Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
schwächte. Natürlich konnte er die Matrix nicht auf ihrem eigenen Gebiet schlagen. Seine einzige Chance, am Leben zu bleiben, lag in seiner einzigartigen Fähigkeit, außerhalb der Kampfsphäre zu bleiben, die sie gewählt hatte, die Illusionen, die sie schuf, als das zu sehen, was wirklich dahintersteckte - und dann die physische Dimension zu seinem Vorteil zu benutzen.
    Rorie gab seinen psychischen Widerstand gegen den Kristall auf und konzentrierte seine Kraft und seinen Willen auf seinen realen Körper. Die Muskeln seiner Hände schlossen sich um den lederumwickelten Stahl des Schwertgriffs. Sein Unterleib spannte sich, als er sein Gewicht in den Schlag legte, den er mit der getemperten Klinge gegen das Zentrum des Sternensteins führte.
    Splitter flogen in alle Richtungen, zerschmetterten das Licht im Herzen des wahnsinnigen Kristalls. Für den ewigen Bruchteil eines Augenblicks wurden Rorie-im-Sternenstein und Rorie-außerhalb-des-Sternensteins von dem explosiven Angriff geblendet, umhergeworfen, zu zitternden Fragmenten zermahlen. Seine Ohren fingen den verzweifelten, jammernden Todesschrei des Dings auf, und seine Pupillen zogen sich in Abwehr der giftig-weißen Nova vor ihm zusammen.
    Nach und nach kehrten die Gefühle zurück - Tränen, die von seinem Gesicht tropften, die Hitze an seinen Händen, die sein geschwärztes Schwert berührten, das Zittern seiner Beinmuskeln. Er ließ die geschmolzene Klinge fallen und setzte sich auf die Bank, wohl wissend, wie wackelig sie war, aber unfähig, sein eigenes Gewicht noch länger zu tragen.
    Mit quälender Langsamkeit klärte sich Rories Sicht, und er konnte vor sich Einzelheiten erkennen. Der Tisch, der den Matrix-Kristall getragen hatte, stand unter seiner Last lichtloser Scherben schief.
    Knochen lösten sich voneinander und zerfielen zu Haufen grauer Asche. Von irgendwo außerhalb des Turmzimmers kam das ängstliche Wiehern eines Pferdes.
    Rorie sprang auf, als die Bank unter ihm zerbrach. Er ging zur Treppe. In dem glanzlosen Stein des Turmes entstanden Risse. Jetzt, da die erhaltende Kraft der Matrix versiegt war, würden Zeit und Verfall endlich ihr Werk tun können.
    Aber der Hof war keine trostlose Wüste. Immer noch sprudelte Wasser aus den umgekippten Steinen der Quelle, und überall sproß gesundes Grün. Rorie faßte den Halfterstrick der Stute und klopfte ihr den schwitzenden Hals. Sie rollte mit den Augen und tänzelte, denn die fallenden Steinbrocken machten sie nervös. Sie folgte ihm jedoch durch die sackenden Torflügel.
    Rorie hatte erwartet, bis zum Horizont grauen Knochenwasserstaub zu erblicken, aber sogar das wüste Land war durch die Zerstörung des Sternensteins verwandelt worden. Sicher, es war sterilisiert worden, aber das war in ferner Vergangenheit geschehen, und jetzt berührte Evandas Großmut es von neuem und rief überall kleine Klumpen von Grün hervor.
    Rorie hielt die Stute an und sah zu dem Turm zurück, der immer weiter in sich zusammenfiel. Er wußte nicht, warum der Kristall die Illusion von Tod und Verwüstung aufrechterhalten hatte. War es vielleicht eine zusätzliche Verteidigung gegen die Wiederaufrichtung der Comyn-Herrschaft gewesen? Wie konnte ein menschlicher Verstand seine Beweggründe begreifen! Die Stute zerrte am Halfter und senkte den Kopf nach einem Maulvoll zarten Grases. Rorie ließ sie weiden und wickelte seinen eigenen Sternenstein aus.
    Der Juwel zeigte nicht mehr sein übliches mattblaues Licht, sondern flammte in einem komplizierten Tanz reflektierter Pracht.
    Rorie erkannte, daß seine Konfrontation mit der Matrix seine ungewöhnlichen latenten Fähigkeiten aktiviert hatte, Fähigkeiten, die seine eigene Bewahrerin nicht hatte sehen wollen.
    Aus freien Stücken hatten die Türme im Zeitalter des Chaos an den Kriegen teilgenommen. Ja, später hatten sie ihre Kräfte dafür eingesetzt, der Zerstörung entgegenzuwirken, aber die Zeit war noch nicht gekommen, wo sie hätten vorgeben können, es sei nie geschehen. Sie trugen immer noch die Verantwortung dafür, daß die Spuren dieses Übels vom Angesicht Darkovers getilgt wurden.
    Und woher willst du das wissen? forderte Rorie sich selbst heraus.
    Sein Laran mochte tatsächlich fehlerhaft oder unbrauchbar sein, aber er selbst war Comyn, ganz gleich, wie unbedeutend sein Haus war.
    Seine Kaste hatte den Vertrag mit dem eigenen Blut unterschrieben und sich durch Eid zur Verwaltung der Domänen verpflichtet. Und wenn eine vor Furcht blinde Bewahrerin ihre

Weitere Kostenlose Bücher