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Rote Sonne über Darkover - 5

Rote Sonne über Darkover - 5

Titel: Rote Sonne über Darkover - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hatten nicht nur uns und die Wachen, sondern auch mein gesamtes irdisches Besitztum getragen.
    Mein Gatte, vorher an meiner Seite stumm, wurde von Stimmen, deren grober Klang meinen Ohren ungewohnt war, lebhaft begrüßt.
    Er stieg ab und antwortete, und zum erstenmal erlebte ich ihn von einer anderen Seite. Leben kam in seine Stimme, seine Augen, und er sprach aufgeregt in rauher Kameradschaftlichkeit, gab Anweisungen. Ringsumher war Gelächter, wie Wärme von einem Herd. Ich sah, er wurde sehr geliebt …
    Man half mir vom Pferd und brachte mich in das große Gebäude.
    Morgen werde ich viele Leute kennenlernen, die jetzt meine Verwandten sind, dachte ich voller Angst. Gleichzeitig - alle Götter seien meine Zeugen - erfüllte diese Aussicht mich mit atemloser Aufregung! Ich hatte Dom Cerdrics Augen leuchten gesehen, hell wie die Monde, warm wie der sommerliche Geisterwind, und ich brauchte seine Gedanken nicht zu lesen, um zu erkennen, daß er an diesem Ort immer glücklich gewesen war und mit Freuden an ihn zurückkehrte.
    Wenn ich nur auch etwas von seinem Glück abbekommen würde!
    Heiliger Lastenträger, warum wird von einem Mann ständig verlangt, daß er seine Pflicht tut? Und warum muß die Pflicht immer im Gegensatz zu seinem wahren Ich stehen?
    Cerdric Lanart-Elhalyn lag allein in seiner Kammer und konnte nicht schlafen. Der Raum war kalt, öde, es war kein Feuer angezündet worden, ihn zu wärmen, aber ihm machte die Kälte unter der dünnen Decke nichts aus. In Nevarsin hatte er sich daran gewöhnt, hatte seinen Körper so genau kennengelernt, daß er innere Wärme erzeugen konnte. Dies und anderes hatte er von den Mönchen gelernt, denn er hatte vor längerer Zeit einen inneren Ruf erhalten, er war Cristoforo und hätte ein Leben im Zölibat und in stiller Meditation vorgezogen, wenn dies nicht wäre.
    Jetzt hatte er eine Frau. Es würde seine Lebensbürde sein, daß Cerdric den Wunsch der Menschen, die er am meisten liebte, erfüllte. Domna Mirhana, seine Mutter, lag im Sterben. Es war eine langsam fortschreitende zehrende Krankheit, und jeder Augenblick war mit dumpfem Schmerz erfüllt. Sie ertrug es in ihrer stolzen stoischen Weise und blieb stark und würdevoll. Sie war die warme Feuerstätte der Familie, und er liebte sie mehr als alles andere in seinem Leben, mehr sogar, wie sich herausgestellt hatte, als seinen Ruf. Mirhana Elhalyns größter Wunsch war es gewesen, noch zu erleben, daß er heiratete und mit seinen Brüdern in der Familie blieb.
    Übrigens kannte er außer ihr keinen einzigen Menschen, der überhaupt keinen Wert auf Laran und seine Entwicklung legte.
    »Wir von der Hastur-Sippe«, pflegte sie mit ihrer sanften Stimme zu sagen, »sind besessen von dieser Kraft, besessen bis zu dem Punkt, daß wir Zuchtprogramme aufstellen. Und mit welchem Ergebnis? Laran gilt uns mehr als das eigene Leben, mehr als unsere Kinder, die dem Programm geopfert werden. Unsere Liebe stirbt bei diesem Prozeß. Am Ende werden wir eine rothaarige Rasse von übermenschlichen, geistlosen Werkzeugen der Kraft sein - wie die lebenden Sternensteine!«
    Sein älterer Bruder Dayvin grinste Mirhana dann nur an und widersprach liebevoll: »Mutter, das ist eine lächerliche Übertreibung!«
    »Außerdem werden wir es gar nicht bis zu dem Punkt schaffen, an dem wir bloße Werkzeuge, Sternensteine auf zwei Füßen, werden!«
    lachte seine Schwester Lyanella und hob ihr süßes Gesicht von ihrer immer perfekten Handarbeit.
    Und der kleine Rafael brach in schallendes Gelächter aus, lief durchs Zimmer und rief: »Seht her, seht her, ich bin eine lebende Matrix!« bis Domna Mirhana ihm gebot, still zu sein.
    Wieviel Freude war damals in ihrem Leben gewesen, als Jerald Lanart noch lebte und seine Mutter noch nicht krank war! Cerdric wußte, daß Dom Jerald im Gegensatz zu der offiziellen Version nicht sein richtiger Vater gewesen war. Cerdric besaß die Alton-Gabe. Daraus ließ sich folgern, daß eine höhere Abkunft ihm das Recht auf drei Namen statt auf nur zwei gegeben hätte. Doch er hatte nie den Wunsch verspürt, es herauszubekommen, trotz der seltsamen Erinnerungen, die er gelegentlich von seiner Mutter oder Dom Jerald auffing. Es war alles so lange her …
    Merkwürdig, daß seine Mutter, so durch und durch gerecht in allen Dingen, plötzlich von ihm verlangt hatte, er solle seinen Weg der Selbstverwirklichung aufgeben. Dieser Weg hatte nichts mit dem Laran zu tun, auf das sie keinen Wert legte, er hatte nur sich

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