Rote Spur
ist und weiß, wann und wo man ein Tier erlegen muss, kann es besser sein, gar nicht zu schießen, denn nichts ist gefährlicher als ein verwundetes Tier.
Die Kunst des Spurenlesens: Gefährliche Tiere
Der Sicherheitshebel der MAG befand sich links neben dem Abzug, aber sie hatte auch noch einen Verriegelungsknopf am Handgriff unter dem Lauf. Den hatte ich vergessen, gewöhnt an meine verlorene Glock, die keinen Sicherheitsmechanismus außer der Trägheit des Abzugs besaß.
In fieberhafter Eile drückte ich den Verschlussknopf des wuchtigen Schrotgewehrs, sprang auf, zielte und sah, wie Inkunzi die Lamellentür aufriss. Er duckte sich, ich schoss, zu früh. Splitter, Staub, ein großes Loch im Holz. Ich rannte los. Ich musste ihn erwischen, bevor er den Waffenschrank öffnete. Kostbare Sekunden.
Ich musste meine Schüsse zählen, denn ich hatte nur sechs Patronen im Magazin. Jetzt nur noch fünf.
Ich erreichte die Schranktür, er stand da, die große Smith & Wesson Modell 500 in der Hand. Ich ließ mich flach zu Boden fallen, er schoss. Ein ohrenbetäubender Knall, verfehlt. Die Waffe musste er unter einem Hemd versteckt gehabt haben. Ich duckte mich, rollte mich weg, zielte auf die Lampe an der Decke, schoss, rollte weiter.
Noch vier.
Im Zimmer war noch immer Licht. Der Fernseher. Ich drehte mich um, schoss auf den Bildschirm, rollte mich ab.
Plötzliche Dunkelheit. Noch drei Schuss.
Das Telefon klingelte. Der Sicherheitsdienst.
Der Revolver knallte, eine Kugel schlug neben mir ein, ich rollte mich auf das Bett zu, begriff, dass ich in Schwierigkeiten steckte, seine beiden Kumpel kamen angerannt, die Flurtür bot |271| keine Fluchtmöglichkeit mehr, die Sicherheitsleute würden sich auf den Weg machen, wenn keiner ans Telefon ging. Ich hatte nur eine Möglichkeit: Ich musste Inkunzi rausholen und die Schiebetür zum Swimmingpool benutzen.
Die Männer hämmerten laut rufend an die Schlafzimmertür. Ich drehte mich, zielte auf die Tür. Auf der anderen Seite schrie einer auf und fiel.
Nur noch zwei Schuss.
Ich rollte mich hinter das Bett, sprang schnell auf, durch das Loch in der Flurtür fiel Licht, ich sah Inkunzi in demselben Moment, als er mich sah. Ich hatte keine andere Wahl. Ich schoss ihm in die Brust, er stürzte, schoss ebenfalls, die Kugel schlug in der Decke ein.
Ich schwenkte die MAG zur Flurtür, denn da war noch einer. Nur noch ein Schuss.
Ich hörte Julius röcheln. Das hatte ich nicht gewollt.
Eine Stimme aus dem Flur rief: »Inkunzi?«
Ich kroch über das Bett.
Der Bulle lag auf dem Rücken, ein großes Loch neben dem Herzen. Blut floss pulsierend auf den Teppich.
Dann war er still.
»Inkunzi?«, klang es drängend.
Ich richtete das Gewehr auf die Tür. Ich sah nichts.
Wahrscheinlich bückte er sich oder kniete, um außer Sicht zu bleiben.
Ich musste hier raus. Ich kletterte über das Bett, nahm Inkunzi die Smith & Wesson aus der Hand, konnte mich nicht erinnern, wie viel Schuss er abgegeben hatte. Ich sprang auf, riss die Gardinen beiseite und öffnete die Verriegelung der Schiebetür.
Hinter mir wurde die Zimmertür eingetreten. Ich wirbelte herum, ein Schatten näherte sich, ich schoss. Er brüllte. Ich hatte ihn getroffen.
Ich warf die MAG rechts gegen die Wand. Er schoss darauf. Ich nahm den Revolver in die rechte Hand, hob die schwere |272| Waffe, sah, wie der andere sich aufrichtete und drückte zweimal den Abzug. Er fiel.
Ich rannte zur Schiebetür und öffnete sie. Nichts wie raus hier! Die Alarmanlage heulte, das Telefon schrillte. Wie viel Zeit blieb mir?
Ich dachte nach. Meine schwarze Tasche lag noch in der Toilette. Inkunzis Schlüssel auf dem Boden. Ich öffnete das Magazin der Smith & Wesson. Alle fünf Patronen waren abgefeuert worden. Ich warf die Waffe hin, kehrte ins Zimmer zurück. Drinnen herrschte Stille. Ich hob die Schlüssel auf, stieg über die Leichen, rutschte fast im Blut aus und nahm die Waffe des Handlangers an mich. Einer kleiner Revolver, sah aus wie ein Colt. Raus in den Flur. Der, der dort lag, war noch nicht tot. Sein rechter Arm war weggeschossen. Mit der linken Hand hielt er den Stumpf und versuchte, die Blutung zu stillen.
»Hilf mir!«
Es war einer von denen, die bei dem Überfall auf mich eingetreten hatten. Er starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an, erkannte mich und griff plötzlich nach seiner Pistole, die auf dem Teppich lag.
»Nein«, sagte ich.
Er wusste, dass es um sein Leben ging. Seine Finger umklammerten den
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