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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sein Pferd auf und ab, um es abzukühlen. Grimmig hielt er sich vor, seine gegenwärtige Situation möge ja unerfreulich sein, aber sie würde noch unerfreulicher werden, wenn er das Pferd durch eigene Nachlässigkeit verlor.
    Ihm fiel ein, daß er erst vor wenigen Stunden beim Aufschlagen des Lagers gedacht hatte, ein trostloseres Leben könne es kaum noch geben. Er war der überflüssige vierte Sohn einer Familie, die reicher an Erben als an Land war, und jetzt wurde er aus dem Turm, der einmal wie seine einzige Chance ausgesehen hatte, einen Platz für sich zu finden, als unbrauchbar nach Hause geschickt … Rorie unterdrückte das klägliche Selbstmitleid und kratzte der Stute die verschwitzten Ohren.
    Und wie saß er jetzt durch eigene Schuld in der Patsche! Dem Wild gleich, das von der Falle in den Kochtopf wandert, hatte er seine Lebensmittelvorräte, seinen Sattel, seine Reservekleidung verloren, kurz, alles bis auf das, worin er geschlafen hatte, ein Schwert ohne richtige Scheide und ein treues, aber müdes Reittier. Er besaß immer noch sein Leben, und er fragte sich, ob ein anderer Mann, auch wenn er über normales Sehvermögen verfügte, sich ebensogut gegen die Räuber gehalten hätte. Wie frech war dieser Abschaum der Landstraße durch die Unordnung geworden, die auch nach der Unterzeichnung des Vertrages noch herrschte!
    Die Stille der Nacht, unterbrochen nur von einem gelegentlichen Klirren des Halfterrings oder dem Knirschen der improvisierten Schwertscheide, lastete auf ihm. Sogar ihre Schritte klangen gedämpft, unnatürlich. Schließlich hatte die Stute sich abgekühlt.
    Rorie wickelte sich den Halfterstrick um die Hand, setzte sich und machte es sich so bequem, wie er konnte. Sein Kopf fiel auf die um die Knie geschlungenen Arme, und dann schlief er ein.
    Er erwachte von einem kalten pochenden Schmerz über dem Brustbein. Blinzelnd in dem grauen Morgenlicht, richtete er sich auf.
    Er legte eine Hand auf die Brust und erwartete halb und halb, sein Hemd verklebt von geronnenem Blut zu finden. Aber da war nichts außer seinem Sternenstein. Obwohl dieser, wie man es ihn im Turm gelehrt hatte, in isolierende Seide gewickelt war, pulsierte er unaufhörlich. Rorie zwang seine Augen, sich scharf einzustellen.
    Die Stute stand vor seinen Füßen und knabberte an seinen Stiefeln.
    Der durchschnittene Strick war ihm aus den Fingern geglitten und schleppte im Staub nach.
    Jetzt nahm Rorie seine Umgebung wahr und erstarrte. Staub, grau und leblos, bedeckte den Boden, die paar verdorrten Skelette von Büschen und Bäumen, die niedrigen Hügel, die sich vor ihm erhoben. Er konnte keinen einzigen Grashalm entdecken, kein einziges Insekt. Abgesehen von dem Hämmern seines eigenen Herzens und dem leisen Schnauben der Stute war in dieser einfarbigen Öde nichts zu hören.
    Knochenwasserstaub.

    Er hatte sich in den Hügeln sicher geglaubt, waren sie doch weit entfernt von den Gebieten, die die unvorstellbar schrecklichen Laran- Waffen aus dem Zeitalter des Chaos steril gemacht hatten.
    Das wüste Land war auf seinen Karten eingezeichnet gewesen, aber skizzenhaft, als habe der Kartograph die exakten Angaben weder gekannt noch gewünscht, sich damit zu befassen. Durch den Schrecken des nächtlichen Angriffs, in seiner Nachtblindheit und der Panik der Stute, waren sie irgendwie so weit in das wüste Land hineingeraten, daß es sie jetzt auf allen Seiten umgab …
    … so daß sich die heimtückischen Partikel bereits einen Weg in seinen Körper bahnten. Rorie keuchte, dann brachte er seine Atmung wieder unter Kontrolle. Sog er in diesem Augenblick das tödliche Zeug in seine Lungen, von wo es in seinen ganzen Körper eindringen und seine Knochen in zerfallende Asche verwandeln konnte? Würde sein Fleisch zu Gallerte schmelzen, sich sein Blut zu Wasser verdünnen, während sein Gehirn, bis zuletzt intakt, in hilflosem Entsetzen zusah?
    Erschauernd raffte er seine bruchstückhaften Kenntnisse zusammen, um sich nach den ersten Anzeichen der inneren Fäule abzusuchen. Obwohl er seinen Sternenstein auswickelte und fest umfaßte, konnte er keine Abweichung von dem normalen Funktionieren seiner Organe feststellen. Da war nichts, weder bei ihm noch bei der Stute. Natürlich, dachte er bitter, was erwartete er denn? Das armselige bißchen Wissen, das man ihm in Corandolis mühsam eingetrichtert hatte, bedeutete nichts anderes als eine Sehnsucht, die sich nie erfüllen konnte.
    Er stellte sich auf die Füße und wischte sich

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