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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hat«, meinte Rorie.
    »Selbst wenn sie sich befreien könnten, wie sollten sie der Knochenwasserkrankheit entgehen? Wenn sie dazu imstande wären, hätten sie es bestimmt längst getan, ohne auf die klägliche Hilfe zu warten, die ich ihnen vielleicht leisten kann.« Wie soll ich denn wissen, dachte er, ob sie diejenigen sind, die sich verteidigten, und nicht Eindringlinge aus dem wüsten Land draußen? Und selbst wenn es möglich wäre, dürfte ich es wagen, sie loszulassen - Telepathen dieser Größenordnung, die dem Vertrag keine Loyalität schulden?
    Er dachte an Mirelle, Bewahrerin von Corandolis, und ihre ständigen Warnungen, ihr unaufhörliches Wachen darüber, daß Laran nur für ungefährliche, vom Vertrag genehmigte Zwecke eingesetzt wurde. Aus diesem Grund fürchtete sie sich, ein Talent anzuerkennen, das sie nicht kontrollieren konnte …
    »Hast du nicht zugehört?« tadelte Shani ihn. Der melodische Klang ihrer Stimme, auch wenn sie schalt, riß ihn aus seinen Zweifeln. »Sie benutzten den Matrix-Schirm, um sich selbst und in geringerem Ausmaß den ganzen Turm zu schützen. Für irgendwelche spontanen Aktionen ist keine Energie mehr übrig.
    Hier haben sie gesessen, in ihre eigene Rettung eingeschlossen. Aber mit meinem Laran - und deinem - können wir ihnen das Quantum an zusätzlicher Energie geben, das sie brauchen, um sich loszumachen. Dann werden sie das Land mit Hilfe des Sternensteins säubern, damit es von neuem leben kann. Ist das nicht ein kleines Risiko wert?«
    »Ich weiß nicht. Selbst wenn sie es könnten … selbst wenn ich es könnte …«
    »Zweifelst du an meinem Urteilsvermögen?« Die scharfe Frage wurde mit der Autorität einer Bewahrerin gestellt. Der Sternenstein zwischen Shanis Brüsten flammte vor Energie. »Oder bist du der sprichwörtliche Blinde, der die Existenz von Farbe leugnet, nur weil er sie mit seinen eigenen Sinnen nicht wahrnehmen kann?«
    Rorie zuckte die Schultern. Er hatte Mirelle nicht widersprochen, als sie ihn aus Corandolis weggeschickt hatte, und ebensowenig fühlte er sich hier berechtigt, Shanis Forderung zurückzuweisen. Ihr ausgebildetes Talent zeigte sich in jeder ihrer Gesten, und er war sich seiner eigenen Grenzen mit peinlicher Deutlichkeit bewußt.
    Sie nickte, lächelte leicht. Lag eine Andeutung von Befriedigung in diesem Lächeln? Willst du alles in Zweifel ziehen? fragte sich Rorie selbst. Was für ein erbärmliches Mittel, um die Überreste deiner Selbstachtung zu retten!
    Shani streckte die Hand aus und führte die Fingerspitzen so dicht über sein Handgelenk, daß Rorie einen leichten elektrischen Schlag erhielt, obwohl kein wirklicher Kontakt stattgefunden hatte. Er erkannte es als die klassische Berührung einer Bewahrerin - flüchtig, andeutend, unverbindlich.
    »Da ist dein Platz«, sagte sie mit leiser, kehliger Stimme, »da …«
    Sie nickte zu einer Lücke im Kreis der Matrix-Arbeiter in ihrer Trance hin. »Und da ist meiner.«

    Rorie dachte einen Augenblick lang, der Platz, den sie für sich in Anspruch nahm, müsse der Platz der Bewahrerin sein, aber sofort verwarf er den Gedanken wieder als lächerlich. Shani war trotz der Ausbildung, die sie offensichtlich genossen hatte, nicht Teil des ursprünglichen Kreises, sondern eine Wanderin wie er, angezogen von der Konzentration der Laran -Kraft und dann von der zwingenden Not des Turmes und ihrem eigenen Mitleid festgehalten.
    »Wir schließen uns also dem Kreis an?« fragte er.
    Shani stand hinter ihm, als wolle sie ihm helfen, Platz zu nehmen.
    Rorie wandte den Kopf und sah ihre Augen auf ihm ruhen wie leuchtende grüne Edelsteine, wie die Augen eines Falken, der den Bau eines Rabbithorns überwacht. Seine Handflächen wurden klamm. Unbeholfen begann er, sich auf die gepolsterte Bank niederzulassen, verlor das Gleichgewicht und streckte die Hand aus, um sich festzuhalten.
    Als seine Finger durch den äußeren Rand der Energon-Ringe fuhren, rasten gewaltige Energien seine Nervenbahnen entlang.
    Rorie keuchte. Er hatte gewußt, daß die Matrix stark war, doch von ihrer wahren Größe hatte er keine Ahnung gehabt. Kein Wunder, daß sie fähig war, genug Laran zu bündeln, um die Turmarbeiter durch all die Jahre gegen Knochenwasserstaub und andere, ebenso furchtbare Waffen zu schützen! Schon eine zufällige Berührung des äußeren Randes genügte, das Herz eines Menschen zum Stillstand zu bringen.
    Rories Sicht trübte sich, er blinzelte … und fuhr zusammen. Denn über den Männern

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