann, mit irgend etwas zu hantieren - einem Feuerstein, um das Feuer wieder anzuzünden?
    Rorie blieb jetzt keine andere Wahl mehr. Den Luxus, sich Zoll für Zoll an sein Pferd heranzuarbeiten, konnte er sich nicht leisten. Er legte die letzte Strecke im Laufschritt zurück und betete, es möge ihm gelingen, auf den Rücken der Stute zu klettern, bevor die Gesetzlosen ihn herunterrissen.
    Er schnitt den Haltestrick durch und packte mit seiner freien Hand ein Büschel Mähne. Aldones sei gedankt, die Stute war von so sanftem Wesen, daß sie stillstand, während er sein rechtes Bein über ihren Rücken warf und ihr die Knie in die Flanken bohrte.
    Die Stute sprang vorwärts, gerade als der erste der Gesetzlosen sie erreichte, die Hände nach dem baumelnden Ende des Halfterstricks ausgestreckt. Die Verzweiflung des Reiters übertrug sich auf sie, sie schüttelte sich, schrie wie ein verängstigtes Kind und schlug mit den Vorderhufen aus.
    Jetzt waren sie auf freiem Feld und liefen unter einem ihnen gemeinsamen Drang zur Flucht davon. Rories Kehle war ganz trocken. Er umklammerte mit der einen Hand sein Schwert, und die andere krallte sich in die vom Wind gepeitschte Mähne der Stute.
    Die Muskeln ihres Rückens und ihrer Schultern verkrampften sich und sprangen in harten Knoten unter seinen Schenkeln. Einmal stolperte sie, ging beinahe in die Knie. Rorie wurde nach vorn geschleudert, und die scharfen Knochen ihres Widerrists bohrten sich ihm in den Schritt.
    Von hinten kamen Rufe. Die Räuber, sie mußten eigene Reittiere in der Nähe versteckt gehabt haben. Dann war die Stute wieder auf den Beinen, von neuem ein Geschöpf, das von Panik regiert wurde.

    Bei ihrem ungleichmäßigen Galopp und dem Hämmern seines eigenen Herzens konnte Rorie nichts mehr hören.
    Er verlor völlig den Sinn für Zeit und Richtung, war sich kaum noch der Veränderungen im Terrain und der wandernden blauen Schatten bewußt. Idriel und der perlenfarbene Mormallor gingen auf, um sich Kyrrdis beizugesellen, und Rorie merkte, daß er seine Verfolger weit hinter sich gelassen hatte. Vielleicht waren sie, zufrieden mit der dort zu findenden Beute, ins Lager zurückgekehrt.
    Rorie machte keinen Versuch, die Stute mit den Knien zu lenken oder nach vorn zu fassen, um das nachschleifende Ende des Strickes, der von ihrem Halfter hing, in die Hand zu bekommen. Die Landschaft, die sie durcheilten, war nicht mehr als ein Wirbel von Schatten, und die Nachtsicht der Stute mußte für sie beide langen.
    Schließlich wurde die Stute langsamer. Ihre Flanken wogten wie große Blasebälge. Das dünne Leder von Rories Reithose war von ihrem scharfen Angstschweiß durchtränkt. In der kalten Nacht stieg die Hitze von ihren Körpern wie eine Dampfwolke auf.
    Rorie verlagerte sein Gewicht, und die Stute blieb mit gesenktem Kopf müde stehen. Er glitt zu Boden, knüpfte seinen Gürtel zu einer Schlinge für das Schwert und führte

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