Rote Sonne über Darkover - 5
solange ich allein war, aber jetzt, da du hier bist und helfen kannst, wird alles in Ordnung kommen. Bitte, steig ab. Darf ich dir irgend etwas bringen? Wasser? Essen - Futter für dein Pferd?«
Rorie gehorchte der leisen Andeutung eines Befehls im Ton ihrer Stimme und glitt vom Rücken der Stute. »Wasser, denke ich. Um den Staub abzuwaschen.« Sein unausgesprochener Gedanke dabei war: Wird das jetzt noch etwas nützen?
Sie lachte und ging zu der Quelle voraus. »Die Angst hatte ich anfangs auch, aber so benachteiligt dieser Kreis auch ist, er hat große Heilkräfte. Hier bin ich als Beweis, gesund und munter.«
Die Stute steckte die Nase ohne Zögern in das klare Wasser, und Rorie wusch sich Gesicht und Hände. Dann drehte er sich wieder zu der Comyn-Dame um. »Wer bist du? Was tust du hier inmitten dieser … ?«
»Ich bin Shani, ursprünglich ausgebildet in - aber das ist lange her.
Ich werde dich nicht fragen, von welchem Turm du kommst.
Wichtig ist allein, was uns gemeinsam gelingen wird, Rorie. Wir werden beide so verzweifelt gebraucht.«
Rorie wandte das Gesicht vor ihrem intensiven Blick ab. Jetzt wußte er, ihre Fähigkeiten waren so groß, daß sie seinen Namen und sein Widerstreben, über seine Verbannung aus Corandolis zu berichten, in seinen Gedanken erkennen konnte. »Wozu brauchst du mich?« fragte er.
»Du weißt, was das hier für ein Ort ist?«
»Ein Turm - heil, aber offensichtlich verlassen, umgeben von Knochenwasserstaub.«
Shani nickte. »Nur eine der vielen schrecklichen Laran -Waffen, die die Domänen gegeneinander einsetzten. Aber obwohl es auf diesen Turm, von dem sogar der Name verlorengegangen ist, einen Angriff gegeben hat, wurde er nicht zerstört.«
»Ja, ich sehe …«
»Den Turmkreis gibt es noch, und er hat noch seine Matrix-Schirme.«
»Das ist doch nicht möglich, nicht nach Hunderten von Jahren!«
»Ich werde es dir gleich zeigen. Aber überlege - wie könnten diese Mauern sonst noch stehen? Wie könnte es sonst eine Quelle mit reinem Wasser und ungefährliche Nahrung für Mensch und Tier geben?«
Rorie fand keine Antwort. Er folgte Shani durch einen zierlichen Bogengang in den zentralen Turm. Sie durchquerten den Gemeinschaftsraum mit seinen bequemen Möbeln und dem großzügigen Kamin. Alles sah so frei von Zerfall und Zerstörung aus, als sei der Turm bewohnt. Rorie hätte geglaubt, er werde immer noch Tag für Tag benutzt, wäre da nicht eine unnatürliche Dichte in den Schatten gewesen, die ihm sagte, es sei lange Jahre her, daß jemand auf diesen Kissen gesessen oder das Feuer in dem kalten Kamin entzündet hatte.
Die Treppe war breit, so weiträumig und luftig wie alles im Turm.
Mit Hilfe von Laran gebaut, war er ein Beispiel für die darkovanische Liebe zu offenen Räumen und natürlichem Licht.
Rorie spürte die Energien des zentralen Turmraumes, noch bevor sie ihn betraten. Es war, als nähere er sich einer riesigen Batterie, in der gerade noch unter Kontrolle gehaltene Kräfte flossen. Sogar bei seinem geringen, kaum entwickelten Talent und obwohl sein Sternenstein in isolierende Seide gehüllt war, griff die hier gespeicherte Energie hungrig nach ihm. Die Haare in seinem Nacken richteten sich auf.
Shani drehte sich zu ihm um, die grünen Augen voller Mitgefühl.
»Da ist keine Gefahr, wirklich nicht. Nur die Größe der Matrix ist anfangs ein bißchen beunruhigend, aber der Kreis hat sie fest im Griff.« Sie öffnete die Tür und trat zur Seite, um ihn vorgehen zu lassen.
Rorie kam in einen großen, kreisrunden Raum, der bequem, um nicht zu sagen luxuriös, möbliert war. Auf einem runden Tisch lag der riesige Kristall, funkelnd in Blau und Silber … und um ihn saßen neun Männer und Frauen, reich gekleidet und übergossen von flackerndem Licht. Ihre Züge trugen den Stempel von starkem Laran, durch generationenlange Zucht und hartes Training geprägt.
Alle waren sie jung und schön und hatten Haar in den Schattierungen eines feurigen, beinahe aggressiven Rot, das in sanften Wellen fiel, während sie sich auf den pulsierenden Stein in der Mitte konzentrierten.
»Der Kreis«, flüsterte Shani. »Noch genauso, wie sie sich in jener letzten, tödlichen Schlacht aus der Zeit ausschlossen. Niemand weiß, gegen wen sie kämpften und warum. Alles, was wir sehen können, ist das wüste Land, das die Folge davon ist … und diese kleine Insel der Sicherheit, die sie für sich selbst aussparen konnten.«
»Ich finde nicht, das es ihnen viel genützt
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