Rote Sonne über Darkover - 5
Damon. Laut sagte er: »Gregori, woher bist du gekommen?« Er lauschte und kam sich dabei vor wie ein Idiot, aber er hörte nichts als das Springen des Balles. Fragend sah er Hilary an.
»Kannst du ihn nicht hören?« wunderte sie sich. Damon schüttelte den Kopf. »Oh«, sie runzelte die Stirn, »das ist merkwürdig. Ich möchte doch wissen, warum nicht. Jedenfalls sagt er ›aus Nevarsin‹.«
Zum Glück für die Reste von Damons Seelenfrieden wurden sie unterbrochen, bevor er Schlußfolgerungen aus der Kombination von Gregoris Herkunft mit seinem Traum ziehen konnte. Floria, die dritte Technikerin des Kreises, kam herein und sagte: »Damon, Leonie möchte uns sprechen.«
Wie sich herausstellte, wollte Leonie über Hilary diskutieren. »Sie hat in der kurzen Zeit, die sie bei uns ist, große Fortschritte gemacht, und ich glaube, daß wir sie zur Bewahrerin ausbilden können.«
Damon schluckte einen instinktiven Protest hinunter. Eine Bewahrerin zu sein, war, wie sie alle wußten, ein hartes Leben, und Hilary war noch ein Kind. Natürlich, sicher war auch Leonie einmal ein Kind gewesen, so schwer man sich das heute vorstellen konnte.
Floria erhob Einspruch. »Es ist einfach zu früh, das zu entscheiden, und du kannst erst dann im Ernst mit ihrem Training anfangen, wenn ihr weiblicher Zyklus eingesetzt und sich normalisiert hat.«
»So war es immer der Brauch«, erwiderte Leonie, »aber heutzutage haben wir einen verzweifelt dringenden Bedarf an Bewahrerinnen, und du weißt selbst, Floria, wie viele Mädchen während der Ausbildung versagen.« Damon wußte es auch; er hatte in der Zeit, die er in Arilinn war, fünf Fälle miterlebt. »Sicher sind der Ausbildung, die ich ihr zukommen lassen kann, Grenzen gesetzt, solange sie noch ein Kind ist. Andererseits meine ich, es sei der Mühe wert, sofort zu beginnen. Zumindest gibt ihr das Zeit, sich an den Gedanken, Bewahrerin zu sein, zu gewöhnen. Vielleicht wird es den Unterschied ausmachen, der einen Erfolg garantiert.«
»Möglich.« Florias Stimme klang nachdenklich. »Und vielleicht wird sie schneller reif, als wir erwarten. In letzter Zeit ruft sie doch Poltergeist-Aktivitäten hervor - erinnert ihr euch an den Trockenobst-Riegel von heute morgen?«
Leonie runzelte die Stirn. »Ich halte Poltergeist-Aktivitäten nicht für das Charakteristikum einer zukünftigen Bewahrerin - und ich glaube nicht, daß sie den Trockenobst-Riegel hat erscheinen lassen, abgesehen davon, daß sie darum gebeten hat.«
»Was sonst könnte es denn sein?« fragte Floria.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Leonie, »und es macht mir Sorgen.
Ich möchte nicht, daß in diesem Turm etwas geschieht, das ich nicht verstehe. Bei der Arbeit, die wir tun, ist das zu gefährlich.«
»Ob uns das nun weiterhilft oder nicht«, steuerte Damon eine Information bei, »sie sagt, es sei jemand namens Gregori. Er sei hier schon länger als sie und aus Nevarsin gekommen.«
Beide Frauen sahen ihn ungläubig an. »Nevarsin?« fragte Floria.
»In Nevarsin werden keine Telepathen ausgebildet. Außerdem, wenn dieser Gregori eine Person ist, wo ist er? Offenbar befindet er sich nicht auf der körperlichen Ebene, und ich erinnere mich nicht, in der Überwelt irgendeinen Fremden gesehen zu haben.«
Leonie dachte praktischer. »Wenn sie mit ihm kommunizieren kann, ist es von Vorteil für uns. Damon, ich möchte, daß du mit ihr arbeitest. Finde heraus, was dieser ›Gregori‹ ist, und werde ihn los.
Wir brauchen Hilary so dringend als Bewahrerin, daß wir sie nicht mit einem«, sie hielt unsicher inne, »was das auch sein mag, herumspielen lassen können. Nach der Arbeit von heute nacht werde ich dich ebenso wie Hilary aus dem Kreis beurlauben, so daß du deine Zeit und Energie für diese Sache verwenden kannst. Aber bitte, erledige das so schnell wie möglich. Ihr werdet beide im Kreis gebraucht.«
Erst am nächsten Morgen machte Damon sich wieder Gedanken um Gregori. Denn die Arbeit des Matrix-Kreises ließ keinen Raum, an irgend etwas anderes zu denken. Diesmal war Hilary Überwacherin, so daß Gregori keinen Grund hatte, Dinge quer durch den Raum zu ihr zu teleportieren. Damon war ganz sicher, daß er als einziger von seinem Platz aus hatte sehen können, wie das Tablett mit Trockenobst ihr auf halbem Weg entgegenkam, als sie danach fassen wollte.
»Hilary?« Er öffnete den Mund, um ihr von ihrer gemeinsamen Aufgabe zu erzählen, machte eine Pause, um einen Bissen seines Anteils an Trockenobst zu
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